Kommunikation |
Donnerstag, 6. Januar 2005
Organon-Modell von Karl Bühler
monika.straif.linz, 16:50h
Karl Bühler (1879-1963) war Mediziner, Psychologe und Philosoph, daher kein "klassischer" Sprach- oder Kommunikationswissenschaftler. Er beschäftigte sich unter anderem mit dem Ursprung der Sprachentwicklung bei Kleinkindern. Darüber hinaus befasste er sich mit der Sprachtheorie, wobei ihn Platons Sprachtheorie beeinflusste. Platon fasste Sprache als Werkzeug (organon) auf, damit einer einem anderen etwas über "Dinge" mitteilen kann.
Bühler entwickelte diese Idee weiter und schuf ein einfaches Grundmodell der Kommunikation: Im Mittelpunkt steht das Organum, das sinnlich Wahrnehmbare (in der Regel akustisch), die Sprache. Es steht in Relation zu den drei anderen Komponenten: "der Eine" (Sender), "der Andere" (Empfänger) und "die Dinge" (Gegenstände und Sachverhalte). Der Sender erzeugt ein akustisches Phänomen, das auf den Empfänger einwirkt. Die "Dinge" sind Ereignisse, um die es bei der Kommunikation von Sender und Empfänger geht. Es besteht ein Kausalzusammenhang zwischen dem Ereignis und dem Sprechen. Nichts geht ohne das sprachliche Zeichen. In einem zweiten Schritt erweiterte Bühler sein Modell. Bühler geht davon aus, dass Sender und Empfänger unterschiedliche psychophysische Systeme haben. Die Reizquellen sind die Erscheinungen der Welt, die auf das psychophysische System vom Sender wirken. Der Sender kommuniziert mit dem Empfänger über die Welt mit Hilfe von Sprache. Bühler erweitert sein Modell noch ein drittes Mal. Im Mittelpunkt steht wieder das Zeichen (Sprachzeichen), das von den drei Elementen Sender, Empfänger und Gegenstände und Sachverhalte umgeben ist. Der Kreis in der Mitte symbolisiert das konkrete Schallphänomen. Die Seiten des Dreiecks sind den variablen Elementen zugewandt. Die Linien, die vom Mittelpunkt weggehen, stellen die semantische Funktion des Sprachzeichens dar. Es gibt drei Dimensionen des sprachlichen Zeichens. Zum einen ist es Symbol kraft seiner Zuordnung zu Gegenstand und Sachverhalt. Es steht stellvertretend und hat damit eine Darstellungsfunktion. Das Sprachzeichen stellt die Gegenstände und Sachverhalte, die in der Welt passieren, dar. Zum anderen ist das sprachliche Zeichen auch Symptom (Anzeichen) kraft seiner Abhängigkeit vom Sender, dessen Innerlichkeit es ausdrückt. Die Sprache hat also auch Ausdrucksfunktion. Der Sender drückt sich über etwas aus und kann auch dabei etwas über sich selbst aussagen. Es kommt darauf an, wie er es sagt. Beispielsweise kann "der Eine" sagen: "Da ist ein Hund!" aber er kann auch sagen: "Da ist ein Köter!". Im zweiten Fall sagt der Sender etwas über sich selbst aus. Das Zeichen ist aber auch Signal kraft seines Appells an den Hörer, dessen äußeres und inneres Verhalten es zu stören versucht. Hier liegt die Appellfunktion des Zeichens vor. Wenn der Sender dem Empfänger z.B. mitteilt, da sei ein Köter, versucht er ihn zu beeinflussen, indem er ihn warnen will oder auch nur seine Abneigung zeigen will. Nach Bühler funktioniert Kommunikation nur über Zeichen. Die Sprache ist ein Organum mit den drei Funktionen der Darstellung, des Ausdrucks und des Appells. Zurück zu 'Was ist Kommunikation?' ... comment |
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