Transparenz Transparenz im Gesundheitswesen
christian.haiden.uni-linz, 24. November 2015, 23:22
Problemstellung:
Laut der OECD Health Statistic wurden in Österreich im Jahr 2012 für Gesundheit insgesamt 34 Milliarden Euro ausgegeben. Das sind rund 11 Prozent des Bruttoinlandsprodukt. Trotz dieser enormen Summe ist der Output mittelmäßig. Jedoch ist die Gesundheit für die Österreicher ein wichtiges Anliegen. Dies zeigt sich durch die vermehrte Inanspruchnahme von Wahlärzten sowie das Boomen von diversen Web Diensten.
Trotz aller Bemühungen ist oft unklar, was das gesundheitliche Problem ist, sowie ist nicht klar, wo der Patient mit seinen Fragen/Problemen hingehen kann.
Die Autoren beschreiben die österreichische Gesundheitslandschaft als intransparenten Dschungel. In diesem Wirrwarr ist es oft schwierig für die Patienten, wohin sie sich wenden können. So ist es oft der Fall, das sie nicht immer beim richtigen Arzt oder Einrichtung landen, was wiederum mit höheren Kosten verbunden ist, sowie leidet die Qualität. Des weiteren wird im österreichischem Gesundheitssystem oft nebeneinander und wenig miteinander gearbeitet.
Das Problem ist nun, wie sichergestellt werden kann, dass der Patient sein Problem richtig erkennt und zur richtigen Einrichtung geht. Desweiteren ist es wichtig, wie elektronische Gesundheitsdienste und die damit verbunde Transparenz die Allgemeine Qualität der Behandlung verbessert.
Best Practice - internationale Beispiele
Die Autoren der WKO erwähnen hierbei viele Lösungsbeispiele sowie Best Practice - Beispiele zu zwei definierten Themen:
- Der informierte Patient
- Transparenz zugunsten des Patienten
1. Das World Wide Web als Informationsquelle
Laut der WKO durchsuchen fast 50 Prozent der Österreicher das Internet nach möglichen Symtomen, bevor sie ihren Hausarzt kontaktieren. Dies hat oft zur Folge, das Krankheitssymtome falsch interpretiert werden, und daraus hinaus wie ein Hypochonder plötzlich Symtome verspürt. Es gibt zwar umfassende online Portale, auf denen Patienten Informationen finden beziehungsweise diese zur Verfügung gestellt werden, jedoch löst dies nicht das Problem des richtigen Ansprechpartners für die richtigen Beschwerden.
Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Gesundheit der WKO, ist der Meinung, das in Österreich ein solches Patienteninformationsportal fehlt. In seinen Augen muss diese Lösung vorallem interaktiv und sachlich fundierte Informationen bereitstellen. Dazu kommt das dieses Portal aktiv beworben sen muss, um bei der Bevölkerung auch dementsprechend akzeptiert zu werden.
2. Telefon und webbasierte Erstberatungsservices
Oft wissen Patienten nicht, ob sie überhaupt zum Arzt gehen sollen. Diese Fragen können schon im Keim erstickt werden, mithilfe eines telefon- und webbasierten Erstberatungsservice. Hierbei können auch Gesundheits- und Pflegepersonal, welche aus körperlichen Gründen ihren Beruf nicht mehr ausführen können, Patienten beraten. Dies hat sich in anderen Ländern schon gut bewährt (medgate.ch, medi24.ch).
3. Transparenz via Elektronische Gesundheitsdienste
Wie schon am Anfang erwähnt, wird in Österreich mehr Nebeneinander als Miteinander gearbeitet. Dies schlägt sich vor allem auf die Patienten nieder, bzw. hat dies erhebliche Ineffizienzen zur folge. Eine Intransparenz in der Medikamentenverschreibung kann eine gesundheitsschädliche Wechselwirkung erzeugen, die bis hin zum Tot führen kann. Deswegen ist es erforderlich, die Transparenz und die notwendige Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen voranzutreiben. Martin Gleitsmann erwähnt noch dazu, dass in der Diskussion rund um ELGA meist nur negative Aspekte aufgezeigt werden. Durch die Transparenz haben Behandler Zugriff auf die Vorgeschichte sowie aktuelle Befunde und können so die Behandlung effizienter gestallten.
Negative Aspekte ist der Datenschutz. Dieser spielt in der öffentlichen Diskussion leider eine viel größere Rolle als alle Vorteile zusammen. ELGA auf höchsten Niveau was Sachen Datenschutz angeht. Erst vor ein paar Jahren wurden physische Krankenakten in Mülltonnen vor einem Krankenhaus gefunden, was zeigt, das Offline Daten genauso Missbraucht werden können.
4. Qualitätstransparenz
Bei der Suche nach dem richtigen Angebot im Gesundheitssystem spielt Qualität eine große Rolle. Doch wie erfährt der Patient, wo er die gesuchte Qualität findet?
Zurzeit fehlt es an Möglichkeiten, Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen in Hinblick auf die Qualität ihrer Services zu vergleichen. Das gilt für öffentliche Einrichtungen gleichermaßen wie für private.
