Geschäftsmodell von MySpace
carina.kraml.uni-linz, 12. April 2011, 13:37
Beschreibung:
Die Plattform MySpace ist eine mehrsprachige Community-Website, die sich durch Werbung finanziert und es ihren Mitgliedern ermöglicht, kostenlose Benutzerprofile mit Fotos, Videos, Blogs, Gruppen und mehr einzurichten (Spiegel Online Netzwerk, 17.05.2006).
Geschäftsentwicklung MySpace:
Mit der Gründung von MySpace im Juli 2003 durch Tom Anderson kam ein Geschäftsmodell auf den Online-Markt, das es in dieser Form noch nicht gegeben hatte, was MySpace zu einem First-Mover-Advantage verhalf. Das Besondere an MySpace war nicht nur die Interaktion der registrierten User miteinander, sondern auch ihr musikalischer Schwerpunkt. Anfangs nutzten vermehrt Künstler und Bands die Plattform, um ihren eigenen „Space“ einzurichten. Später kamen Fans hinzu, die über die Community-Website mit Musikern in Kontakt treten konnten, was in den Anfängen von MySpace den größten Erfolgsfaktor ausmachte. Es bildete sich eine länderübergreifende Musikerszene und auch Plattenlabels konnten über die Plattform angeworben werden. (Wikipedia, 28.03.2011)
Aber nicht nur die Kontaktaufnahme zwischen Musikern bzw. zwischen Musikern und Fans fand in MySpace statt. Die Community bot jeder Interessentin bzw. jedem Interessenten die Möglichkeit, sich zu registrieren und eine eigene Profilseite individuell einzurichten, um auch mit Freunden, Bekannten und so weiter in Kontakt zu treten und virtuelle „Freundschaften“ zu schließen.
Nachdem MySpace im Juli 2005 vom Medienkonzern News Corporation für 580 Millionen US-Dollar gekauft wurde, weitete die Plattform ihre Inhalte zunehmend auf andere multimediale Features wie Filme, Spiele etc. aus (Morrien, 12.01.2011). Im August 2006 startete MySpace auch eine Kooperation mit Google und integrierte die Google-Suche sowie Google Adsense auf ihrer Community-Plattform, war ihr mehr als 900 Millionen US-Dollar brachte. Ende 2006 weitete MySpace schließlich seinen Zielmarkt vom bisher englischsprachigen Raum auch auf den deutschsprachigen Raum aus und schuf eine eigene MySpace-Version für Deutschland und für Österreich (Spiegel Online Netzwerk, 08.08.2006).
Als die Mitgliederzahl von MySpace 2008 vom Hauptkonkurrenten Facebook übertroffen wurde, überarbeitete die Community ihr Konzept und schuf neue Merkmale, die sie klar von ihrem Hauptkonkurrenten abgrenzen sollte (Morrien, 12.01.2011). Der Schwerpunkt liegt seitdem nicht mehr auf der Pflege von bestehenden Kontakten sondern auf dem Schließen neuer Bekanntschaften. Zudem soll für die MySpace-User das Schaffen einer neuen Identität im Vordergrund stehen und nicht die Interaktion im „realen“ Leben. Das multimediale Image des Netzwerks – Musik hören, Spiele spielen, Videos schauen – wird deshalb stetig weiter ausgebaut.
Ihre Abgrenzungsmaßnahmen von Facebook verhalfen MySpace bis dato aber noch nicht zum erhofften früheren Erfolg, denn die Community verliert kontinuierlich an Mitgliedern und an Werbeeinnahmen. Viele Kritiker betonen, dass MySpace durch die ständigen Änderungen seine klare Identität verloren hätte (Herrnböck, 21.02.2010). Im Vergleich zum März 2010 verzeichnete MySpace im März 2011 ganze 70 % weniger Mitglieder (Schröder, 09.03.2011).
