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julia.lenz.uni-linz, 1. November 2014, 17:28
Alte vs. neue Geschäftsmodelle
Bei Brick and Mortar spricht man von jenen Geschäftsmodellen, bei denen die raditionellen Beschaffungs- Produktions- und Absatzverfahren gegeben sind, sich also nicht nach den Möglichkeiten des Internets bedienen. Im Gegensatz dazu gibt es Geschäftsmodelle, die rein aus den Möglichkeiten des Internets schöpfen und es keine direkte und persönliche Interaktion zwischen Konsument und Verkäufer gibt. (vgl. Starzer, Oliver Alexander (2010): "Einflussfaktoren auf die Kundenbingung im E-Commerce" im speziellen Fokus auf Konsumgüterindustrie, S. 24-25.)
Ein neuer Trend zeichnet sich diesbezüglich ab: sogenannte Sharing Produkte erlangen immer mehr an Popularität. Dieser Trend, der Dank des Internets möglichst ist, schwabt gerade von den USA und Australien nach Europa über. Hauptnutzer dieser Sharing Produkte sind junge Menschen aus Großstädten mit wenig Geld.
Aber auch Landwirte, Nachbarn, Autofahrer, Heimwerker usw. tun es - sie teilen Werkzeuge und Maschienen ect., die sie nur selten benötigen.
Dritte Welle des Internets
Durch diese Entwicklungen spricht man von der dritten Welle des Internets. Nach Kommunikation und E-Commerce als erste und zweite Welle. (vgl. Brian Chesky in: http:// business.chip.de/news/Sharing-Economy-Dritte-Welle-des-Internets-rollt_54293038.html).
Was kann man teilen?
Der Umfang der Angebote ist sehr groß. Statt ein teures Taxi anzurufen, kann man über die Apps von Lyft, Sidecar oder Uber in Privatautos von fremden Privatleuten steigen, die einen für einen niedrigen Betrag zum gewünschen Ziel bringen. Bei Zilok.com kann man Nachbarn aufstöbern, die ihre Bohrmaschine oder ihr Batterie-Starterkabel billig vermieten. In mehreren Städten an der amerikanischen Westküste kann man sich über City Dog Share sogar einen Hund teilen. Über Lending Club kann man einem anderen einen Kredit vergeben oder einen Kreditgeber finden. Und die Website Feastly vermittelt fremde Hobbyköche, in deren Wohnzimmer man sich gegen kleines Geld zum Dinner einladen kann.
Ein Beispiel für eine größere Sparte des Geschäftsmodell ist das Car Sharing. Hierbei spricht man von einer gemeinsamen Nutzung eines Autos. Man unterscheidet zwischen 2 Car Sharing Produkten, dem kommerziellen und dem privaten Sharing.
Kommerzielles Car Sharing
Beim kommerziellen Sharing kann man wieder zwischen zwei System unterscheiden. Beim Ersten muss das Fahrzeug an festgelegten Abstellplätzen abgeholt und zurückgebracht werden. Ebenfalls gibt es noch die Variante Autos in einer bestimmten Sharing Zone abzuholen und beliebig innerhalb dieser Zone wieder abzustellen. Hier können die Standorte von Autos flexibel über das Internet oder über eine App abgerufen werden.
Privates Car Sharing
Spricht man von privatem Sharing so stellt eine Gruppe ein Auto zur Verfügung. Auch hier gibt es wieder die Möglichkeit über das Internet am Sharing teilzunehmen. Über spezielle internetplattformen werden Anbietende und Suchende zueinander vermittelt.
Die Bereitschaft solche Sharing Angebote zu nutzen steigt immer mehr in der Gesellschaft. Die Kostenersparnis ist sicher einer der Hauptgründe warum man auf solche Angebote zurückgreift.
Ein Auto zum Beispiel das täglich fast 23h am Straßenrand steht wird von mehreren Menschen benutzt und verstärkt so seine ursprüngliche Funktion als Fortbewegungsmittel wieder und man spart dazu auch noch große Kosten für den Einzelnen.
Für Menschen die Sharing Produkte nutzen, tritt aber noch etwas in den Vordergrund - der psychologische Aspekt. Denn durch die Nutzung besitzt man gewisse Dinge nicht mehr selbst, sondern teilt sie mit Anderen. Es findet also auch eine Entemotionalisierung in der Gesellschaft statt. Einstige Prestigeobjekte können so an Wert verlieren. Nicht mehr das "Besitzen", sondern das "Teilen" steht im Vordergrund.
AirBnB und Uber
Hier spricht man von den wohl bekanntesten Firmen der Sharing Economy.
Bei AirBnB wird den Nutzern ermöglicht, dass sie ihre eigene Wohnung weltweit vermieten können. So haben Menschen aus aller Welt die Möglichkeit authentisch in einem fremden und fernen Land Urlaub zu machen, da sie anstatt eines unpersönlichen Hotelzimmers eine Privatwohnung eines Einwohners bewohnen.
