Netzwerkeffekt und Standardisierung im E-Business
kadir.cetin.uni-linz, 12. April 2010, 11:31
Heutzutage sind in fast allen Lebensbereichen des Menschen Standards Gang und Gebe. Ob wissentlich oder nicht ist man tagtäglich mit verschiedensten Standards und Spezifikationen konfrontiert. Einige Beispiele aus dem Alltag wären:
- Standardisierte MP3-Format (zur einheitlichen Kompression von Musikdateien)
- Uvm…
Aber auch im gewerblichen Kontext behaupteten sich Standards als Basis für die Entwicklungen der letzten Jahre. Um die reibungslose Abwicklung des internationalen elektronischen Geschäftsverkehrs (vor Allem B2B) zu gewährleisten, müssen auf möglichst hoher Ebene und möglichst verbindlich verwenden zu Absprachen, Regeln und Standards (universelle E-Business-Standards) entwickelt und auch weithin akzeptiert werden. Da die Wirtschaft und der Handel nicht nur seit heute, aber gegenwärtig immer stärker global ausgerichtet sind (Globalisierung), können auch diese Standards und ihre Entwicklungen nur global und weltweit ausgerichtet sein. Auch wenn viele Entwicklungen von Standardformaten bzw. Standardprozessen, wie dies auch bei klassischen EDI der Fall gewesen ist, zuerst in einem nationalen Umfeld entstanden sind, wurden diese Entwicklungen schnell internationalisiert. Heute sind bei der Implementierung und der Weiterentwicklung von Standards für die digitale Unternehmenskommunikation viele nationale und internationale Organisationen (nicht nur Normungsorganisationen) tätig sind, um die Koordinierung der Standardisierungsaktivitäten zu gewährleisten.
Die Schaffung und erfolgreiche Verbreitung zukünftiger E-Business Standards benötigen das wirkungsvolle Zusammenspiel von Organisationseinheiten auf den verschiedensten Ebenen. Der Grund für die Bereitschaft der verschiedenen Organisationseinheiten an der Teilnahme an den Standardisierungsbemühungen auf nationaler sowie liegt an dem dadurch erzielbaren und angestrebten Netzwerkeffekten. Der Netzwerkeffekt gehört zu den positiven externen Effekten. Er beschreibt, dass der Nutzen an einem Standard oder Netzwerk wächst, wenn dessen Nutzerzahl größer wird. In diesem Sinne wurden Standardisierungsbestrebungen für das E-Business-Geschäft eingeleitet, worauf im Folgenden eingegangen wird.
Standardisierungsprozess im E-Business
In den Nationalstaaten sind Normierungsinstitute, wie in Österreich die ÖNORM, tätig. Sie erstellen mit staatlicher Legitimation technische Vorschriften, die z.t. gesetzesverbindliche Natur aufweisen. Mit der Vereinfachung und Digitalisierung von Handelprozessen befassen sich vielen Ländern der Erde die sogenannten "PRO" Organisatonen, zu denen auch AUSTRIAPRO für Österreich gehört. Diese nationalen Organisationen, oft im Umfeld der Handelskammern bzw. Wirtschaftsministerien angesiedelt, waren ursprünglich die Keimzellen der internationalen Aktivitäten zur Handelserleichterung und Prozessstandardisierung, heute erfüllen sie überwiegend die Aufgaben der Kommunikation und länderspezifischen Dissemination internationaler Standardisierungsresultate.
Auf europäischer Ebene ist vorallem das "European Committee for Standardisation" CEN mit seiner für IKT Technologien und Informationsgesellschaft verantwortlichen Untereinheit CEN/ISSS zu nennen, welche in enger Kooperation mit der Europäischen Kommission multinationale, europäisch ausgerichtete Standardisierungsiniativen durchführt.
Die Standardisierungsbemühungen im E-Business Bereich auf der höchsten internationalen Ebene werden von werden im wesentlichen von den United Nations (UN), dem Industrieforum OASIS und der globalen Normenorganisation ISO koordiniert.
