Standardisierung
christoph_georg.schuetz.uni-linz, 12. April 2010, 21:12
Standardisierung spielt für Koordinierungsprobleme in Märkten mit Netzeffekten eine besondere Rolle. Wie kommt es zur Standardisierung und welche Auswirkungen ergeben sich daraus für das E-Business?
Märkte mit Netzwerkeffekten sind dadurch geprägt, dass der Nutzen eines Produktes für ein bestimmtes Individuum von der Gesamtzahl der Individuen abhängt, die diese Produkt nutzen. Je mehr Menschen in einem solchen Markt ein bestimmtes Produkt nutzen desto größer der Nutzen für das Individuum.
Netzwerkeffekte treten besonders häufig in Softwaremärkten auf. Ein weithin bekanntes Beispiel für ein Produkt mit besonders ausgeprägten Netzwerkeffekten stellen Betriebssysteme dar. Je mehr Menschen ein bestimmtes Betriebssystem, z.B. Windows, nutzen, desto mehr Programme werden von Herstellern angeboten, desto höher ist der Druck seitens Kollegen bei der Zusammenarbeit ebenfalls dieses Betriebssystem einzusetzen, desto leichter findet sich Support in Foren im Internet, etc.
Eine standardisierte Schnittstelle für Programmentwickler in einem bestimmten Betriebssystem ermöglicht es Drittanbietern zusätzliche Software für dieses System zu entwickeln. Dadurch erhöht sich wiederum der Nutzen für die Kunden. Je einfacher Hersteller zusätzliche Software produzieren können, desto schneller kann neue Software entwickelt werden, umso mehr Programme stehen dem Kunden zur Verfügung. Standardisierte Programmierschnittstellen spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie die Anzahl der möglichen Produzenten für eine bestimmte Plattform erhöhen, was die Attraktivität des Betriebssystems für die Kunden wiederum steigert.
Das Windows Application Programming Interface (API), DirectX, die Microsoft .Net-Plattform stellen Beispiele für standardisierte Programmierschnittstellen für Microsoft Windows dar. All diese Schnittstellen erleichtern die Entwicklung von Windows-Programmen, welche auf anderen Systemen nicht lauffähig sind und den Kunden dadurch an Microsoft binden. So entsteht ein Lock-In der Kunden und eine Bindung an Microsoft durch die Bereitstellung von Standards.
Im Fall der standardisierten Schnittstellen für das Windows Betriebssystem gibt ein Softwarehersteller, nämlich Microsoft, einen bestimmten Standard vor. Es ist aber auch denkbar, dass mehrere Unternehmen und Organisationen sich zu einem Konsortium zusammenschließen um Standards zu entwickeln. Ein bekanntes Beispiel stellt das W3C dar, welches über die Standards im Internet und World Wide Web wacht.
Das World Wide Web wäre ohne Standards nicht vorstellbar. So könnte ohne Standardisierung nicht einmal diese Website hier, die Sie in diesem Augenblick lesen, angezeigt werden. Ihr Browser, sei es Internet Explorer, Chrome oder Firefox, verstehen es mit den Zeichenketten, die sie vom Server des IDV laden, etwas anzufangen und in einer gewissen Art und Weise am Bildschrim darzustellen. Dies wird durch die Hypertext Markup Language (HTML) ermöglicht. Auf einer tieferen Ebene erfolgt der Austausch von Daten über das Internet mit Hilfe des TCP/IP, einem Netzwerkprotokoll, ein Standard zur Kommunikation. Man kann deshalb sagen, dass ohne Standards E-Business in der heutigen Form nicht möglich wäre.
Auf der anderen Seite ist mit der Kontrolle über die Software-Standards große Macht verbunden. Gerade Microsoft versuchte immer wieder, eigene Standards gegenüber allgemeinen Standards eines Konsortiums durchzusetzen (Stichwort: JScript, Java-Streit, IE-spezifische HTML-Erweiterungen).
Kleinere Softwarehersteller, die nicht über die Marktmacht von Microsoft oder Google verfügen, müssen sich mit der Frage der Einhaltung von Standards auseinandersetzen. Softwarehersteller, deren Software mit gängigen Standards nicht kompatibel ist, müssen damit rechnen von den Benutzern nicht angenommen zu werden.
joachim.roth.uni-linz, 13. April 2010, 14:09
Wie du in deiner Hausübung erwähnst sind quasi Standards von Herstellern ein zweischneidiges Schwert, einerseits werden dadurch natürlich allgemeingültige Schnittstellen geschaffen, andererseits aber wie Microsoft es gemacht hat bzw. macht wird dadurch die Konkurrenz bewusst zurückgedrängt.