Propaedeutikum SharEconomy

melanie.hofer.uni-linz, 12. Februar 2014, 20:00

Das Problem der Umweltverschmutzung, Massenkonsum, Diskounter, etc. ist allgegenwärtig. Wir sehen es in Filmen wie Plastic PlanetWe feed the World und Population Boom. Wir kaufen, konsumieren und verschwenden zu viel, verschwenden unser Geld und verschmutzen somit unseren Planeten.

Zum einen sind wir, die Konsumenten, das Problem. Quantität vor Qualität und Niedrigpreise statt Faire-Preise stehen im Vordergrund. Das andere Problem sind die Unternehmen, die rein gewinnorientierte Wirtschaft, die in Billiglohnländer zu niedrigsten Preisen gleichwohl Erwachsene und Kinder zu menschenunwürdigen Bedingungen ihre Produkte erzeugen lassen. 

EINE Lösung: Tauschen statt Kaufen! Neben dem Kauf von Produkten rückt ein anderes Verkaufsmodell, das Sharing, in den Vordergrund. Anstatt unsere Bormaschinene zuhause verstauben, unsere nicht mehr getragenen Kleider im Kleiderkasten den Motten zerfressen und nicht mehr gebrauchte Lebensmittel verderben zu lassen teilen wir sie. Es sind Unternehmen/Universitäten/Organisationen/Vereine/Städte/Individuen wie Kleiderkreisel, Zquetschte Zwetschken, Otelo, Nähküche aber auch die Stadt Linz und die JKU die mit ihren (Verkaufs)Modellen etwas gegen diese Ressourcenverschwendung tun. 

Beispiele für Modelle des Sharings kommen in vielen Bereichen des täglichen Lebens vor. Wir können Kleider, Lebensmittel, Autos ja sogar unser Zuhause teilen: 

 

Textilien und Gebrauchsgegenstände teilen: 

Kleiderkreisel: Online Second Hand Markt 

Kleidertauschpartys (Gemma Kleider tausche'n Linz, Top Swop): Komm mit 10 Teilen und du kannst dir (unabhängig von Preis, Qualität, Größe,...) 10 andere Kleidungsstücke/Schuhe/Accessoires mitnehmen. 

Aus alt mach neu (Wear Fair, Nähküche, Otelo): Kleider aus alten Männerhemden zu Kleidern für kleine Mädchen; Nähen mit Freu(n)de(n); alte (Küchen)Geräte reparieren

Bookcrossing: Wer ein gelesenes Buch nicht mehr braucht registriert sich bei Bookcrossing und kann mitverfolgen wo und wer sein Buch als nächsters liest. 

 

Lebensmittel teilen: 

Foodsharing Österreich: Täglich werden Lebensmittel (Süßigkeiten, Teigwaren, etc.) angeboten die an den schnellsten Abnehmer gehen. 

Foodsharing @JKU: Der Fair-Teiler steht allen Personen an der JKU zur Verfügung. Wer Lebensmittel nicht mehr isst/braucht kann diese im Kühlschrank im Bankengebäude abgeben. Wer hungrig ist kann nachschauen und sich ggf. bedienen. 

Zquetschte Zwetschken: Als guten jedoch nicht mehr verkaufbaren Obst und Gemüse werden Chutneys, Marmeladen, Eintöpfe die man (zb. am Linzfest) gegen eine kleine Spende erstehen kann. 

Obstbäume: Ein nettes App das zeigt wo sich der nächste zb: Apfelbaum befindet von dem man pflücken kann. 

Gemeinschaftsgärten Linz: Gemeinsames anbauen von Obst und Gemüse für den Eigenverbrauch. 

 

Autos teilen: 

Carsharing Österreich: Mithilfe eines Apps weiß man immer wo sich das nächste Carsharing-Auto befindet. Hat man sich registriert kann man die verfügbaren Autos beliebig verwenden. Pro verwendete Minute ist ein Beitrag zu bezahlen.