Die funktionale Arbeit der UN wird von sechs Organen durchgeführt. Es handelt sich dabei um die General Assembly, den Security Council, den Economic and Social Council, den Trusteeship Council, das Sekretariat (alle in New York) und den International Court of Justice (in Den Haag). Die Arbeit dieser Organe umfasst die fünf Haupt-Bereiche "Frieden und Sicherheit", "Internationales Recht", "Wirtschaftliche und Soziale Entwicklung", "Menschenrechte" sowie "Humanitäre Angelegenheiten" Der "Economic and Social Council" koordiniert die wirtschaftliche und soziale Arbeit der UN. Als zentrales Diskussions-Forum für internationale wirtschaftliche und soziale Belange und als Ursprungsort für die Formulierung von politischen Richtlinien, spielt dieser Rat eine Schlüsselrolle in der internationalen Entwicklungsarbeit - weitere Informationen unter: http://www.un.org
Um die zur Erfüllung der sich daraus ergebenden Aufgaben erforderliche Arbeit zu leisten, wurden einzelne Gremien und Konferenzen eingesetzt - der Bereich Handel wird dabei abgedeckt von der "UN Conference on Trade and Development" (UNCTAD). Zwei für die internationale Standardisierung zentrale Organe der UNCTAD sind die "World Intellectual Property Organization" (WIPO http://www.wipo.int) und die regionalen Wirtschaftskommissionen.
Unter den fünf regionale Wirtschaftskommissionen der UN sei hier die für Europa, Nordamerika und Zentralasien zuständige UN/ECE (Economic Commission for Europe) mit Sitz in Genf (Schweiz) genannt: http://www.unece.org
Die Aufgaben und die Arbeit der UN/ECE wiederum ist auf mehrere Divisionen verteilt, unter anderem für Statistik, Energie, Umwelt, Transport und Handel. Zu den Aktivitäten der "Trade Division" (Handel, siehe: http://www.unece.org/trade ) der UN/ECE gehört auch die Formulierung von Standards für die elektronische Durchführung des internationalen Handels und des Datenaustausches. Die Trade Division ist gegliedert in verschiedene Komitees, wie z.B. Unternehmensentwicklung, chemische Industrie, Holz, Handleserleichterungen, etc.
Innerhalb der Mitgliedsstaaten der UN/ECE werden mehr als zwei Drittel des Welthandels abgewickelt. Um dieser bedeutenden Rolle gerecht zu werden, und um eine Kommunikationsbasis für die Nicht-Mitgliedsstaaten für den Bereich Handelserleichterung zu schaffen, wurde das "Centre for the Facilitation of Procedures and Practices for Administration, Commerce and Transport" geschaffen, kurz UN/CEFACT. Dieses Gremium soll die globale Ausrichtung der Handelserleichterung fördern sowie technische und politische Bereiche mit in die Arbeit einbeziehen. Die UN/CEFACT ist ihrerseits in permanente Working Group unterteil. Zu Mission, Struktur und gegenwärtigen Projekten der UN/CEFACT siehe:http://www.unece.org/cefact/index.htm
Über die oben aufgeführten Gremien hinaus existiert auf internationalem Niveau ein Netz von Organisationen, die für das Setzen von internationalen Standards mit verantwortlich sind:
Von zentraler Bedeutung sind dabei die bereits erwähnte WIPO und UN/ECE, sowie die Internationale Standardisierungsorganisation (ISO), die Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC), und die Internationale Telekommunikations-Union (ITU).
Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Richtung der Entwicklung von übergreifenden Standards zu beeinflussen, Fehlentwicklungen auf diesem Gebiet zu vermeiden und die Standardisierung auf nationalem, regionalem (im Sinne von internationalen Regionen) und globalem Niveau zu vereinheitlichen.
Die ISO ist ein weltweiter Zusammenschluss nationaler Standardisierungsbehörden (derzeit über 125). Ihr Ziel ist es, die Entwicklung von Standards anzuregen, um den internationalen Waren- und Serviceaustausch zu erleichtern. In den Zuständigkeitsbereich der ISO fallen alle Ebenen der Standardisierung mit Ausnahme der Elektrik, Elektronik und verwandter Bereiche, die von der IEC überwacht werden.
Auch die IEC, http://www.iec.ch, setzt sich momentan aus über 50 nationalen Komitees zusammen. Die nationalen Komitees arbeiten gewöhnlich eng mit der Industrie und der Verwaltung zusammen.
Die ITU (siehe unter: http://www.itu.int) ist für die Entwicklung von internationalen Empfehlungen auf dem Gebiet der Tele- und Radiokommunikation zuständig.
Die OASIS ist der Forum international bedeutender Softwareentwickler, -produzenten und -anwender. Diese Organisation wird im Kapitel ebXML näher beschrieben.
Quellen:
http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?StID=337677&AngID=1
http://collabor.idv.edu/0755776/stories/29206/
http://collabor.idv.edu/0156331/stories/29315/
http://wissenswert.iwi.unisg.ch/?p=498
Zur Aufgabe 1
kadir.cetin.uni-linz, 8. April 2010, 12:35