Bei AirBnB profitiert man vom "Vermieter" und "Mieter". Das Einstellen von Unterkünften bei Airbnb ist kostenlos. Eine Gebühr bei AirBnB fällt erst bei einer tatsächlichen Vermittlung an. Vermieter bezahlen 3 Prozent und der Gast 6 bis 12 Prozent von der Miete.
Bei Uber werden Fahrgäste über eine Website und ein App an private Fahrer vermittelt. Der Preis wird über die App von der Kreditkarte abgebucht, Uber bekommt davon 20 Prozent. Da bei Uber viele Kosten entfallen, die Taxiunternehmen entstehen, sind die Preise oft günstiger als bei Taxifahrten.
Gesetzeslücken beim Sharing
Sharing ist zwar ein neues Geschäftsmodell, das seine Kunden begeistert, jedoch erhalten die "alten Wirtschaftszweige" einen neuen Konkurrenten.
Uber wirbt etwa in New York damit, dass ihr Service rund 20 Prozent billiger sei als ein gewöhnliches Taxi. Das versetzt klarerweise Taxiunternehmen in Unmut. Der Vorwurf lautetet, dass Firmen wie Uber nur darum so günstig fahren können, weil sie nicht dieselben Vorschriften haben, wie der "normale" öffentliche Personennahverkehr.
Uber oder AirBnB wollen nur als Technologiefirmen gesehen werden, sie gehören deshalb auch keinem Hotel- oder Taxiverband an. Der üblichen Regulierung entgehen sie damit elegant. Jedoch haben eine Länder bzw. Städte schon reagiert in Belgien und Berlin wurde Uber vorübergehend verboten.
Sharing im B2B Bereich
Auch B2B Bereich wird das Modell des Sharings immer interessanter. So gibt es oft Firmen, die eine ganze Anlage oder Ausstattung im Betrieb haben und diese nicht das ganze Jahr über nutzen können. Warum also nicht teilen? Für einen Landwirt allein zum Beispiel wäre ein Mähdräscher mit zu hohen Anschaffungskosten verbunden und würde nur ein paar Mai im Jahr genutzt werden. Warum also nicht gemeinsam anschaffen und teilen?
Schafft Internet Vertrauen?
Wie fassen die Menschen überhaupt Vertrauen in die Sharing Economy und welche Aspekte sind ausschlaggebend, dass sie sich genau für diese Wohnung, dieses Auto usw. entscheiden?
Dadurch dass Sharing über Websites oder Apps stattfindet, orientieren sich die Nutzer solcher Plattformen an den Bewertungen und Kommentaren der anderen Nutzer.
Man vertraut also hier auf die Masse an Bewertungen, was als Schwarmintelligenz bezeichnet wird.
Quellen: alle Links zuletzt am 01.11.2014 aufgerufen
http://www.oeamtc.at/portal/info-carsharing-auto-teilen+2500+1384763
http://www.sparfreunde.com/deal/carsharing-gutschein-15-euro-tamyca
http://business.chip.de/news/Sharing-Economy-Dritte-Welle-des-Internets-rollt_54293038.html
http://total-global.info/2014/09/07/teilen-und-herrschen-die-knallharten-geschaftsmodelle-von-uber-airbnb-und-co/
http://www.dw.de/sharing-economy-der-trend-zum-teilen/a-16423374
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/trend-sharing-economy-teilst-du-schon-1.1989642
Vertrauen oder Angebot - das ist hier die Frage
evelin.mueller.uni-linz, 2. November 2014, 17:01
Ich denke bei Sharing-Geschäften geht es vorwiegend nicht so sehr um das Vertrauen. Ich denke es ist eher das Angebot, dass eben über Internet hervorragend gesichtet und verglichen werden kann. Ich kann im Idealfall aus einer Fülle von Angeboten auswählen und gehe nach Kriterien, die meinem Ziel am ehesten entsprechen. Sollte ich regelmäßig ein Auto leihen wollen, so würde ich eher auf die Standortnähe achten, als auf eine Automarke, Ausstattung & co. Das Vertrauen entsteht dann wohl eher durch den privaten Kontakt. Eine private Car-Sharing-Seite hat dazu gut durchdachte Spielregeln.
sharing im b2b-bereich
michael.goldbeck.uni-linz, 3. November 2014, 21:26
hey,
finde das von dir erwähnte sharing im b2b-bereich ziemlich interessant! hab dazu bis jetzt noch nicht wirklich was gehört, macht bei mobilen anlagensystemen aber durchaus sinn. limitiert wird das ganze definitiv durch die unbeweglichkeit großer industriemaschinen - außer die firmen einigen sich auf einen standort und produzieren dort gemeinsam.
das thema werde ich mir aber noch genauer anschauen, scheint interessant zu sein :-)
lg, michael