Kooperation im Internet - WebQuests

daniela.graichen.Uni-Linz, 29. April 2010, 10:25

Der Begriff WebQuest setzt sich aus WEB (das Netz) und QUEST (die Suche) zusammen und bedeutet im Deutschen soviel wie „abenteuerliche Spurensuche im Internet“. Man findet auch Erklärungen dafür wie Schnitzeljagd durchs Internet oder Wegweiser für Lernende im Internet.

Webquests sind sozusagen komplexe, computergestützte Lehr-/Lernarrangements die über das Internet oder Intranet zur Verfügung gestellt werden und sind somit eine Form des E-Learnings. Entwickelt wurden die WebQuests 1995 an der San Diego State University von Tom March und Bernie Dodge. Sie sollen Lehrpersonen sowie Lernenden aller Altersgruppen egal ob Schüler, Studenten oder Erwachsenen in Aus- oder Fortbildungen beim eigenständigen Lernen mit dem Internet und neuen Web2.0 Technologien unterstützen.

Im Rahmen von WebQuests arbeiten die Lernenden aktiv an der Aneignung von Wissen. WebQuests können in allen Schularten, Studienrichtungen und Ausbildungen verwendet werden, da die Lehrenden die WebQuests speziell auf die Zielgruppe und deren Kompetenzen konzipieren und zuschneiden können. WebQuests sind ein didaktisches Modell mit vorgegebener Struktur die in folgende Punkte unterteilt wird:

  1. Einführung: Normalerweise beginnt ein WebQuest mit einer für die Lerner authentischen Fragestellung, Problemsituation usw., die idealerweise die LernerInnen so motiviert, dass sie sich aus eigenem Interesse der Thematik und widmen und ggf. einen Lösungsansatz finden wollen.
  2. Aufgaben: Hieran schließt sich die Aufgabenstellung an, deren Komplexität vom Thema und vor allem von der Zielgruppe abhängt. Die Aufgaben werden in der Regel in Gruppen bearbeitet.
  3. Materialien: Für die Bearbeitung der Aufgabenstellung ist eine Materialienaufstellung vorhanden, in der neben Links ins Internet auch auf weitere Materialien (Bücher, lokal vorhandene Software usw.) hingewiesen wird.
  4. Prozess: Die anschließende Prozessbeschreibung soll den Lernenden konkrete Handlungshilfen / Unterstützung für die Lösung der Aufgabenstellung geben.
  5. Evaluation: Am Ende des WebQuests sollen die Lernenden die Möglichkeit erhalten, den Lernprozess kritisch zu reflektieren und zu bewerten. Hierzu kann auch eine Bewertung durch den Lehrenden herangezogen werden.
  6. Präsentation: Zum WebQuest gehört auch die Präsentation der einzelnen (Gruppen-) Ergebnisse in adäquater Form - beispielsweise als Internet- bzw. PowerPoint-Präsentation oder als Worddokument.

WebQuests sind nicht so konzipiert, dass sie den Lernenden Faktenwissen aufdrücken sollen. WebQuests sind so angelegt, dass die Lernenden, auf der Grundlage von authentischen Situationen, selbst Wissen konstruieren können. Dabei wird davon ausgegangen, dass

  • Lernen ein aktiver und konstruktiver Prozess ist. Dazu gehört, dass der Lernende zum Lernen motiviert ist und Interesse an dem hat bzw. entwickelt, was er tut und wie er es tut.
  • Lernen ein selbstgesteuerter Prozess ist, bei dem der Lerner Steuerungs- und Kontrollfunktion übernimmt.
  • Lernen ein sozialer Prozess ist – Lernen interaktiv ist.
  • Lernen situations- und kontextgebunden ist. Durch die Verwendung realer Kontexte ist für den Lerner ein Transfer leichter möglich.

Der Lehrende ist hierbei nicht mehr der Mittelpunkt, sondern der Lernende. Der Lehrende stellt das Wissen zur Verfügung und übermittelt es, des Weitern kann man in als Lerncoach oder Lernbegleiter bezeichnen.

Aufgrund der Struktur können WebQuests auf unterschiedlichen Kompetenzstufen der Lernenden eingesetzt werden. Anfänger, ungeübte Lerner können Instruktionen erhalten, Fortgeschrittenen wird über das Internet Freiraum eröffnet, sich mit der Fragestellung vertiefend und nach eigenen Interessensschwerpunkten zu beschäftigen. Mit Hilfe der vorgegebenen Materialien (Links) wird das Problem "lost in cyberspace",  das häufig zu beobachten ist, wenn Lernende "einfach" eine Internetrecherche zu einer Thematik durchführen, vernachlässigbar.

WebQuests stellen eine Möglichkeit dar, im Unterricht lernerzentriert zu arbeiten sowie Computer und Internet sinnvoll einzusetzen. Voraussetzung ist allerdings, dass sich die Lehrenden mit den zugrundeliegenden lerntheoretischen Aspekten zumindest ansatzweise auseinandersetzen.

Eine weiterführendes Arrangement das dem WebQuest sehr ähnelt sind die e-Quests die vom Aufbau her gleich sind und durch e-cooperation und e-communication erweitert werden. Zusätzlich gibt es noch Chats, Foren, Mailsysteme und auch Dateiablagen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass WebQuests eine gute Methode zum selbstständigen Erlenen von Unterrichtsstoff sind, jedoch in Zukunft sicher eher e-Quests angewendet werden.

0 comments :: Kommentieren