Statement Crowdfunding im Journalismus

thomas.groebner.uni-sbg, 11. Juni 2012, 11:21

Crowdfunding-Plattformen gelten derzeit als aussichtsreicher Weg, im Internet Geld zu verdienen. Können sie auch für den Journalismus ein Geschäftsmodell sein? Welche Dienste gibt es bereits und welche Hürden müssen überwunden werden, um erfolgreich die Crowd zu melken?Crowdfunding: Chance oder Risiko für den Jounalismus?

Tanja Braun hat sich in ihrem Blog unter andrem mit dem Thema Crowdsourcing auseinandergesetzt. Dabei wird ein Teil des Produktionsprozess and die Internetnuzter ausgelagert. Beim Crowdfunding wird ebenfalls ein wichtiger Schritt an die Crowd abgegeben: die Kapitalbeschaffung. Meist geht es dabei um kleine Beträge, die sich, im Sinne des Long Tails, zu einem großen Startbetrag für ein Online-Projekt summieren. Kann diese Form der Kapitalbeschaffung auch eine Finanzierungsform für den Journalismus sein? Hier werden exemplarisch einige Arten von Crowdfunding vorgestellt. 

 

Kickstarter

Der Marktführer im Bereich Crowdfunding kann auf 23.000 erfolgreich finanzierte Projekte, 20 Millionen private Geldgeber und 230 Millionen Dollar Finanzierungszusagen in den letzten drei Jahren zurückblicken. (laut Kickstart, Quelle zeit-online.de)   

Dass sich die Beteiligungen so deutlich zuordnen lassen, hat mit den Statuten von Kickstarter zu tun. Denn die Crowd, so steht es in den Geschäftsbedingungen, soll keineswegs uneigennützig oder aus rein idealistischen Motiven Geld spenden. Die Zahlungen sind immer an Gegenleistungen geknüpft, etwa eine Vorbestellung des Produkts zum Vorzugspreis. Oder die Designer produzieren für die Kickstarter-Community limitierte Sondereditionen. Auch das wird von der Kundschaft sehr geschätzt – und auf Facebook und Twitter entsprechend weitererzählt. Nebenbei sind Crowdfunding-Dienste auch ein starkes Marketinginstrument.

Für Projekte im "Publishing"-Bereich konnten im Durchschnitt 2.634 $ erlöst werden. Das größte Projekt ist bemerkenswerterweise die Förderung (140.201 $) eines Online-Journals, dass sich mit Technik- und Wissenschaftsthemen beschäftigt. (Quelle:nytimes.com)

 

Flattr

Vom Prinzip her eignen sich Onlinespendendienste wie Flattr gut als (wenn auch kleine) Einnahmequelle. Flattr ermöglicht seinen User für Inhalte zu spenden. "Als Flattr-User zahlt man pro Monat einen selbst gewählten Betrag in seinen Flattr-Account ein. Dieser einbezahlte Betrag kann dann im Laufe von vier Wochen an Internetinhalte per flattr-Button nach Lust und Laune gespendet werden. Am Ende des Monats wird die vorher festgelegte Gesamtsumme auf die angeklickten Dinge verteilt. Wer 20 Euro ausgibt und zehnmal etwas geflattrt hat, spendet so je 2 Euro. Bei jemandem, der sich für 10 Euro im Monat entscheidet und hundertmal flattrt, ist jeder Klick auf den Knopf 10 Cent wert." (stefan-niggemeier.de)

Während auch in bekannten und frequentierten Blogs die Flattr-Erträge im niedrigen dreistelligen Bereich bleiben, scheint das Modell bei den aufwendiger produzierten Podcasts besser zu funktionieren. Hier scheinen die User Kontinuität und Aufwand eher als beim "getippten" Inhalt belohnen zu wollen. Tim Geekheim zieht hier ein positives Fazit. 

Beschreibung: eschreibung: Monatlicher Umsatz mit Flattr auf timgeekheim.de

 

Carta.info vergleicht die 25 Beiträge mit den höchsten Beiträgen im Mai 2012: "Aus den Top 25 im Januar sind 14 Beiträge Podcasts. Einzelne Text-Beiträge werden kaum (noch) geflattrt."

Stefan Niggemeier warnt vor einer Umverteilung der Spenden, da nach seiner Ansicht überwiegend viele Flattr-Nutzer selbst Blogger sind und damit der Spendenfluss nicht wie gewünscht vom Leser zum Autor funktioniert, sondern zwischen den Autoren zirkuliert. Ein Nullsummenspiel!? 

 

Spot.us 

Bei Spot.us steht der Journalismus konkret im Fokus. Es ist ein Marktplatz, an dem freie Journalisten und User zusammenkommen. Die Crowd hat das Geld, der Journalist die Geschichte. Ist die erforderliche Summe aufgelaufen, dann wird die Story verfolgt und veröffentlicht - unter Common Lizenzen, frei zugänglich für jeden. Die Macht der Crowd reicht in diesem Fall noch weiter: User können auch Storys vorschlagen, die dann von einem Journalisten umgesetzt werden. Die Idee dahinter: Ist das Interesse an einer Geschichte groß genug, dann wird sie auch umgesetzt. Die Informationsmacht soll also zurück an den Einzelnen. Bislang funktioniert dieses Konzept überwiegend auf der lokalen Ebene. Dort, wo durch eine Berichterstattung auch Veränderung erwartbar sind.

 

Fazit:

Crowdfunding im Journalismus wird bereits praktiziert. Erfolgsfaktoren scheinen a) Partizipation b) Special-Interest-Themen und c) Emotionale Verbundenheit zu sein. Für die "Grundversorgung" an journalistischen Angebot, die reinen Nachrichten, ist diese Form der Finanzierung scheinbar nicht geeignet. 

 

Quelle (aufgerufen zuletzt am 10.06.12)

http://collabor.idv.edu/braunta/stories/39202/

http://carta.info/41099/flattr-charts-im-januar-social-payment-nur-fur-podcasts/

http://www.stefan-niggemeier.de/blog/flattr/

http://www.nytimes.com/interactive/2012/04/30/technology/three-years-of-kickstarter-projects.html

http://www.zeit.de/digital/internet/2012-06/crowdfunding-kickstarter-konsumgewohnheiten

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