(diverse) Mitfahrgelegenheiten: Fährt man von zb: Wien nach Hause kann man dies in diesem Portal ankündigen. Gegen Bezahlung eines kleinen Beitrags teilt der Fahrer sein Auto mit Anderen. 

 

Wohnung/ Haus teilen: 

Airbnb.com, 9flats.com, : Ist man auf Urlaub, auf Geschäftsreise, etc. und die Wohnung steht leer kann man in diesen Portalen seine eigenen vier Wände an reisefreudige Personen vermieten. 

 

Daten teilen: 

Open Commons Linz: gemeinsames/ freies Verwenden von Daten. 

 

Zeit teilen: 

Zeitgemeinschaft Strudengau: 1 h spanisch lernen = 1 h Fenster putzen. Jede Stunde ist gleich viel wert. Wer gut spanisch spricht kann jemand anderen Unterricht geben und bekommt im Gegenzug dafür von jemand anderem die Fenster geputzt. 

 

Weiters kann man Finanzen, Versicherungen, Arbeit (und auch Arbeitsplatz), etc. teilen. Auch auf dem diesjährigen Linzfest war das Teilen ein wichtiger Aspekt. Unter dem Motto: deins, meins - egal! wurden Kleider getauscht, Geräte repariert (Otello), Chutney gekocht (Zquetschte Zwetschken) und vieles mehr.

Wer noch immer nicht genug hat vom Teilen: in China kann man sich eine Katze mieten. Man bezahlt nach Stunden. :) Miau!  [4]

 

 

Share Economy am Beispiel von Swap-Markets

Was sind Swap-Markets: Swap-Markets oder Kleidertauschparties sind eine moderne Verbindung zwischen Flohmarkt und Party nur das es dabei nicht um monetäre Entschädigung geht. Vielmehr werden bei Swap-Markets Kleidungsstücke und Accessoires die man nicht mehr braucht gegen Wertmarken/Stempel/Coins/etc. eingetauscht. Je nach dem um welche Art von Swap-Markets es sich handelt werden die Stücke:

  • auf ihre Wertigkeit hin berechnet (zb: Swap-Party Berlin). Umso schöner, wertvoller, etc. ein Gegenstand ist umso mehr Coins bekommt man dafür.[1] 
  • unabhängig von ihrem Wert erfolgt das Tauschen pro abgegebenem Gegenstand. Ein Gegenstand = Ein einzulösender Stempel. [2]

Unter swapping (engl. tauschen) versteht man das Austauschen von hochwertigen Gebrauchsgegenständen über Tauschbörsen oder Veranstaltungen. Dieser aus den USA stammende Trend ist mitunter prominenten Persönlichkeiten wie Reese Witherspoon und Naomi Campbell zu verdanken. [3]

Swap-Party Wissensturm

Hierbei geht es einerseits um einen Trend an dem sich in letzter Zeit vermehrtes Interesse zeigt. Kleidung die nicht mehr getragen wird kann mit gutem Gewissen weitergegeben werden. Man hat die Zuversicht, dass auch andere sich an liebgewonnenen Kleidungsstücken die einem nicht mehr passen freuen können und diese weiter tragen. [1]

Zum anderen tritt der interaktive Aspekt in den Vordergrund. Das Event, die Kleidertauschparty, wird vermehrt von jungen Menschen als Treffpunkt von Gleichgesinnten angsehen. Zum vordergründigen Kleidertauschen kommt in vielen Veranstaltungen auch die Aftershowparty als wichtiger Aspekt nach dem Tauschen hinzu. Hier verwandelt sich der Tauschplatz zur Tanzfläche und neu erstandene Kleidungsstücke können gleich präsentiert werden. "Man trifft sich, tauscht schöne Dinge und später geht das Ganze über in eine colle Party." [1]

Die Zielgruppe scheint eindeutig die junge, weibliche Generation zu sein die sich auf Second-Hand Märkten und Flohmärkten trifft. [1]

Darüberhinaus ist Swapping eine Bewegung gegen die schnelllebige Konsum- und Wegwerfgesellschaft: es wird kein Müll erzeugt, kein Geld ausgegeben. Man tauscht getragenes und erhält im Gegenzug Kleidungsstücke mit eigener Geschichte. [3]

