Aufagbe 3 Überholtes Urheberrecht

christoph.koch.uni-linz, 27. Mai 2012, 11:25

Im Folgenden versuche ich Argumente aufzuzeigen, warum das bestehende Urheberrecht als überholt abgesehen werden kann:

 

Argument 1

Das Problem beim heutigen Urheberrecht ist, dass es Anfangs des 20. Jahrhunderts erstellt wurde mit der aus der deutschen Romantik stammenden Vorstellung des Künstlers als einsames Genie. Somit hat es den Anschluss an gesellschaftliche Entwicklungen verloren. Ein heute gängiges Szenario (z.B. das Einfügen eines musikalischen Hintergrunds in ein selbst gedrehtes Video und die anschließende Veröffentlichung im Netz) war in der damaligen Konzeption nicht vorgesehen.

 

Der deutsche Jurist und Urheberrechtsexperte Till Kreutzer sagt dazu folgendes:

Es hat wahrscheinlich noch nie in der Geschichte der Menschheit eine derartige Massenbewegung gegeben wo derartig häufig gegen Rechte verstoßen wird wie bei Urheberrechten im Internet. Und jetzt zu versuchen vonseiten der Politik den Geist wieder in die Flasche zu kriegen und zu sagen „wir haben die Gesetze und wir zwingen die Leute dazu so etwas nicht mehr zu machen“ ist meines Erachtens völlig illusorisch, weil es an den Realitäten vorbei geht.

 

Kreutzer betont auch, dass es in der heutigen Gesellschaft eine noch nie da gewesene Kreativität gibt. KonsumentInnen werden heute automatisch zu ProduzentInnen. Die daraus entstandene „Remix-Kultur“ ist mit den damals vorhandenen Praktiken, auf deren dieses Recht aufbaut, nicht mehr kompatibel.

 

Den vollständigen Artikel mit einem sehr interessanten Audiobeitrag aus der OE1-Sendung „Kultur aktuell“ vom 17.1.2011 findet man hier: http://oe1.orf.at/artikel/267286, dl.: 27.Mai 2012.

 

Argument 2

Der Journalist und Gründungsredakteur von iRights.info, einem Infoportal zu Urheberrechten, Matthias Spielkamp, geht einen Schritt weiter und zeigt in seinem Interview zum Thema „Urheberrecht im Internet-Zeitalter“ mehrere Punkte auf, warum das heutige Urheberrecht in vielfacher Form als überholt angesehen werden kann.

Ein konkretes Beispiel seien die immer mehr an Beliebtheit gewinnenden E-Books. Kauft man sich hier ein Buch in elektronischer Form, hat man dafür einen entsprechenden Betrag beim Verlag zu bezahlen. Lädt man sich dieses Buch nun auf den Amazon Kindle und wechselt man ein Jahr später auf IPad, ist es nicht möglich, dieses Buch auf den neuen Reader mitzunehmen. Diese Vervielfältigung verstößt laut Spielkamp gegen das Urheberrecht, obwohl das Buch zuvor rechtmäßig erworben wurde. Die Angst einer unkontrollierten Vervielfältigung ist beim Verlag einfach zu groß.

Ein weiteres Problem ist die Komplexität der Urheberrechte. Firmen und Konzerne haben ganze Rechtsabteilungen, die sich ständig mit dem Abklären urheberrechtlicher Angelegenheiten beschäftigen und diese klären. Einer Privatperson sei es unmöglich, ebenfalls über dieses Wissen zu verfügen.

Spielkamps Vision, die er zugegebenermaßen selbst als noch abstrakt bezeichnet, wäre eine Umgestaltung des Urheberrechts sonach, dass es darum gehen sollte, dass die Urheber und späteren Verwerter (Verlage, Labels usw.) keine massiven Ausschließlichkeitsrechte haben - dass sie also anderen verbieten dürfen, etwas zu nutzen. Es geht dabei eher darum, dass Urheber wieder mehr Rechte bekommen und nicht Songwriter ihre Rechte an Musiklabels, AutorInnen ihre Rechte an Verlage usw. abtreten müssen.

Die Lösung seien laut Spielkamp Pauschalabgaben von Internetusern über Vergütungsgesellschaften an Urheber und Verwerter. Und zwar deshalb, weil es heute einfach unmöglich sei, Kopien sinnvoll einzuschränken.

 

Hier das Interview mit Matthias Spielkamp:

 

 

Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=JTC_XeHp4P0&feature=related

 

Kontra zum Thema Pauschalabgaben: Laut dem Urheberrechtsexperten Till Kreutzer sei jedoch eine Art „Kulturflatrate“ zu oberflächlich – er könne sich am ehesten ein Mischmodell vorstellen (vgl. http://oe1.orf.at/artikel/267286, dl.: 27.Mai 2012).

