Einführung in das Thema Podcasting

kerstin.sabo.uni-linz, 11. November 2010, 23:59

 

In der heutigen Bildungslandschaft sind Universitäten und Dozenten mehr und mehr mit einer neuen Generation von KlientInnen konfrontiert. Studierende verwenden mit einer gewissen Selbstverständlichkeit neue Medien. Nicht zuletzt deshalb trifft man oft auf die Bezeichnung „Net Generation“ oder „Homo zappiens“.

Sogenannte Smartphones und viele andere Technologien werden immer präsenter und zeichnen sich durch deren Synchronität der Handlungen aus. Internet, Mails, Telefonieren, die Verwendung von Apps und nicht zuletzt das hören und sehen von Podcasts geschieht nunmehr auf einem Gerät. Annahmen gehen bis dahin, dass diese neue Form der Kommunikation sogar Hirnstrukturen verändert und andere Areale aktiviert.

Gerade deshalb haben wir es nicht nur mit einem Sozialisationsphänomen zu tun, vielmehr wird es in der heutigen Lebens- und Arbeitswelt eine Grundvoraussetzung mit diesen Technologien adäquat umgehen und handeln zu können. Um diesen neuen Voraussetzungen an den Hochschulen gerecht zu werden bieten „Podcasts“ ein durchaus geeignetes Werkzeug um die Lehr- und Lerninhalte gut zu distribuieren.

Podcasting beschreibt kurz das transportieren von auditiven und multimedialen Elementen zu einer bestimmten Empfängergruppe. Die Grundidee ist eigentlich keine Neue. Durch Schallplatten, CD´s und anderen Datenträgern war es schon bisher möglich Inhalte zu transportieren. Durch Podcasting werden viele Nachteile der genannten Medien beseitigt. Verbesserungen liegen auf jeden Fall in der Flexibilität hinsichtlich Zeit und Ort und in der Einfachheit der Distribution.

Grundsätzlich können in Gestalt der Distribution drei verschiedene Arten von Podcasts unterschieden werden. Sogenannte Audio-Podcasts senden lediglich die Sprache und werden oft als reine Informations- und Newskanäle verwendet. Enhanced Podcasts sind als vertonte Folien zu verstehen. Hier läuft zum Beispiel die Powerpoint Präsentation des/der Vortragenden und im Hintergrund ist der mündliche Vortrag zu hören. Von Video Podcasts spricht man wenn sich die Vortragenden zusätzlich zum Gesprochenen und den Foliensätzen noch filmen lassen.

Für Universitäten bieten Podcasts eine Fülle von Möglichkeiten zur Nutzung von Chancen und zur Wissensvermittlung. Dabei kristallisieren sich verschiedenste Vor- und Nachteile aus der Verwendung heraus. Diese möchten wir Stichwortartig erläutern:

  • Eigene Produktion ist möglich, so wird die Möglichkeit zur Partizipation erhöht und somit Gruppenaktivitäten gefördert. (Quelle: Woods & Keeler, 2001)
  • Durch das hören und sehen von Podcasts haben StudentInnen die Möglichkeit die Inhalte nochmals durchzuarbeiten. Dabei kommt es zu Verständniseffekten und der Inhalt kann strukturiert im Gehirn verankert werden. (Quelle: Gedächtniseffekte; Klee, 2006, S. 578)
  • Das mitschreiben während der Lehrveranstaltung entfällt
  • Durch die Möglichkeit der audiovisuellen Darstellung ergeben sich Vorteile in der  kognitiven Aufnahme durch die StudentInnen. So ist es zum Beispiel möglich Emotionen zu transportieren.(Quelle: Grimm, Engelkamp, 1981) Zudem lässt sich durch die menschliche Stimme die Aufmerksamkeit in verschiedene Richtungen lenken und das Aktivierungsniveau kann positiv beeinflusst werden. (Quelle: Jones, 1983)

 

Neben den bedeutenden positiven Eigenschaften von Podcasting lassen sich jedoch auch einige Kritikpunkte bzw. Nachteile identifizieren.

 

  • So gibt es nur wenige empirische Untersuchungen ob das vorherrschende Mediennutzungsverhalten wirklich zu einer Veränderung im Lernen führt.
  • Ebenso wird laut einer Studie der Universität Zürich das  Mediennutzungsverhalten und die Akzeptanz von neuen Medien unter den Studierenden deutlich überschätzt. So weist etwa die Hälfte der Studierenden ein eher traditionelles Nutzungsverhalten in Bezug auf moderne Medien auf. Etwa die Hälfte der Befragten nutzen Podcasts nie. Etwa 10 % kennen Podcasts nicht einmal. Dazu bleibt zu sagen, dass die Studie im Jahr 2007 stattgefunden hat und sich die Akzeptanz von Podcast über die Zeit sicher verändert.