Der Trend des Kleidertauschens geht weiter. In Wien wurde letztes Jahr das Hilten zur Location für die Top-Swap Kleidertauschparty. Auch Berlin und Hamburg freuen sich reger Teilnahme. Neben dem an erster Stelle stehendem Kleidertauschen erfreuen sich auch Unternehmen an diesem lukrativem Handel. Beaty-Salons, Masseure, Frisöre und Stylisten bieten vor Ort ihre Dienste an. Auch Häagen-Dasz versucht den Menschenauflauf mit einer Kostprobe für Marketingzwecke zu nutzen. [3]

Tipp: Das nächste Kleidertausch-Event findet am 15. und 16. November 2013 im Wissensturm in Linz statt UND am 16. November im Novomatic Forum in Wien

 

 

Weiterführender Beitrag: Long Tail

 

Quellen:

[1] Zeit Online: Tupperparty auf Modern. 

[2] Top-Swap Wien.Linz.Graz

[3] Abendblatt: Trend Swap-Partys

[4] Kopp-Wichmann, Roland: Sind wir schon auf dem Weg zu einer "sharing economy"

 

 

2 comments :: Kommentieren

Ist Sharing wirklich DIE Lösung?

melanie.hofer.uni-linz, 24. Oktober 2013, 16:15

Der Ansatz der Shareconomy fordert eine Überprüfung der eigenen Werte auf: Was ist mir im Leben wirklich wichtig? Der Nutzen eines Buches liegt hauptsächlich darin es zu lesen bzw. es zu verstehen. Es liegt nicht im besitz des Buches. Viel von etwas zu haben um dafür Presitge oder Anerkennung zu erhalten verfehlt den Zweck des ursprünglichen Nutzens eines Buches. (anregendes Gespräch über die Inhalte des Buches = ich bin belesen; nicht aber: viele Bücher im Bücherschrank = ich bin belesen). Zudem kommt: Verzichten will nur der der vorher viel hatte. "Erst das Fressen, dann die Moral" verkürzte Bert Brecht schon 1928 die Bedürfnispyramide von Maslow. Nur wer den Überfluss kennt sucht die Einschränkung. [4] 

Verlinken :: Kommentieren

Reparieren statt neu kaufen...

claudia.scheba.uni-linz, 5. November 2013, 08:29

...ist zwar nicht ganz im Sinne der Shareconomy, dennoch eine nähere Betrachtung wert, wie ich meine. Denn bei Reparaturnetzwerk, Reparier.me, Reperaturfuehrer steht nicht "Tauschen statt Kaufen" sondern "Reparieren statt Kaufen" im Vordergrund. Auch hier spielt der Nachhaltigkeitsgedanke eine bedeutende Rolle und soll wie bei dem von dir angeführten Beispiel des Kleidertauschens von einer Wegwerfgesellschaft zu einem bewussten Umgang mit Ressourcen führen. Wie auch schon bei der Sharing Economy, hat auch bei der "Repairing Economy" das Web die Vernetzung von Gleichgesinnten vereinfacht, sodass sich auch dieser Trend immer größerer Beliebtheit erfreut und auch Potenzial für neue bzw. neu erfundene Geschäftsmodelle birgt. 

Beispiel Reperaturnetzwerk: Das Reperaturnetzwerk wurde 1999 gegründet und umfasste damals 23 Betriebe. Heute zählt das Netzwerk über 50 Betriebe und führte 2012 50.000 Reperaturen durch, wodurch ca. 600 Tonnen Müll vermieden wurden!

Eine weitere interessante Seite ist murks? nein danke!, die sich der geplanten und gewollten Obsoleszenz von Konsumgütern widmet. Diese bürgerschaftliche Bewegung setzt sich für eine nachhaltige Produktqualität ein, was sich über optimale Nutzbarkeit, einfache Reparierbarkeit, freie Ersatzteilversorgung, Ressourceneffizienz und ethische Kreislaufwirtschaft definiert.

Verlinken :: Kommentieren


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.