 

Desweiteren möchte ich zum bereits erwähnten Infoportal verweisen, das sich mit Urheberrechten und dem kreativen Schaffen in der digitalen Welt beschäftigt: http://www.irights.info/

 

Persönlich finde ich es für sehr wichtig, dass dieses Thema auch aus der Sicht der NutzerInnen diskutiert wird. Ich bin eher für eine Revolution anstatt einer Reformierung des Urheberrechts, da das bestehende ohnehin soweit bearbeitet werden müsste um den heutigen Umständen gerecht zu werden, dass davon nicht mehr viel übrig bleiben würde. Ein Problem sehe ich im großflächigen Wirkungsbereich des WORLD-WIDE-WEB. Bis alle Staaten weltweit sich für eine einheitliche Regelung bereit erklären kann es meiner Meinung nach leider noch sehr, sehr lange dauern.

 

Verwendete Quellen:

Das Urheberrecht ist überholt - SPÖ tagte zum Thema Netzpolitik, URL: http://oe1.orf.at/artikel/267286, dl.: 27.Mai 2012.

 

Urheberrecht im Internet-Zeitalter – Interview mit Matthias Spielkamp, URL: http://www.youtube.com/watch?v=JTC_XeHp4P0&feature=related, dl.: 27.Mai 2012.

 

Hier gehts zurück zur Aufgabenstellung 3.

3 comments :: Kommentieren

Meine Meinung zu Deinem Beitrag:

alexandra.preslmayr.uni-linz, 3. Juni 2012, 10:06

Hallo Christoph!

 

Ich kann Dir nur zustimmen. Das Urheberrecht ist im Jahre 2012 veraltet und nicht mehr zeitgemäß. In Zeiten von YouTube kann jeder sein eigenes Musikvideo drehen und ohne Aufwand veröffentlichen. Die ist ja auch gewünscht! Wären wir jedoch ein Musiker oder Filmproduzent würden wir das wahrscheinlich anders sehen. Ich bin der Meinung dass geistiges Eigentum geschützt werden soll. Sollen wir uns aber strafbar machen wenn wir uns etwas herunterladen?

Liebe Grüße

Alexandra

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Kommentar

natascha.wimhofer.uni-linz, 12. Juni 2012, 14:49

Hallo Christoph!

 

Ich habe gerade gesehen, dass auch du zum Artikel "Das Urheberrecht ist überholt - SPÖ tagte zum Thema Netzpolitik" Stellung genommen hast. Auch ich habe diesen Artikel ausgewählt, weil ich finde, dass dieser sehr interessante Gesichtspunkte aufzeigt.

 

Ich bin ganz deiner Meinung, dass das Urheberrecht mittlerweile sehr veraltet ist und deshalb eine komplette Revolution notwendig ist. Schließlich arbeitet im Zeitalter des Web 2.0 fast jeder mit dem Internet und das größte Problem ist, dass man heutzutage Dinge im Internet macht, wo man sich selbst gar nicht bewusst ist, dass man gerade ein Urheberrecht verletzt.

 

Lg Natascha

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Urheberrecht im 21. Jahrhundert

tamara.lang2.uni-linz, 15. Juni 2012, 10:19

Hallo Christoph,

ich habe ähnliche Argumente gefunden und in meinem Blog erläutert, die darauf abzielen, dass das aus dem 20. Jhd stammende Urheberrecht in der heutigen Zeit widersprüchlich und nicht mehr zeitgemäß ist. Du beschreibst, dass es in der heutigen Zeit eine noch nie dagewesene Kreativität gibt - ich pflichte dir bei - möchte aber noch ergänzen, dass sich auch die Möglichkeiten, sich kreativ ausleben zu können vereinfacht und verändert haben. Die multimediale Welt macht es heute so einfach wie nie, zb ein Video zu produzieren, es zu schneiden und mit Musik zu versehen. Diese Art des "remixings" steht bereits im Widerspruch mit dem Urheberrecht, da das Musikstück kopiert und "verändert" wird. Dennoch ist das Unwissen über diese rechtliche Grundlage unter den Usern stark verbreitet. Eine Möglichkeit um einerseits die KüsterlInnen und andererseits die Fans bzw. Nutzer von Musikstücken zufrieden stellen zu können sind Creative Common Lizenzen. Was darunter verstanden wird und wie sie funktionieren habe ich hier genauer erläutert!

lg Tamara

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