Blockchain technology and trust in the sharing economy
georg.pilsner.uni-linz, 16. Mai 2018, 17:22
Sharing Plattformen wie Uber oder Airbnb haben in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom ausgelöst und mit ihren unkonventionellen Business-Modellen einige bisher sehr traditionell behaftete Wirtschaftszweige auf den Kopf gestellt oder zumindest massive politische Diskussionen ausgelöst. Mit dem Prinzip, ungenutzte Ressourcen zu versilbern indem sie für ein gutes Entgelt anderen Personen für deren Nutzen leihweise zu Verfügung gestellt werden, verdienen sich Plattformprovider, die Leistungs-Anbieter und Nachfrager zusammenbringen, eine goldene Nase. Mit dem Aufkommen der aktuell äußerst populären Blockchain-Technologie stellt sich nun für viele die Frage, ob mit Hilfe von sogenannten dezentralen Trust-Free-Systemen, die eben ohne Intermediäre auskommen, die Sharing Economy nochmals aufgemischt werden kann. Hawlitschek et al. haben in ihrer Literaturstudie versucht Wege und Grenzen aufzuzeigen, ob die Blockchain-Technologie das Potential hat, das Vertrauen in Sharing Plattformen zu ‚kompensieren‘. Zum besseren Verständnis werden im Vorfeld die Begriffe Blockchain und Sharing Economy in aller Kürze erläutert:
Blockchain Technologie
Blockchain ist im Grunde genommen eine dezentrale Datenbank, in der Transaktionsdaten in einer Sequenz von verschlüsselten Daten-Blöcken abgespeichert werden. Durch die dezentrale Verteilung der gesamten Datenblöcke auf eine Vielzahl von Usern kann somit eine nachträgliche Änderung bzw. böswillige Manipulation nicht mehr unbemerkt erfolgen. Nach diesem Prinzip basiert auch bspw. die Kryptowährung Bitcoin. Die Blockchain kann aber nicht nur Transaktionsdaten sicher abspeichern, sondern in Form von sogenannten Smart Contracts Aktionen auslösen basierend auf einen zuvor individuell festgelegten Algorithmus.
Sharing Economy
Unter dem Begriff Sharing Economy werden meist Peer-to-Peer Plattformen verstanden, auf denen handelbare Produkte, Waren geteilt werden und zur Miete oder Nutzung angeboten werden, um dadurch die Nutzungsrate zu erhöhen. Im Artikel wird das Sharing-Prinzip und dessen Merkmale anhand sieben Kriterien genauer beschrieben:
-Vergrößerung Nutzungsrate von vorhandenen Ressourcen
-Peer-to-Peer Prinzip
-Vergütungsprinzip – Ressource kann geteilt werden gegen Austausch von Geld
-Ware wechselt nicht den Besitzer
-Ware ist Greifbar (zB. Auto, Apartment,..)
-Wirksamer Einsatz von Informationssystemen
-Zugang zur/ Nutzung einer Ware ist für eine begrenzte Zeit gestattet
Bei typischen Peer-to-Peer Sharing Plattformen gibt es in der Regel drei Akteure: ein Anbieter, der beispielsweise seine private Wohnung, sein Auto etc. verleiht, um in der „Stillstandzeit“, in der er quasi selbst das besagte Gut oder Objekt nicht benötigt, einen Nutzen zu generieren. Auf der anderen Seite steht natürlich ein Nachfrager, also ein Gast, Fahrgast, etc. der das besagte Gut, Objekt oder eine Dienstleistung in Anspruch nehmen möchte. Damit Nachfrager und Anbieter zusammenkommen, bedarf es zu guter Letzt auch einen Intermediär, einen Betreiber der Sharing-Plattform. Eine der wesentlichen Grundvoraussetzungen für das Funktionieren solcher Plattformen ist Vertrauen. Sowohl das Vertrauen des Kunden in den Anbieter, dass bspw. dieser bei den Angaben zu seinem Apartment etc. keine Märchen erzählt, als auch umgekehrt, das Vertrauen des Anbieters in seine Gäste, dass diese mit seinem Besitz respektvoll umgehen. Schließlich gilt es auch noch dem Sharing-Plattform Anbieter Vertrauen entgegen zu bringen was die korrekte Abwicklung der Zahlungsvorgänge, Bewertungen etc. betrifft.
Während es nun Teil der Aufgaben von Sharing-Plattform-Anbietern wie Airbnb ist, dass sie ihre Nutzer überprüfen und ihnen so gewissermaßen ein ‚Vertrauenszertifikat‘ ausstellen, könnte man an deren Stelle auch die Blockchain Technologie einsetzen, die ja eine „unveränderbare, einvernehmlich bestätigte und öffentlich verfügbare Aufzeichnung von vergangenen Transaktionen“ erstellt. Somit könnte man theoretisch die Vertrauensproblematik zumindest etwas umgehen, wobei auch deutlich im Artikel hingewiesen wurde, dass man dadurch das „Vertrauen“ sicherlich nicht zur Gänze mit der Blockchain ausschalten kann. Das darin aber durchaus Potential steckt, zeigen Sharing Start-Ups bzw. Pilotprojekte wie Lazooz oder Share&Charge, die ganz ohne Intermediäre auskommen. Transaktionen werden dabei über die dezentrale Plattform mittels Blockchain-Technologie durchgeführt.
