michael.gaigg.uni-linz, 21. März 2011, 20:08
In den letzten Jahren ist die Frage der Privatsphäre ein enorm diskutiertes Thema in unserer Gesellschaft. Gerade in Zeiten wie diesen, wo die Internetpräsenz immer stärker zunimmt, gewinnt die Frage der Sicherheit bzw. die Preisgabe von persönlichen Daten immer mehr an Bedeutung. Das lustige Zitat vom Kabarettist Michael Niavarani, das bereits mein Kollege Oswald in seinem Blog anführt: „Facebook ist Stasi auf freiwilliger Basis!“, hat meines Erachtens durchaus eine tiefgründige Bedeutung. Die Wandlung zu immer größeren Online-Communities ist symptomatisch für unsere Gesellschaft. Facebook ist dafür ein glänzendes Beispiel.
Youtube (2011), http://www.youtube.com/watch?v=v5cZaaRzwGk, 18.03.2011
Als Mark Zuckerberg das Unternehmen Facebook im Februar 2004 gründete, ahnte er wahrscheinlich nicht, welche gesellschaftlichen Wellen diese Kommunikationsplattform noch auslösen würde. Tatsache ist, dass die Plattform im Jänner 2011, 600 Millionen aktive Nutzer (nach eigenen Angaben), weltweit zählte.
Wikipedia (2011), http://de.wikipedia.org/wiki/Facebook, 18.03.2011
Eine so große Internet-Community bringt auch viele offene Fragen mit sich. Zum Beispiel die Frage der Einhaltung der Privatsphäre jedes einzelnen Nutzers. Da das Unternehmen weltweit tätig ist, gibt es hier eine Vielzahl von unterschiedlichen Datenschutz-richtlinien der jeweiligen Nationen. Bezüglich der Sicherheitsfrage sind sich die Experten oft sehr uneinig. Im Frühjahr 2010 kam das Unternehmen immer mehr unter medialen Druck, den Datenschutzrichtlinien nicht zu entsprechen. Am 13. April 2010 kam es dann zu folgender Pressemeldung:
„Um für seine 400 Mio. Nutzer weltweit eine vertrauensvolle Umgebung zu schaffen und aufrechtzuerhalten, hat Facebook heute einen komplett überarbeiteten Sicherheitsbereich (http://www.facebook.com/safety) mit neuen Inhalten gestartet, um Eltern, Erzieher, Jugendliche und Strafverfolgungsbehörden über neue Werkzeuge zu informieren, mit denen man sicher bei Facebook bleibt. Die Initiative ist die erste große Zusammenarbeit mit dem internationalen Facebook Sicherheits-Beratungsausschuss, der im Dezember 2009 gegründet wurde…“
Facebook Marketing (2011), http://allfacebook.de/allgemeines/neuer-sicherheitsbereich-pressemeldung, 18.03.2011
Die letzte Überarbeitung der Datenschutzrichtlinien von Facebook, stammt vom 22. Dezember 2010. Die Richtlinien sind in neun Abschnitte gegliedert. Des Weiteren ist Facebook durch das TRUSTe Privacy Seal Program (Datenschutzprogramm) lizenziert. Das bedeutet, dass die Datenschutz-richtlinien und -verfahren von TRUSTe auf Übereinstimmung mit den Programmanforderungen von TRUSTe geprüft wurden. Um auch den europäischen Nutzern gerecht zu werden, hält sich Facebook an die EU-Safe-Harbor-Bestimmungen des Handelsministeriums bezüglich der Sammlung, Nutzung und Einbehaltung von Daten aus der Europäischen Union. Kinder unter 13 Jahre dürfen bei Facebook nicht teilnehmen.
Facebook Datenschutzrichtlinien (2011), http://www.facebook.com/policy.php, 18.03.2011
Im Folgenden will ich auf ein paar Ausdrücke der Datenschutzrichtlinien eingehen, die meines Erachtens, als durchaus kritisch einzustufen sind:
Zum Beispiel steht im zweiten Punkt (Informationen, die wir erhalten…) folgender Satz:
„Falls du nicht möchtest, dass wir Metadaten speichern, die mit Inhalten verbunden sind, die du auf Facebook mit anderen teilst (beispielsweise Fotos), entferne diese Metadaten bitte, bevor du den Inhalt hochlädst.“
Metadaten sind im Allgemeinen Daten, die Informationen über andere Daten enthalten. Angaben von Eigenschaften eines Objektes, wie zum Beispiel Personennamen.