Anfang 2011 musste aufgrund der Verluste der deutsche Standort geschlossen werden und zurzeit ist der Medienkonzern News Corporation auf der Suche nach einem neuen Käufer (Die Presse, 25.03.2011). Der derzeitige Eigentümer verhandelt unter anderem mit dem chinesischen Internetunternehmen Tencent Holding Ltd., dem Online-Musikvideo-Netzwerk Vevo und MySpace-Mitgründer Chris DeWolfe sowie Gores Group LLC und criterion Capital Partners LLC, Inhaber der Social-Networking-Site Bebo. (ORF News, 09.04.2011)
Geschäftsmodell MySpace:
MySpace fällt nach Timmers in die Geschäftsmodell-Kategorie „Pure Play“, da es ausschließlich im Internet präsent ist und keine physische Geschäftsniederlassung besitzt. Was die Typologie von Wirtz betrifft, gehört MySpace einerseits zum Modell Connection, da über dieses Netzwerk Informationen zwischen den Mitgliedern ausgetauscht werden, und andererseits auch zum Modell Content, da Konsumenten-zentrierte, personalisierte Inhalte in Form von Musik, Spielen, Videos etc. online bereitgestellt werden. Das Social Network kombiniert dabei ein Community Model und ein Advertising Model, da sowohl die Interaktion der User miteinander als auch die Publikation von Werbung und der kostenpflichtige Multimedia-Download möglich sind.
Da die Mitgliedschaft bei MySpace kostenlos ist, finanziert sich die Community Plattform fast zur Gänze durch Werbe-Einschaltungen von Unternehmen. Dieses Modell ähnelt demnach großteils dem des Hauptkonkurrenten Facebook, jedoch nutzt MySpace noch eine weitere Einnahmequelle – die Bereitstellung kostenpflichtiger Multimedia-Downloads (Spiegel Online Netzwerk, 17.05.2006).
Der Netzwerkeffekt in MySpace ist hoch, da sowohl das Interesse an einer Mitgliedschaft als auch das Interesse an einer Werbeeinschaltung mit der Anzahl der bestehenden Mitglieder stark steigt. Je mehr NutzerInnen desto mehr Interaktion ist möglich, was immer mehr Mitglieder anlockt, und desto mehr potenzielle KundInnen können erreicht werden, was immer mehr Unternehmen anlockt. Außerdem steigen mit der Anzahl der Werbenden und der Anzahl der Mitglieder auch die Kosten für Werbeeinschaltungen und dadurch die Einnahmen von MySpace.
Quellen:
Morrien, Rolf (12.01.2011): Das Internet-Duell Facebook gegen MySpace: The winner takes it all, GeVestor Financial Publishing Group, URL: http://www.gevestor.de/details/das-internet-duell-facebook-gegen-myspace-the-winner-takes-it-all-95933.html
Schröder, Jens (09.03.2011): IVW: Neuer Tiefpunkt für MySpace und VZ-Trio, URL: http://meedia.de/details-topstory/article/ivw--neue-tiefpunkte-fr-myspace--vz-trio_100033664.html
Herrnböck, Julia (21.02.2010): MySpace gegen Facebook. Mein Raum wird kleiner, URL: http://www.taz.de/1/netz/netzoekonomie/artikel/1/meinraum-wird-kleiner/
Die Presse (25.03.2011): MySpace schrumpft monatlich um zehn Mio. Nutzer, URL: http://diepresse.com/home/techscience/internet/644843/MySpace-schrumpft-monatlich-um-zehn-Mio-Nutzer
Spiegel Online Netzwerk (17.05.2006): Neues Geschäftsmodell: MySpace verkauft Fernsehen, URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,416717,00.html
Spiegel Online Netzwerk (08.08.2006): 900-Millionen.Dollar-Deal. Google verbündet sich mit MySpace, URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,430602,00.html
Wikipedia (28.03.2011): URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Myspace
ORF News (09.04.2011): MySpace: Weiterer Personalabbau soll Verkauf erleichtern, URL: http://news.orf.at/stories/2052203/
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