Themen Hypertext und kollaboratives Publizieren
Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 7. März 2010, 21:18
Hypertexte
Erfolge haben bekanntlich viele Eltern. Das World Wide Web wird meist mit dem Namen Sir Tim Berners-Lee in Verbindung gebracht, was durchaus seine Berechtigung hat. Doch, wie alle Ergebnisse in Wissenschaft und Kultur, sind auch Aufsehen erregende Meilensteine so gut wie immer das Ergebnis eines, über Jahre bis Jahrzehnte hindurch, von vielen Mitwirkenden geflochtenen Bandes.
Ted Nelson ist ein namhafte (Groß)elternteil des World Wide Web. In seinem Werk, "Literary Machines" 1980 im Eigenverlag publiziert, stellt er die grundlegende Idee des Schreibens und Lesens mit und in Hypertexten dar.
Zentrale Aussagen aus dem Werk:
- A literature is s system of interconnected writings.
- Our Western cultural tradition is a great procession of writings, all with links implicit and explicit between them.
- A link may be thought of as a jump opportunity, like a conventional footnote.
- If the author wants, such opportunities become part of the text structure.
- If you (the reader) don’t like it there, hit some sort of Return Button.
- The structure of documents and links to be described here is, for a computer system, unusually simple.
- It permits fully non-sequential writing, or hypertext.
Onlinequellen, aufgerufen am 3.3.2010:
- Vennevar Bush: "As We May Think", Zusammenfassung und deutschsprachige Übersetzung
- Zitat aus der Übersetzung: "Egal, welche Daten man in ein Archiv aufnimmt, sie werden alphabetisch oder numerisch abgelegt, und die Information wird (wenn überhaupt) wiedergefunden, indem man Unterabteilung für Unterabteilung durchgeht. Die jeweilige Information kann sich nur an einem Ort befinden, es sei denn, es werden Duplikate benutzt. Zum Auffinden mittels Pfad braucht man Regeln, und diese sind umständlich. Dazu kommt, daß man nach dem Auffinden einer Information das System verlassen und immer wieder neu ansetzen muß.
Der menschliche Geist arbeitet anders, nämlich mittels Assoziation."
- Zitat aus der Übersetzung: "Egal, welche Daten man in ein Archiv aufnimmt, sie werden alphabetisch oder numerisch abgelegt, und die Information wird (wenn überhaupt) wiedergefunden, indem man Unterabteilung für Unterabteilung durchgeht. Die jeweilige Information kann sich nur an einem Ort befinden, es sei denn, es werden Duplikate benutzt. Zum Auffinden mittels Pfad braucht man Regeln, und diese sind umständlich. Dazu kommt, daß man nach dem Auffinden einer Information das System verlassen und immer wieder neu ansetzen muß.
- Project XANADU
- The Xanadu Document Model
- Xanadu: Transpublishing
- Xanadu: Transcopyright
Beispiel: Hypertextuelles Video
Kooperatives Publizieren
Rainer Kuhlen hat 2004 einen Beitrag mit dem Titel "Wenn Autoren und ihre Werke Kollaborateure werden - was ändert sich dann? Oder: Wenn Kommunikation ein Recht, gar ein Menschenrecht wird - was ändert sich dann?" veröffentlicht und das heute noch gängige Autoren-Bild, abgeleitet vom romantischen Geniebegriff, radikal entmystifiziert. Kuhlen hat u.A. Ted Nelson's Idee aufgegriffen und weiterentwickelt.
Zentrale Aussagen aus dem Werk:
- Kommunikationsrechte, das right tomcommunicate, (r2c) als universal und fundamental anzusehen. (Seite 12)
- Dargestellt werden die Folgen des neuen kommunikativen und kollaborativen Verhaltens (Seite 4):
- für den Begriff der Autorenschaft, über den intellektuelle Werke bislang überwiegend individuell zugerechnet und geschützt werden, für Verteilung/Publikation der Ergebnisse, Produkte der Wissenschaft, aber auch des weiteren
- Kulturbereichs aus Kunst und Unterhaltung und damit für den weltweiten Zugriff auf die Ressourcen von Information und Kommunikation,
- für Formen des Wissensmanagement in organisationellen Umgebungen,
- für Lehren und Lernen, wenn zunehmend kollaboratives Arbeiten ermöglichende neue Lehr- und Lernformen zum Einsatz kommen,
- für die Rolle der Medien, die bislang weitgehend das Monopol für die Erstellung politischer Öffentlichkeit und des Agenda setting haben,
- für die Entwicklung neuer partizipativer deliberativer Formen des politischen Systems.
- Also sind es nicht nur die Autoren, die sich kollaborativ verhalten, sondern die Texte, die Dokumente selber (Seite 3)
- Ein geglücktes kollaboratives Werk ist, nicht zuletzt durch seine Verknüpfungsstrukturen, mehr als die Summe der vielleicht noch mit Mühe einzeln referenzierbaren Wissensstücke (Seite 5)
- Eine dynamische Sicht auf das Wissensmanagement hingegen nimmt Wissen nicht als gegeben an, sondern betont den Prozess, wie Wissen in vielfältigen Kommunikationsprozessen entsteht,.. (Seite 9)
- Der Grundgedanke kollaborativen Lernens beruht darauf [Soller et. al. 1998], das Wissen nicht als statischer Inhalt gesehen wird, der z.B. über Vorlesungen vermittelt wird und den es sich überwiegend rezeptiv anzueignen gilt, sondern als konstruktiver Prozess, der sich im Diskurs ständig weiterentwickelt, der also grundsätzlich offen und durch Referenzierung auf „Wissensstücke“ anderer Lernender oder aus externen Ressourcen intensiv vernetzt ist. (Seite 10).
Onlinequellen, aufgerufen am 3.3.2010:
- Veröffentlichung des zitierten Werkes im internet
- Hypertextuelle Aufarbeitung des zitieren Werkes
- Zusammenfassung von Helena Balaouras
Kollaboratives Pulizieren in Lernblogs:
Eine mögliche Konsequenz aus den Aussagen über das kollaborative Lernen ist die Methode des kollaborativen Lernens und Publizierens in Lernblogs.
Zu den kollaborativen Funktionen der Lernblogs zählen:
- Das Kommentieren in fremden Lernblogs mit Rück- und Querverweisen.
- Der gezielte Umgang mit der Zuordnung der grundsätzlich chronologisch geordneten Beiträge zu Kategorien.
- Erteilen von Schreib- bzw. Änderungsrechten an Mitautoren (Gruppen-Lernblog).
- Das Anbieten und Nutzen von RSS-Feeds.
- Das Aktivieren von Benachrichtigungen per eMail.
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