 

(Quelle: http://lamp.tugraz.at/~karl/verlagspdf/podcasting_tagungsband.pdf, am 04. 11. 2010)

 

  • An der Universität Wisconsin konsumieren die Mehrzahl der Studierenden die Podcasts zu Hause. Auch eine Studie der Universität Zürich besagt, dass die meisten StudentInnen die vorhandenen Podcasts gar nicht mobil nutzen. Grund dafür dürfte sein, dass effektives Lernen vor allem zwei Variablen benötigt: Aufmerksamkeit und Motivation. Durch den Einsatz von Podcasts lässt sich zwar vielmals der Faktor Motivation steigern jedoch wird der Faktor Aufmerksamkeit durch die parallele Nutzbarkeit, etwa beim Sport, stark negativ beeinflusst.
  • Oftmals werden Podcasts nicht mediendidaktisch Aufbereitet. Mit dieser Aussage wird die Tatsache unterstrichen, dass es sich bei vielen Podcasts lediglich um die Aufzeichnung einer Vorlesung handelt, die auch als solche konzipiert ist. Podcasts liegen aber anderen didaktischen Konzepten zu Grunde. Die ledigliche Aufzeichnung einer Lehrveranstaltung bietet also noch kein gutes Unterrichtsmedium.
  • Der schon genannte Wegfall von Mitschriften der Lehrveranstaltungen kann Lernpsychologisch ein Nachteil sein, denn diese sind nachweislich lernförderlich.

 

Somit sind Podcasts sicherlich nicht in jeden Zusammenhang sinnvoll. Von Nutzen erscheinen sie bei Lehrveranstaltungen in denen es um die Vermittlung von Faktenwissen geht. Ist jedoch eine soziale Interaktion zwischen den Studierenden und den Lehrenden gefragt, wie etwa bei der Vermittlung von Softfacts, erscheint die Verwendung wenig sinnvoll.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Podcasts, richtig Eingesetzt, eine Fülle von Vorteilen für Lehrende, Lernende und den Hochschule bringen. Momentane Erkenntnisse zeigen aber auf, dass einzig die Aufzeichnung einer 90 Minuten Vorlesung nicht Zielführend ist. Möglichkeiten einer Sinnvollen Nutzung wären zum Beispiel eine im 10 minütige Zusammenfassung der Lehrveranstaltung durch den Lehrenden. Zusätzlich ist es sinnvoll den Podcast durchsuchbar zu machen, so dass einzelne Passagen nochmals Wiederholt werden können. Für Hochschulen bringt der Einsatz neben langfristigen Kostenersparnissen auch noch einen nicht zu unterschätzenden Marketing- und Brandeffekt.

Entscheidet sich eine Hochschule Lerninhalte in Form von Podcasts anzubieten stehen sie vor gewissen Herausforderungen. Diese beschreibt Christoph Meier von der Universität St. Gallen wie folgt:

Wenn Lehrveranstaltungen aufgezeichnet werden sollen, müssen Vorkehrungen getroffen werden die vor allem technischer Natur sind, zum Beispiel Mikrofone für die Studierenden um an Diskussionen teilnehmen zu können.

Auswirkungen auf die Präsenz der Studierenden in den Vorlesungen müssen untersucht werden. Wenn die Hörsäle immer leerer werden könnte sich dies negativ auf die Motivation der Lehrenden auswirken.

Besonders in den Vordergrund stellt Meier einen veränderten Aspekt der Veranstaltungen in Hinblick ihrer „Öffentlichkeit“ Während bei Präsenzveranstaltungen Sachverhalte kommentiert werden können, Fragen beantwortet und Unklarheiten aus dem Weg geschafft werden können, können die Dozenten bei den Podcast als Aufzeichnung nicht mehr kontrollieren, wie ihre Äußerungen und in welchen Zusammenhang wahrgenommen werden.

Diese erste Information zum Thema Podcasting beruht zur Gänze auf der Publikation von Michael Raunig, Martin Ebner, Sigrid Thallinger und Winfried Ritsch aus dem Artikel „Lifetime Podcasting – Proceedings der ersten österreichischen Fachtagung für Podcasts“ erschienen im April 2008 im Verlag der Technischen Universität Graz. (Quelle: „Lifetime Podcasting“, Raunig, Ebner, Thallinger, Ritsch, 2008, http://lamp.tugraz.at/~karl/verlagspdf/podcasting_tagungsband.pdf, am 4. 11. 2010)

 

Abschließend haben wir für Interessierte noch ein Video der Fachtagung "Lifetime Podcasting" im Jahr 2007 an der Universität Graz gefunden.




(Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=8IvJZ-Pckng, am 4. 11. 2010)

 

In unseren nächsten Beitrag werden wir Einblicke in die Mediendidaktische Aufbereitung von von Lehrveranstaltungen geben.

Liebe Grüße

Kerstin und Christoph Lächelnd

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