Urheberrecht revisted
thorsten.hoffmann.uni-linz, 31. Mai 2012, 15:30
Zur Recherche dieser Aufgabe bin ich auf einen Beitrag auf der Wesite heise online gstoßen. In diesem Beitrag wird anhand verschiedener (Bürger-) Initiativen geschildert, welche Dynamik die Diskussion um das Urheberrecht mittlerweile angenommen hat.
Heise zeigt anhand verschiedener Interessengruppen, dass das Urheberrecht kein statisches Gebilde (mehr) ist. Es geht also nicht (nur) um die Frage, ob Urheberrechtsverletzungen vorliegen, sondern um die viel entscheidendere, wer ist Urheber, wer ist Konsument, welche Rahmenbedingungen finden wir heute vor (vgl.http://www.heise.de/newsticker/meldung/Wir-sind-die-Urheber-Kritik-an-Kuenstleraufruf-1573617.html, dl.31.5.2012)?
So argumentiert die Initiative "Wir sind die Bürger" etwa (Argument 1):
"Das Internet verändert dramatisch die Rahmenbedingungen für kulturelles Schaffen. Plötzlich stellen sich urheberrechtliche Fragen für alle von uns - auch für Laien"(http://wir-sind-die-buerger.de/, dl.31.5.2012)
Gemeint ist damit, dass es mit der Entwicklung des Internets zu einer Ausweitung und grundlegender Veränderung der Informations- und Kommunikationsformen kam. Inhalte werden kreativ von Usern weiterverarbeitet ohne dass dabei in der aktuellen Rechtslage klar zu erkennen ist, ob man sich damit eines Verstoßes gegen das Urheberrecht schuldig macht oder nicht. Der Initiator von "Wir sind die Bürger" Thomas Pfeiifer spricht in folgendem Video von einem gesetzlichen Widerspruch zwischen Meinungsfreiheit und geistigem Eigentum.
Quelle:http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Nk1aTZDKo2I#! , dl.31.5.2012
Die Initiative "Auch wir sind die Urheber" argumentiert ähnlich. Auch hier lässt sich die Aussage finden, dass das bestehende Urheberrecht Interessen vertritt, die mit der kulturschaffenden Kraft des Internets nicht vereinbar sind. Urheberrechte lassen sich demnach nicht auf traditionelle Medien wie auf das Buch oder Film beschränken, sondern müsste auch Schaffensprozesse behandeln, die durch das Internet erst ermöglicht werden. "Auch wir sind die Urheber" sieht darin ein Bestreben, das zu einer Monopolentwicklung führt und kulturelle Güter in deren Vielfalt beschneidet (vgl.http://wir-sind-urheber.de/, dl.31.5.2012)
Stein des Anstoßes war die Künstlerinitiative "Wir sind die Urheber". Auch sie fordern eine Veränderung des Urheberrechts und zwar insofern, als dass sie argumentieren, dass es in dessen Ausführung mittlerweile dem gewohnten Zweck nicht mehr dient. Argument 2: Die technologische Entwicklung hat zu einer Situation geführt, in der Eigentumsinteressen nicht mehr gewahrt werden können. Das Urheberrecht muss soweit angepasst werden, dass es seinen ursprünglichen Zweck wieder dient --> dem Interessenschutz der Eigentümer ! Das Urheberrecht muss sich mit Fragen der technischen Beschränkung, Zensur usw. beschäftigen (vgl. http://www.wir-sind-die-urheber.de/, dl. 31.5.2012).
Wir sehen: Beide Argumentationslinien fordern eine Abänderung des Urheberrechts, die Positionen sind jedoch verschieden. Während die einen argumentieren, dass das Urheberrecht seinem ursprünglichen Zweck nicht mehr dient, meinen die anderen, dass es mit der kulturellen Errungenschaft des Internets zu einer grundlegenden Begriffsabänderung von Urheber und Konsument kam.
stefanie.gaisboeck.uni-linz, 2. Juni 2012, 22:03
Ich habe auch zum Thema "Wir sind die Urheber oder wir sind die Bürger" auf folgender Webseite etwas gefunden. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass sich auch Michael Mittermeier dafür einsetzt.
Mehr dazu könntest du hier nochmals lesen.
lg, Stefanie
thorsten.hoffmann.uni-linz, 8. Juni 2012, 11:57
hallo, ich habe mir die liste auch durchgeschaut. erstaunlich welche promis sich dafür einsetzen ... zb. günther wallraff. ich denke, dass da an aufklärung fehlt. klar, es will niemand, dass seine arbeit geklaut wird, kreativität hat ja schließlich seinen wert. aber ich denke nicht, dass diese künstler gegen eine kreative, diskursive auseinandersetzung und verarbeitung ihrer werke sind.
sehr interessanter artikel
nikolaus.weingartmair.uni-linz, 13. Juni 2012, 11:59
Ich finde auch diese Perspektive sehr interessant, dass in der heutigen Situation die Grenzen zwischen Urheber/Produzenten und Konsumenten immer mehr verschwimmen. Man findet dazu einiges unter dem Begriff "Prosumer" - ich habe für meine Recherchen ein Wiki angelegt dort findest du auch etwas über diese Thematik Prosumer.
Ich würde mich auch freuen wenn du meinen Blog besuchen würdest.
Kommentar zu Argument 1: "Wir sind die Bürger" ...
horst.wallner.uni-linz, 17. Juni 2012, 13:59
Hallo Thorsten!
Ich möchte mit dieser sehr persönlich gehaltenen Anmerkung sowohl zum o.a. Argument 1 als auch deinem Kommentar an meinem Beitrag Stellung beziehen.
Bei meiner täglichen Arbeit in einem Bankinstitut (vor allem bei der Vergabe von Krediten) habe ich es immer wieder sowohl mit Konsumenten als auch mit Freiberuflern oder Kommerziellen zu tun. Hier hat der Staat durch das Konsumentenschutzgesetz strenge Auflagen zum Schutz der Verbraucher geschaffen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man diesen Schutz der Bürger auch fü den Bereich des Internet übernimmt.
Genau hier sollte man in Sachen Urheberrecht "für Bürger" ansetzen: Es handelt sich oft um ganz unerfahrene (junge) Anwender, die relativ schnell in Berührung mit Urheberrechsverletzungen kommen. Man sollte jedoch hier meiner Meinung nach insbesondre das besondre Gut der Freiheit des Netzes wahren (allerdings mit Grenzen).
Im Falle von Künstlern (beispielsweise Musikern) stehe ich widerum für einen Schutz ihrer Werke auf möglichst verständliche Art und Weise. Wie schon von Dr. Gerhard Spindler in dessen ua. Video angeregt, denke auch ich, dass faire Transaktionskosten beim Herunterladen derartiger Inhalte zu einem gegenseitigen Interessensausgleich und somit zu "mehr Fairness im Netzt" führen könnte.
Wenn man diese beiden Aspekte bei der Überarbeitung des geltenden Urherberrechtes berücksichtigt, wirkt es auf den 1. Blick wie ein Widerspruch. In Wahrheit führt es aber zu klarerem Verständnis im "freien" Umgang mit dem World Wide Web und zu "fairen Spielregeln" bei der Nutzung von Werken Dritter, somit zu einem Gleichklang aller Interessen.
Quelle:
Video:
Legitimationsdruck auf das Urheberrecht, http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=mmDHoNqBgKY, 17.06.2012