Das neue Masterstudium an der JKU lässt oft die Frage aufkommen, was man eigentlich unter Webwissenschaften versteht, was macht man da genau? Eine wohl berechtigte Frage, welche - wenn man sich die unterschiedlichen Definitionen und Meinungen dazu ansieht und anhört - nicht ganz einfach zu beantworten ist. Ist Webwissenschaften nun einen eigenständige Disziplin oder setzt sie sich bloß aus vielen anderen bereits weit verbreiteten und anerkannten Wissenschaften zusammen?

Ich bin der Meinung, dass der Bereich "Webwissenschaft" einen eigenständigen wissenschaftlichen Bereich formt. Wie man bereits in den ersten 2,5 Tagen des Propädeutikums gut erkennen konnte, kamen die StudentInnen, welche im AEC aufeinander trafen aus den unterschiedlichsten Studienrichtungen, mit diversen und genauso auseinanderklaffenden unterschiedlichen Hintergrundwissen und (Berufs-)Erfahrungen. Dies ist meiner Meinung nach ein wesentlicher Bestandteil der Webwissenschaften und sorgt auch gleichzeitig für anregende Diskussionen innerhalb der Gruppe, Zusammenhalt, sprich Teamfähigkeit, welche heutzutage in den unterschiedlichsten Firmen eine wesentliche Rolle im Berufsalltag spielt, sowie auch für das Erlernen von verschiedenen Arten der Sozialkompetenzen. Ebenfalls wird das eigenen "Knowhow" in Bezug auf das fachübergreifende Denken und gleichzeitig auch das Anwenden von neuen fachfremden Methoden trainiert, um gemeinsam an ein geeignetes Lösungsziel zu gelangen, welches für alle beteiligten Fachdisziplinen optimal ist.

Als ich selbst diese neue Studienrichtung an der JKU bei uns entdeckte und ich ja meinen Schwerpunkt im Soziologiestudium bereits von Anfang an auf Bildung und E-learning gelegt habe, fragte ich mich, was man unter "Webwissenschaften" denn eigentlich verstehe! Naja, die wohl einfachste Methode, um einmal einen generellen Überblick oder eine halbwegs plausible und verständliche Erklärung zu erhalten ist wie fast immer, ein Blick auf "Wikipedia". Dort fand ich dann auch folgende Erklärung: "Webwissenschaft ist eine wissenschaftliche Forschungsdisziplin, welche die Bedeutung, Wirkung, Entwicklung und gesellschaftlichen Dimensionen des Internet und des World Wide Web untersucht. Sie beschäftigt sich mit Fragen der Strukturen, der Bewertung, der Einordnung, der Medienwirkung, der Medienkonvergenz und grundsätzlich der Medienentwicklung im Bereich der Online-Medien. Die Webwissenschaft ist bestrebt auf Grundlage und unter Einbeziehung medien- und kommunikationswissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse einen eigenständigen webwissenschaftlichen Ansatz zu entwickeln." (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Webwissenschaft)
Und ja ganz richtig! Auch hier haben sie bereits das Internet vom World Wide Web getrennt. Das habe ich zuerst natürlich nicht verstanden, nach dem Propädeutikum erschien es mir allerdings dann einzuleuchten. :)

Und als Definition des Begriffes an sich fand ich auf "Wikipedia" noch folgendes vor: "Die Webwissenschaft ist ein transdisziplinärer Forschungsansatz aus Medien- und Kommunikationswissenschaft, Rechtswissenschaft, Ökonomie, Soziologie, Computertechnologie und Philosophie. Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Web und einer Medienbegriffs-Definition des Internet bzw. des Web wird sie auch als angewandte Wissenschaft betrieben, wobei hier die konkrete Weiterentwicklung des Webdesigns, der Content-Produktion, des Retrieval, der Navigation und Usability im Mittelpunkt des Interesses stehen. Für die Theoriebildung der Webwissenschaft spielen sowohl das mediale Repertoire des Web (und die zu leistende notwendige medienspezifische Abgrenzung dieser Darstellungsformen zum Internet) als auch seine soziokulturelle Bedeutung eine große Rolle. Zu klären wird sein, [...] inwieweit Webtheorien von den traditionellen einzelmedienwissenschatlichen Diskursen profitieren." (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Webwissenschaft)

Es stimmt schon, dass das Masterstudium von allen mehr oder weniger gängigen Studienrichtungen mehrere Teile beinhaltet. Aber genau das macht es ja auch aus, darum spricht man auch von einer wissenschaftlichen, interdisziplinären Forschungsdisziplin! Jede/r StudentIn ist bereits in einer Disziplin ein/e so genannte/r SpezialistIn (oder sollte es zumindest sein)! Somit bietet das Masterstudium noch eine geeignete Vertiefung des bereits angeeigneten Wissens in den für das Web relevanten Bereich. Ich bestreite auf keinen Fall, dass es nicht möglich wäre, im Alleingang das Studium und die danach in der Arbeitswelt bevorstehenden Aufträge oder was auch immer auf einen danach zukommen sollte, alleine zu bewältigen. Dennoch bin ich der Ansicht, dass durch das Detailwissen anderer SpezialistInnen ein viel produktiveres Arbeiten möglich wäre.

Zusammenfassend könnte man es wohl am besten wie folgt ausdrücken:
"Das Studium zielt somit darauf ab, Kenntnisse und Fähigkeiten aus dem eigenen Fach, einerseits aus dem interdisziplinären Blickfeld auf das eigene Fach (Introspektive), andererseits aus der Position des eigenen Faches auf die umgebenden Fächer (Extrospektive), auf wissenschaftlichem und kreativem Niveau zu entwickeln." (vgl. http://www.bildungundberuf.at/ausbildung_9900.html?PHPSESSID=021mbgl50hkv8q7kbr7acc9m85)