Was war, was ist, was wird
Klaus.Schaechner.Uni-Sbg, 20. März 2010, 16:09
Was haben sich Visionäre in den 80er Jahren alles erträumt? Fliegende Autos und Roboter, die dem Menschen bis aufs Haar gleichen. In Filmen präsentierte man uns utopische Fantasien und dystopische Alptraumwelten. Wir sollten träumen von einer besseren Welt und gewarnt sein vor der Allmacht der Technik. Entgegen mancher Prophezeiung rollt mein Auto immer noch über den Asphalt und Androiden trifft man, sofern man das wünscht, höchstens auf der nächstbesten Star-Trek-Convention. Auch Apple hatte 1987 eine Idee vom Jahr 2010, die sich heute an der Realität messen lassen muss.
Für die faulen, da Video in einem Satz: Der Protagonist im Video steuert seinen Tablet-PC mit der Sprache, lässt sich seinen Terminplan vorlesen, führt ein Video-Telefongespräch mit einer Kollegin und erstellt Animationen in Windeseile.
Video-Telefonie und kollaboratives Arbeiten schon heute Realität
Video-Telefonie ist spätestens seit der großräumigen Verbreitung von Breitbandanschlüssen Realität - Skype und Co sind die günstige Alternative zum normalen Telefon, besonders wenn man wie ich im Ausland lebt und mit Freunden und Verwandten in Kontakt bleiben will. Mit der Sprachsteuerung und dem Vorlesen von Texten hat das Video aber etwas zu weit gegriffen: Nicht einmal Apples eigene Produkte, wie das iPhone oder der iPod Touch beherrschen die Sprachsteuerung unfallfrei. Das Vorlesen schriftlichen Texten klingt schon besser als noch vor ein paar Jahren - doch man hört noch viel zu deutlich, dass da eine Maschine "spricht".
Ich lasse mir meine Termine zwar nicht vorlesen, doch sobald ich mein Mailprogramm öffne, lachen mich auch schon die Aufgaben des Tages an. Über Dienste im Web kann ich meinen Zeitplan auch mit Smartphones synchronisieren und mich automatisch daran erinnern lassen. Grafiken für Präsentationen erstellen ist mittlerweile auch keine Wissenschaft mehr: Die überladenen Office-Programme von Microsoft bauen Tabellen, Diagramme und Verläufe fast ohne eigenes Zutun. Mit Etherpad ist es heute schon möglich kollaborativ in Echtzeit an einem Text zu arbeiten. Google Wave will sich in Zukunft nicht mehr nur auf Texte beschränken, sondern eine Vielzahl von Arbeiten gemeinsam in der Cloud möglich machen.
Apple erfüllt seine Prophezeiung selbst
Besonders bemerkenswert an Apples Video finde ich aber, dass sie ein eigenes Produkt aufs Jahr genau hervorgesagt haben: Das iPad erscheint Anfang April in den USA und Ende April in Deutschland. Über dieses Gerät mit seinem unglücklichen Namen wurden schon viele Worte verloren, die meist Enttäuschung zum Ausdruck brachten: Man kann damit nicht telefonieren, es macht keine Fotos, es kann kein Flash, es beherrscht kein Multi-Tasking und es lässt sich mit "iBinde" übersetzen. Die Enttäuschung und Häme über das Gerät erinnert mich dabei an das erste iPhone - auch Apples Telefon wurde am Anfang sehr belächelt und ist mittlerweile, drei Jahre später, das Gerät an dem sich alle Mitbewerber messen müssen.
Viele Kritiker kommen auch gerade aus der technophilen Ecke, um den Begriff "Nerds" nicht explizit zu nennen. Dabei verstehen sie nicht, dass es unglaublich viele Menschen gibt, die vielleicht gerne Teil des digitalen Lebens wären, sich aber nicht mit Computern befassen wollen. In meinen Augen sind handliche, einfach zu bedienende (fast) Alleskönner wie das iPad der ideale Einstiegspunkt für Menschen, die bislang kaum mit dem Digitalen in Berührung gekommen sind - ältere Menschen sind dabei nur eine Personengruppe die mir dazu einfällt. 150.000 Vorbesteller für Apples Gadget sprechen für sich und mittlerweile hört man immer öfter von Tablet-PC-Vorhaben anderer Firmen, sei es HP, Acer oder Asus.
Das Fazit
Hatte Apple recht mit seiner Vision von 2010? Zum Teil sicher ja, schließlich haben sie mit ihrem iPad selbst dazu beigetragen. Kollaboratives Arbeiten und Video-Telefonie sind mittlerweile Realität. Andere Dinge, vor allem die Interaktion zwischen Mensch und Computer müssen sich erst noch zur vollen Reife entwickeln.
Podcast-Tipp: Chaosradio Express 131: Mensch-Maschine-Interaktion
Ich hatte mich nach dem Schreiben des Beitrags leider verklickt und zu spät gemerkt, dass er noch nicht im Blog online war. Ich hoffe, dass mir diese kleine Verspätung verziehen wird ;-)
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