Wikinomics - Platforms for Participation

richard.simmer.uni-linz, 21. März 2013, 11:28

Einleitung

Der Zugang zu Informationstechnologie ist in den letzten Jahren stets einfacher geworden. Dieser technischer Fortschritt führt dazu, dass quasi jedem User Tools für das Zusammenarbeiten und Erzeugen von wirtschaftlichem Wert zur Verfügung stehen. Diese Zusammenarbeit von innovativen Personen (Peer Production) hat eine Innovationskraft die zuvor nicht gegeben war [Tapscott & Williams 2006]. Tapscott & Williams zeigen in ihrem Buch "Wikinomics" Wege auf wie aus diesen Kollaborationen wirtschaftlicher Nutzen generiert werden kann. Sie berufen sich dabei auf die Prinzipien Offenheit, Kollaboration, Teilen und globales Handeln. Aus diesen Prinzipien erarbeiteten sie neun neue Thesen des wirtschaftlichen Zusammenarbeitens.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem dieser Prinzipien, dem "Platforms for Participation", und wird dessen Erfolg anhand von praktischen Beispielen untermauern.

 

Platforms for Participation

Bei dieser These ist das Öffnen von Software Services und Datenbanken über eine API (application programming interface) charakteristisch. Die existierenden  Plattformen (Services, Applikationen, Daten, etc.) werden Geschäftspartnern oder Programmierern sehr günstig oder gratis zur Verfügung gestellt. Die Geschäftspartner/Programmierer sind in der Regel innovative Persönlichkeiten, die neue Produkte erzeugen wollen und dafür die bereitgestellte Plattform nutzen. [Tapscott & Williams 2006],  [Fuchs 2008]. 

Die zugrundeliegende Strategie versucht die eigene Plattform so gut wie möglich zu verbreiten. Die Partner (Unternehmen, Open Source Gemeinschaften, Privatpersonen, etc.) implementieren die Plattform in ihre Produkte und dadurch wird eine schnelle Verbreitung der Plattform gewährleistet. Dies führt zum Beispiel dazu, dass neue Kunden die Plattform für sich entdecken. Des Weiteren kann das Unternehmen von den Geschäftspartnern/Programmierern Gebühren oder Gewinnbeteiligungen für die Partnerschaft verlangen. [Fuchs 2008]   

 

Praktische Beispiele 

Google:

Paul Rademacher hat 2005 die Website Housingmaps erstellt. Diese Website kombinierte Daten von Googlemaps mit Häuserdaten von craigslist. Craigslist ist eine Verkaufsbörse in den USA, wo Privatpersonen ihr Eigentum verkaufen können (ähnlich wie willhaben.at). Wenn man die Website benutze konnte man also auf einer Karte sehen welche Häuser, zu welchem Preis, zum Verkauf stehen. Diese Anwendung war eine der ersten Webseiten die Informationen von mehreren Plattformen kombinierte. Aber warum macht Google das? Warum stellt es ihr wertvolles Kartenmaterial gratis zur Verfügung?

Der Grund dafür ist, dass Google später auf diese Entwickler und deren Entwicklungen zurückkommen kann. Wenn jemand, wie Paul Rademacher etwas wertwolles mit dem Google Material entwickelt, kann Google sich entweder dieses Produkt kaufen oder den Ersteller des Produkts einstellen. Paul Rademacher wurde zum Beispiel von Google angeheuert. Dadurch dass Google ihr Kartenmaterial bereitstellt könnte man sagen, dass sie ihre Forschungs & Entwicklungsabteilung an Programmierer, die aus ihrer Sicht gratis für sie arbeiten, outgesourct haben. Sie bekommen dadurch also wertvolle neue Applikationen oder stellen Entwickler ein, von denen sie bereits wissen dass sie innovativ sind. Des Weiteren verbreitet sich ihrer Plattform, und alleine diese Verbereitung ihres Produkts (zum Beispiel Google Maps) steigert den Wert des Unternehmens [ZDNET 2008].

 

Amazon:

Amazon hat selbst nur ein begrenztes Sortiment, daher lässt es Drittanbieter an ihrer Plattform teilhaben. Spezialisierte Unternehmen, wie zum Beispiel ein Kletterstore, bekommen Zugriff auf die Amazon Plattform und können dort ihre Produkte gegen eine Gebühr anbieten. Da Amazon einer der größten Onlinehändler ist, ist dies ein Gewinn für den Kletterstore. Er kann seine Produkte an eine viel breitere Masse anbieten und wird dadurch eine Umsatzsteigerung erzielen. Amazon erweitert sein Sortiment und stellt dem Kunden mehr Produkte zur Verfügung, also eine Win-Win-Win Situation [CS 2007].

Bei einer anderen Form der Platform for Participation Strategie, gibt Amazon einem Programmierer einen Anteil wenn ein Käufer über die Seite des Programmierers ein Produkt kauft. Auf diesem Weg haben alle Beteiligten aus dem Ecosystem (Amazon und der Programmierer) einen Gewinn [ZDNET 2008].

 

Conclusion

Google, Amazon, Ebay usw. sind eigenständige Anwendungen, aber gleichzeitig bieten sie auch Schnittstellen für Drittanbieter und sind daher Massenplattformen. All diese Partner entwickeln wieder neue Applikationen die die bereitgestellten Plattformen nutzen. Aus diesen Beziehungen bildet sich ein eigenes Ecosystem aus dem alle Beteiligten Vorteile erzielen (siehe die angeführten Beispiele). Diese Ansätzte sollten definitiv in die Überlegungen einer E-Business Strategie einfließen, jedoch auch auf die Tauglichkeit für das eigene Unternehmen geprüft werden.

 

Literatur

 

[Tapscott & Williams 2006] Don Tapscott and Anthony D. Williams, Wikinomics: How Mass Collaboration Changes Everything, New York: Penguin, 2006.

 

[Fuchs 2008] Christian Fuchs: Book Review of Wikinomics: How Mass Collaboration Changes Everything, International Journal of Communication 2 (2008).

 

[CS 2007] Keith Hamon: Communication & Society: Platforms for Participation,

http://idst-2215.blogspot.co.at/2007/10/chapter-7-platforms-for-participation.html, Zugriff am 21.3.2013 

 

[ZDNET 2008] Ed Gottsman: Wikinomics 6: Platforms for Participation,

http://www.zdnet.com/blog/btl/wikinomics-6-platforms-for-participation/7986; Zugriff am 20.3.2013

 

1 comment :: Kommentieren

christine.steinmaurer.uni-linz, 14. April 2013, 20:43

Ich kann mich diesem Gedanken nur anschließen. Um auf Märkten konkurrenzfähig zu werden/zu bleiben, müssen Unternehmen E-Business Strategien (zB Einstieg in E-Commerce) entwickeln.

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