Im Zuge ihrer Studie haben Hawlitschek et al. ein Framework erstellt in dem sie die unterschiedlichen, teils technologischen, Schichten darstellen, in denen die Sharing Economy sowie die Blockchain Technologie ‚aufgebaut‘ ist. Eine der Erkenntnis war, dass Vertrauen in der Sharing Economy als ein komplexes Konzept mit einer Vielzahl an Stakeholdern, Zielen und Dimensionen gesehen wird. Bezogen auf die Blockchain als quasi ‚Trust-Free-Technologie‘ wird vor allem das Wegfallen der Intermediäre als vertrauenswürdige Dritte als wesentlicher Punkt gesehen. Dass die Blockchain nicht zu Gänze als Trust-Free System in der Sharing Economy Welt uneingeschränkt eingesetzt werden kann, argumentieren die Autoren damit, dass nach wie vor der Transaktionen zwischen Menschen stattfinden bzw. geteilt werden, was daher nicht komplett 'trust-free' funktionieren kann. Gerade bei komplexeren sozialen Beziehungen bei denen Ressourcen und Waren geteilt werden, ist die Blockchain allein als Vertrauengeber nicht ausreichend. So werden vermutlich auch in naher Zukunft Sharing Economy Plattformen nicht komplett trust-free funktionieren.
Meinung:
Der Einsatz von Blockchain in der Sharing Economy um Intermediäre auszuschalten und somit Kosten für Anbieter UND Endkunden zu sparen, ist meiner Meinung nach durchaus begrüßenswert. Aktuell muss man aber eben auch Serviceplattformen die Gebühren für Sharing-Transaktionen verlangen, aber als solche wahrnehmen, was sie auch sind, nämlich Anbieter von Services! Sie stellen nicht nur die Infrastruktur in Form der Internetplatform bereit, sondern sind auch der erste Ansprechpartner wenn es um Reklamationen, Beschwerden, Schadensansprüche etc. geht. Ohne dass ich mich im Detail hier auskenne, glaube ich, dass es in manchen Fällen durchaus schwierigig sein könnte, wenn es keinen offiziellen "Ansprechpartner" gibt.
Quellen:
[1] Florian Hawlitschek, Benedikt Notheisen, Timm Teubner, The limits of trust-free systems: A literature review on blockchain technology and trust in the sharing economy in: Electronic Commerce Research and Applications, Volume 29, 2018, Pages 50-63, ISSN 1567-223, https://doi.org/10.1016/j.elerap.2018.03.005 .
digitales Vertrauen vs. Realität
marian.limberger.uni-linz, 15. Mai 2018, 09:42
Ich denke, dass das "digitale Vertrauen der Blockchain" nicht den Übergang von Ware und Nutzer mit einbezieht. Die Schwachstelle bleibt der, der z.B. die Daten in der Blockchain eingibt.
Blockchain-basierte Antwort auf Uber
susanne.groiss.uni-linz, 15. Mai 2018, 22:23
Ein Startup das bereits gegen Uber und Co arbeitet ist "Arcade City". Das Ziel von Arcade City ist es, eine Blockchain-basierte Alternative zum bekannten Ridesharing-Dienst aufzubauen und so ein demokratisches Peer-to-Peer-Netzwerk bestehend aus beliebig vielen Fahrern und Nutzern aufzubauen. Beide Parteien können dabei jederzeit selbst entscheiden, zu welchen Bedingungen sie den Ridesharing-Dienst nutzen wollen. Mittelsmänner, die auf Profit aus sind, wie bei Uber, sollen damit der Vergangenheit angehören. Mehr dazu auch hier
Geschäftsmodell
gertrude.dienstl-ottensamer.uni-linz, 16. Mai 2018, 14:38
Wie sieht hier das Geschftsmodell aus? Handelt es sich dann dabei um ein Non-Profit-Unternehmen oder erzielt das Unternehmen durch Werbeeinnahmen bzw. den Verkauf von Daten Umsätze?
Kurzvideo Arcade City
elsa.wiesinger.uni-linz, 16. Mai 2018, 17:11
Hier ein Kurzvideo-Ausschnitt zu Arcade City aus den Fox Nachrichten: https://www.youtube.com/watch?v=YrZQF4aIXqQ
Eine wirklich interessante Idee!
LaZooz
georg.pilsner.uni-linz, 16. Mai 2018, 17:30
genau , LaZooz, das eben im Artikel erwähnt wird, funktionert nach den gleichen Prinzip. Über eine App kann man virtuelle "Münzen" je nach gefahrenene KM sammeln, wenn man jemanden mitnimmt.Vom Fahrgast werden dann die virtuellen Münzen abgebucht, das alles funktioniert eben auf Basis der Blockchain und ohne Intermediär. Betriebs-/Wartungsosten für die Plattform werden dennoch irgendwie anfallen, mit welchen Einnahmen diese kompensiert werden kann ich leider auch nicht sagen..
Peer-to-Peer
magdalena.bieregger.uni-linz, 17. Mai 2018, 13:57
Dezentrale Peer-to-Peer Netzwerke ermöglichen vor allem sichere und kostengünstige Transaktionen. Auch wenn für die Teilnehmer des Rechnernetzwerks sämtliche Transaktionen unverfälscht einsehbar sind bleiben sie für Außenstehende dennoch anonym.