Statement Die Suche nach der Bruchstelle
thomas.groebner.uni-sbg, 28. Juni 2012, 15:28
Zukunftsvisionen gehen von linearen Entwicklungen aus. Auf der Basis unsere Erfahrungen. Wie war es damals? Wie ist es heute? Und wie könnte es morgen sein? Alles scheint berechenbar, alles scheint in eine Richtung zu gehen. Immer mehr (Leistung), immer kleiner (Laptops), immer verfügbar (Cloudcomputing). Aber immer wieder werden wir mit Brüchen in scheinbar mathematisch klar strukturiert und berechenbaren Entwicklungen überrrascht. Der Rückgriff auf die Vergangenheit zeigt es, dass ausgerechnet jene Bereiche, die wir so fest im Griff zu haben schienen, besonders anfällig für Brüche sind. Die Dot.com-Blase, die Finanzkrise. Gestern undenkbar, aus heutiger Sicht eine zwangsläufige Entwicklung.
Wenn wir heute versuchen, Entwicklungen vorauszuahnen, dann reicht es nicht, vorhandene Entwicklungslinien nachzuzeichen und diese wie eine Gerade in die Unendlichkeit zu verlängern.
Auch ist es zu wenig, eine mathematische Unschärfe in die Entwicklung einzuberechnen, die die Liniearität dämpft und ein größeres Spektrum an Szenarien erlaubt. Sondern es muss die Unstetigkeit als Konstante angenommen werden.
Anstatt Entwicklungen weiterzudenken, sollten nach mögliche Brüche in der Entwicklung gesucht werden. Wo deuten sich Veränderungen in Wertesysteme, im Denken und letztlich in der Nachfrage an? Ändert sich die Machtbalance zwischen Anbieter und Nachfrager? Dieser Ansatz lässt keine genauen Prognosen zu, wie es die Annahme einer lineare Entwicklung ermöglicht. Aber er sorgt dafür, dass Trends in anderen Systemen (Das Web wird häufig als abgeschlossenes disperates System betrachtet, das analog zu anderen Systemen steht siehe Systemtheorie) nicht für die Zukunft des Webs unberücksichtigt bleiben. In einer Zukunft, in der die Systeme durch das Web immer mehr verknüpft werden, dürfen ihr Zusammenspiel nicht unberücksichtigt bleiben.
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