Im amerikanischen Raum bereits weit verbreitet, gewinnen auch in Europa Weblogs an Bedeutung. Das Medium steht zwar noch in den Kinderschuhen, kann aber bereits auf investigativ journalistische Arbeit verweisen. Jeder kann sich als Journalist betätigen und findet - wie es scheint - Gehör, was dieser Form der Kommunikation ein gewisses Machtpotential verleiht.

Hat diese Medium aber auch das Potential zur politische Partizipation für Jedermann/frau? Was "jeder" heißt verraten die Statistiken zur Internetpenetration. Der Digital Devide lässt auf eine Elitebildung schließen, die auch Weblogs betrifft. So einfach die Eröffnung für einige scheinen mag, für andere stellt sie eine Barriere dar - sei es aus technologischer Sicht als auch auf Seiten der Kompetenz. Nicht jeder hat das Know-How um sich an derartigen Kommunikationsformen zu beteiligen.

Auf Seiten der Leser werden ebenso neue Kompetenzen gefordert. Die bereits selektierten und vorgefertigten Meinungen, die bereits zum Frühstück am Tisch liegen haben ausgedient. Traditionelle push-Medien werden duch Formen wie Weblogs - die den pull-Medien zuzuordnen sind - ergänzt. Ob sie diese auch ersetzen können hängt von der Kompetenz der Leser ab, von denen Aktivität und kritisch reflexifes Lesen und Schreiben gefordert wird. Ob die Leser dies dem vorgekauten Brei vorziehen hängt meiner Meinung nach stark mit Bildung und Medienkompetenz zusammen.

Zukünftig wird es Aufgabe des Bildungssystems sein, Kinder und Jugendliche zu kritischem Denken zu animieren und sie zu kompetenten Nutzern der neuen Medien zu erziehen. Ob dies bei einer - trotz neuer Reformen breits jetzt nachhinkenden Bildungspolitik, die nachwievor die Allwissensstellung von Lehrpersonen und die Schwächung abitionierter Lehrer unterstützt - möglich oder überhaupt wünschenswert ist, sei hier in den Raum gestellt. Ich wünsche den angehenden Erwachsenen viel Mut und Engagement bei ihrer zukünftigen politischen Partizipation, den die Kompetenz dazu werden sie sich wohl selbst beibringen müssen.