Ärztetransparenz durch die Bewertung durch Patienten
Wegweiser im deutschen Gesundheitssystem
-Tool zur Arztsuche, Krankenhaus und Pflegeheimsuche (inklusive Pflegeplaner) und zur Arztbewertung
-Anonymer, wissenschaftlich fundierter, einfach verständlicher Fragebogen zur Bewertung des Arztes
-Aus den Bewertungen ergibt sich bei der Arztsuche eine Weiterempfehlungsrate und auch Detailergebnisse sind online verfügbar
Fazit & Bezug zum Thema
Anfangs war ich mit dem Thema ELGA nicht vertraut. Nachdem ich mich nun beschäftigt habe, bin ich der gleichen Überzeugung wie Herr Gleitsmann. Ich finde die Vorteile und die damit verbundene Transparenz für Ärzte sowie für die Patienten ergeben einen erheblichen Vorteil und lassen die negativen Aspekte schwinden. Datenschutz ist natürlich nicht zu vernachlässigen, jedoch kann dies auch in Papierform geschehen. Schlussendlich kann gesagt werden, dass die Vernetzung von Akteuren im Gesundheitswesen einen erheblichen Vorteil für die Allgemeinheit mit sich bringt.
nicht essentiell: http://www.ti-austria.at/uploads/media/Grundsatzpapier_Gesundheitswesen_auflage2_2010_02.pdf
Thomas.Hahn.Uni-Linz, 25. November 2015, 11:31
Hallo Christian,
ich habe mir deinen Beitrag durchgelesen und möchte gerne dazu Stellung nehmen. Ich habe in einigen Punkten etwas andere Ansichten als der Artikel bzw. du:
"Das Problem ist nun, wie sichergestellt werden kann, dass der Patient sein Problem richtig erkennt und zur richtigen Einrichtung geht."
Das ist meiner Meinung nach Aufgabe des Hausarztes entsprechend weiterzuvermitteln. Dazu sollte jeder Patient in der Lage sein.
"Eine Intransparenz in der Medikamentenverschreibung kann eine gesundheitsschädliche Wechselwirkung erzeugen, die bis hin zum Tot führen kann." - Meiner Einschätzung nach ist das wohl eher die Ausnahme und nicht die Regel.
"Deswegen ist es erforderlich, die Transparenz und die notwendige Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen voranzutreiben." - sehe ich anders, nur weil es Einzefälle gibt, sollen alle Patienten ihre Daten digital zur Verfügung stellen?
"Erst vor ein paar Jahren wurden physische Krankenakten in Mülltonnen vor einem Krankenhaus gefunden, was zeigt, das Offline Daten genauso Missbraucht werden können." - Auch hier ist das wohl wieder die Ausnahme. Nur weil es vereinzelt Fälle von Missbrauch gibt, ist das meiner Meinung nach keine Freibrief für ein digital vernetztes System, wo der Missbrauch vielleicht viel einfacher möglich ist.
"Martin Gleitsmann erwähnt noch dazu, dass in der Diskussion rund um ELGA meist nur negative Aspekte aufgezeigt werden. Durch die Transparenz haben Behandler Zugriff auf die Vorgeschichte sowie aktuelle Befunde und können so die Behandlung effizienter gestallten." -Man muss sich denke ich, die Fragen stellen, warum es so viele negative Aspekte bzw. Bedenken gibt. Die kommen ja nicht von ungefährt und wir haben gottseidank eine Datenschutzkomission die sich mit diesen "negativen Aspekten" in Bezug auf ELGA beschäftigt hat bzw. beschäftigt.
In meinem Beitrag behandle ich übrigens das Thema ELGA, ich komme zu einem etwas anderen Fazit. Meiner Ansicht nach, gibt es keine wirklichen Vorteile für den 0815 Patienten.
rainer.kroisamer.uni-linz, 25. November 2015, 18:56
Vielleicht bist du ein Kandidat für das offizielle Informationsvideo zu ELGA.
Scherz beiseite. Einige der Aussagen in dem Artikel sind sicherlich an den Haaren herbeigezogen und ich stimme dir zu dass an diesen Beispielen die Vorteile von ELGA nicht zu ermessen sind. ELGA, also die österreichische Lösung der europäischen elektronischen Patientenakte, ist Teil eines großen Vernetzungsplans der EU, dem Aktionsplan für europäische Gesundheitsdienste mit dem Erhabenen Ziel des grenzüberschreitenden elektronischen Datenaustausches innerhalb der EU unter dem Stichwort eHealth. Die Einführung der eCard beispielsweise sowie Anpassung in nationalen Gesetzen waren der erste Schritt zu ELGA. Die Vorteile, so denke ich, sollen in erster Linie nicht den PatientInnen dienen, sondern den nationalen Gesundheitswesen und dem Staat, in Form von Kostenersparnis, Entbürokratisierung, Harmonisierung und Kontrolle. Solltes du dennoch überlegen aus ELGA aussteigen zu wollen, hier gleich das passende Formular.