Wikipedia (2011), http://de.wikipedia.org/wiki/Metadaten, 18.03.2011
In der Praxis werden oft Inhalte hochgeladen, wo einem erst im Nachhinein klar wird, das diese Daten nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Was geschieht nun mit diesen Daten? Auch wenn sie gleich oder auch zu einem späteren Zeitpunkt gelöscht werden?
Informationen über Verhalten auf der Webseite. „Wir verfolgen einige deiner Handlungen auf Facebook, beispielsweise, wenn du Verbindungen hinzufügst (auch wenn du einer Gruppe beitrittst oder einen Freund/eine Freundin hinzufügst), ein Fotoalbum erstellst, ein Geschenk verschenkst, einen anderen Nutzer anstupst, zu erkennen gibst, dass dir ein Beitrag „gefällt“, an einer Veranstaltung teilnimmst oder eine Anwendung autorisierst.“
Alleine die Aussage: „Wir verfolgen einige deiner Handlungen…“, ist für mich als sehr kritisch einzustufen. Als ob es nicht schon genug wäre, das man persönliche Daten preisgibt, wird das Benutzerverhalten auch noch genau mitprotokolliert. Was geschieht mit den Daten? Verkauft Facebook diese an weitere Firmen, damit diese mir Werbungen, gezielt auf mein Benutzerverhalten, zukommen lassen können? Des Weiteren sind es ja nicht nur „einige“ Handlungen die verfolgt werden, sondern wenn man die oben angeführte Liste betrachtet, muss man sich fragen, was wird nicht verfolgt!?
Informationen, die du mit anderen auf Facebook teilst. „Wenn du für „Alle“ vorgesehene Inhalte, die du auf Facebook veröffentlicht hast, löschst, nehmen wir sie aus deinem Facebook-Profil, haben jedoch keine Kontrolle über ihre Nutzung außerhalb von Facebook.“
Für „Alle“ vorgesehenen Inhalte, sind im Geringsten und jedem Fall, das Profilfoto und dein Name. Facebook nimmt nach einer Löschung des Profils darüber keine Verantwortung!
Inhärente Risiken beim Informationsaustausch. „Obwohl wir dir die Möglichkeit bieten, den Zugriff auf deine Informationen über die Privatsphäre-Einstellungen einzuschränken, solltest du dir darüber im Klaren sein, dass keine Sicherheitsmaßnahme perfekt oder unüberwindbar ist. Wir haben keine Kontrolle über die Handlungen von anderen Nutzern, mit denen du deine Informationen austauschst. Wir können nicht garantieren, dass nur befugte Personen deine Informationen ansehen. Wir können nicht gewährleisten, dass Informationen, die du auf Facebook austauschst, nicht öffentlich zugänglich werden. Wir übernehmen keine Haftung, wenn Dritte Privatsphäre-Einstellungen oder Sicherheitsmechanismen auf Facebook umgehen.“
Jeder der Facebook nutzt, sollte sich dieser Gefahr auch bewusst sein. Man kann hier mit dem Gegenargument kommen, dass man bereits an Verfolgungswahn leidet und alles negativ sieht. Andererseits hat es eine Community in diesem Ausmaß noch nie gegeben. Wer weiß so genau, wo das noch alles hinführt?
Facebook Datenschutzrichtlinien (2011), http://www.facebook.com/policy.php, 18.03.2011
Die Frage des Ausstiegs:
Zurückkommend auf die Frage, was geschieht mit den gespeicherten Daten, wenn man seinen Facebook Account löscht, sei es aus persönlichen oder beruflichen Gründen? Wenn man die oben angeführten Datenschutzrichtlinien liest, sollte sich jeder ernsthaft Gedanken machen, ob man dieses Social Network überhaupt nützt und wenn, welche Daten man bekannt gibt. Facebook verspricht zwar bei einem Ausstieg alle Daten auf dem Server zu löschen, nimmt jedoch für keine verlinkten Daten die Verantwortung.
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