Transparenz der Internettechnik Network Neutrality from an Innovation Research Perspective

thomas.hinterreiter.uni-linz, 12. Jänner 2013, 16:24

 

Network Neutrality

Netzwerkneutralität behandelt das umstrittene Thema dass Internet Service Provider (ISP) daran gehindert werden sollen, die Endverbraucher zu unterscheiden und in Bezug auf Inhalte und Leistungen zu diskriminieren. [1] Vor allem im Hinblick auf die Ausschöpfung des Innovationspotentials steht die Netzwerkneutralität im Mittelpunkt.

Ich habe mich nach grundlegender Literaturrecherche für den Artikel Network neutrality from an innovation research perspective von Beckert (2011) entschieden, weil ich selbst die Meinung vertrete, dass die Netzwerkneutralität eine wichtige Vorraussetzung für Innovationsprozesse darstellt. Der Artikel hat meine Sichtweise zwar nicht maßgeblich verändert, jedoch sehe ich die Netzwerkneutralität nun etwas mit anderen Augen und habe gelernt sie von allen Seiten zu betrachten.

 

Die Verfechter der Netzwerkneutralität vertreten die Meinung, dass nur durch sie, Innovation im erhofften Ausmaß möglich ist. Durch die Macht der ISP nur bestimmte Services zuzulassen und die Internet Bandbreiten nach verschiedensten Zahlungsfähigkeitslevel zu vergeben, nimmt Startup Unternehmen und Individuen die Möglichkeit neben großen Unternehmen zu bestehen. Die Gegner jedoch proklamieren, dass Innovation nicht von der Netzneutralität der ISP abhängt und die durch Regulation entstehende Bürokratie indessen, Innovationsprozesse behindern würde.

 

Beispiele

Die nachfolgenden Beispiele geben einen kleinen Einblick in die unterschiedlichen Vorgangsweisen von Unternehmen und ISP.

Das Niederländische Parlament hat 2011 als erstes Europäisches Land ein Gesetz erlassen, dass ISP verbietet keine zusätzlichen Kosten für den Gebrauch von Skype am Smartphone zu verlangen. Interessanterweise wurde dieses Gesetz im Schnelldurchlauf (zwei Monate) beschlossen und lässt den Rückschluss zu, dass kein genaues Abwägen der Für und Wider in Bezug auf Netzneutralität durchgeführt wurde.

Weiters überlegte eine holländische Telekommunikationsfirma namens KPN, seine User für die Verwendung von Whatsapp zur Kasse zu bitten, da diese enorme Einbuße im Umsatz in der Kategorie SMS darstellte. Dieser Plan wurde jedoch verworfen, weil viele User protestierten und anfangs erst einmal verwundert waren wieso KPN überhaupt wusste wer Whatsapp verwendet. Dadurch wurde vielen erst klar, dass die ISP außergewöhnlichen Einblick in ihr Verhalten haben.

Die amerikanische Telekommunikationsfirma AT&T beschritt im Bereich IPTV den Weg gegen die Netzneutralität indem es die Bandbreite für nicht unternehmensinterne IPTV Anbieter niederdrosselte. Den komplett anderen Weg schlug Swisscon ein, indem es die Bandbreite für alle Konkurrenten öffnete, um somit eine Win-Win Situation zu erzeugen. Durch die anderen Anbieter konnte Swisscon nämlich die Useranzahl im Gesamten deutlich steigern.

Ein interessantes Beispiel zeigen die Aussagen von Google und Vericon: Die beiden Unternehmen behaupten, sie wären für Netzneutralität jedoch mit zwei Ausnahmen. Einerseits benötigen innovative Leistungen Kooperationen zwischen Netzwerk- und Content Provider und diese gehen nunmal auch mit der Priorisierung von bestimmten Leistungen einher. Andererseits ist die Netzwerkneutralität nicht für den mobilen Raum geeignet, weil dort mehr Wettbewerb herrscht und andere Marktdynamiken bestehen.

Auch wenn unzählige Beispiele von Netzwerkneutralität existieren, das bisher weltweit einzige Land welches Netzneutralität Regulierungen im Gesamten erlassen hat, ist Chile.

 

 

Anwendungs- und Netzwerklevel

In der Literatur wird zwischen Netzneutralität in Anwendungs- und Netzwerklevel unterteilt. Die Vertreter der Netzneutralität wollen verdeutlichen, dass der Anwendungslevel den Netzwerklevel überwiegt bzw. überwiegen muss um nötigen Innovationsachstum zu gewähleisten, weil ansonsten Langzeitanreize zu gering ausfallen und dies Effizientverluste und schließlich Wohlfahrtsverluste mit sich bringt.

 

Die Gegner wiederum beteurern, dass auch das Netzwerklevel von größter Wichtigkeit ist, jedoch von der breiten Bevölkerung nicht ausreichend wahrgenommen werden kann, weil es vor allem technischer Natur ist und weder selbsterklärend noch offensichtlich ist. Beispiele für Netzwerklevel Technologien sind unter anderem Zugangstechnologien, Multiplexverfahren oder Fehlerkorrekturmechanismen. Die Gegner der Netzwerkneutralität geben zu erkennen, dass vor allem die Preisdiskriminierung von QoS (Quality of Services) einen enormen finanziellen Beitrag für den Innovationsprozess leisten. Weiters vertreten sie die Meinung, dass auch ohne Netzneutralität Innovation im Anwendungsbereich stattfindet. Als bestes Beispiel dient hier wohl Apples iPhone, welches obwohl Anwendung als auch Infrastrukturlevel von Apple kontrolliert wird- unzählige Innovationen zustande gekommen sind. [3]

 

Das Ergebnis von Beckert (2011) zeigt nun, dass es keine statistische Beweise gibt, welcher Bereich der wichtigere ist, weil es keine ausreichend sicheren Referenzen und Basen dafür gibt. Er gibt zu erkennen, dass durch jetztige Modelle nicht eindeutig gesagt werden kann, ob die Angestellten, der Marktwert von Unternehmen oder verschiedenste Spillover Effekte maßgebend sind. Beckert (2011) zeigt auf, dass das Anwendungs- bzw. Netzwerklevel nicht voneinander getrennt betrachtet werden können und es vor allem eine steigende Interdependenz zwischen beiden gibt. Er stellt fest, dass neue Modelleansätze gefunden werden müssen, um sich für oder gegen die Netzneutralität zu entscheiden. Er meint, dass vor allem nationale Eigenheiten, wie es das Beispiel aus den Niederlanden zeigt, maßgeblicher sein können als die Rolle eines großen Unternehmens. [4]

 

Quellen:

 

[1] Síthigh, D.M. (2011): Regulating the Medium: Reactions to Network Neutrality in the European Union and Canada. Journal of Law, pp. 3-14, February 2011.

 

[2] Dauchert, H.; Meurer, P. (2011): Netzneutralität und Innovationen im Internet. Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), Iss. 14, pp. 1-35, 2011.

 

[3] Bärwolff, M. (2011): Netzneutralität: Fünf Fragen und Antworten. http://www.bärwolff.de/publications/2011-01-Netzneutralitaet.pdf. Abgerufen am 11.01.2013.

 

[4] Beckert, B. (2011): Network neutrality from an innovation research perspective. IEEE, 50th FITCE Congress (FITCE), pp. 1-5, 2011.

 

 

 

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