Lilly's Weblog
Sonntag, 25. Januar 2004
Avatare in virtuellen Realitäten

Die Frage, die ich mir bei der Ausarbeitung dieser Arbeit gestellt habe ist:

Über welche nonverbalen Verhaltensmöglichkeiten sollten Avatare in virtuellen Realitäten verfügen (und warum)?

Die Präsens einer Figur in einer 3D Welt wirkt sehr viel anschaulicher und persönlicher als jedes Zeichen oder jeder Text. Avatare sind Figuren/Kreaturen, die sich in einer virtuellen Welt bewegen und die Präsens des Benutzers oder anderer Benutzer in einer Multiuser Welt sichtbar zu machen.

In aktuellen Chatsystemen, kann der Nutzer zur gleichen Zeit entweder das Verhalten des Avatars steuern oder mit anderen Nutzern Nachrichten austauschen. Ist der Nutzer damit beschäftigt, Nachrichten einzutippen, stände die Avatare nur bewegungslos herum. Dies liefe der natürlichen Kommunikation zuwider, denn hier ist ein beachtlicher Teil non-verbale Kommunikation im Spiel. Zwar könnten die Nutzer in den neuesten Systemen verschiedene Animationen oder emotionale Zustände aus einem Menü wählen, aber non-verbale Kommunikation sei oft spontan und der Nutzer zu beschäftigt, um das Verhalten seines Avatars zu kontrollieren. Wäre es nicht wünschenswert, wenn Avatare autonom kommunikatives Verhalten zeigen würden, fragten sich Cassell und Vilhjálmsson. Hier stellt sich die Frage, was der Nutzer bevorzugt: direkte Manipulation oder Autonomie des Agenten. Ein Ansatz betrachtet den Avatar als autonomen. Allerdings ist die Autonomie auf eine Reihe von kommunikativen Ausdrücken des Gesichts und des Kopfes begrenzt. Der Nutzer hat weiterhin die Kontrolle über die Navigation und den Inhalt des Gespräches. Er behält gewissermaßen die Kontrolle auf einer höheren Ebene über das Verhalten des Avatars. Folgende Probleme werden angesprochen:

  • Kontrollkomplexität
    Der Nutzer manipuliert einige wenige Parameter, die seine aktuellen kommunikativen Absichten repräsentieren. Er muss sich nicht mit der Animation einer menschlichen Figur auseinandersetzen.
  • Spontane Reaktion
    Der Avatar zeigt spontane Reaktionen auf andere Avatare, ohne dass der Nutzer diese explizit angeben muss.
  • Diskrete Nutzereingaben
    Weil der Avatar autonom ist, kann er auch ohne Nutzereingaben angemessenes Verhalten zeigen.
  • Übertragung von der Nutzerwelt in die Cyperwelt
    Da der Nutzer und der Avatar sich in verschiedenen Umgebungen aufhalten, würde es wenig Sinn machen, die eine Welt in die andere zu übertragen, also zum Beispiel live das Bild des Nutzers in den Chat zu übertragen. Kontrolle auf der Ebene der Intention und Autonomie auf der Ebene des unfreiwilligen kommunikativen Verhaltens könnten es jedoch dem Avatar erlauben, in der Situation geeignete kommunikative Hinweise zu geben.

Bei einem Experiment werden in einem Chat die Avatare als 3D-Modelle von Oberkörpern von cartoon-ähnlichen, menschlichen Figuren repräsentiert. Nutzer können ihre Avatare mittels Tasten navigieren, mit der Maus Kommando-Parameter eingeben und mit anderen Nutzern mittels Text kommunizieren. Dabei erscheinen die Worte des Sprechers oberhalb des Kopfes des Avatars. Es können sich nur jeweils zwei Personen miteinander unterhalten. Das kommunikative Verhalten des Avatars hängt von den Intentionen des Nutzers ab. Diese kann der Nutzer über Kommando-Parameter beschreiben: er kann mitteilen, mit wem er sprechen möchte, ob er überhaupt gesprächsbereit ist oder ob er eine Gespräch beenden möchte. Aus diesen Intentionen generiert der Avatar dann autonomes Verhalten. Bei der Wiedergabe von Wörtern versucht der Avatar einen angemessenen Gesichtsausdruck zu machen, z.B. kann er das Wort ,,very`` durch ein leichtes Kopfnicken betonen.

Bei Chats mit autonomen Avataren werden folgende Verhalten verzeichnet:

  • Die Gespräche in der autonomen Bedingung dauerten länger als bei anderenBedingungen.
  • User des autonomen Systems sind an der Kommunikation mehr interessiert.
  • User der autonomen Version können sich an mehr Fakten erinnern.

Grund dafür könnte sein, weil die User ihre Aufmerksamkeit nicht zwischen Kommunikation und Kontrolle des Avatars teilen müssen. Der User beurteilt auch das autonome Sytem als natürlicher und expressiver als herkömmliche Systeme. Sie finden auch dass sie mehr Kontrolle über die Konversation hatten.

Weitere Informationen erhälst du im Blog von Johanna Lederer aus Salzburg. Sie beschäftigt sich in ihrer Semesterarbeit unter anderem mit virtuellen Realitäten.

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