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Pinocchio wirft Schneebälle
„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht!“
Diese Lebenseinstellung kann man vielleicht im „realen Leben“ anwenden, aber leider nicht im Cyberspace. Denn dort hat der Mensch die Möglichkeit, ungeschoren Unwahrheiten zu verbreiten. Und das immer wieder und wieder und wieder...


Damit sind nicht harmlose Schwindeleien im Chat gemeint, bei denen sich einer mal größer und schlanker beschreibt als er ist, sondern – aus welchen Gründen auch immer – ganz gezielte und moralisch fragwürdige Aufrufe, Kettenbriefe und Hilferufe. Oft ist ein solches e-mail ein verzweifelter Appell an die ganze Welt, für eine schwerkranke Person Knochenmark oder Blut zu spenden.
Wenn wir ein solches e-mail empfangen, empfinden wir das natürlich als tragisch. Wer hilft denn nicht gern, wenn er kann? Und noch dazu geht es hier um Menschenleben! Enttäuscht, weil wir vielleicht doch nicht als Spender in Frage kommen, leiten wir das e-mail wenigstens an möglichst viele andere weiter. Vielleicht kann ja eine anderer helfen. Und damit verbreiten wir die Nachricht guten Gewissens weiter...

Eben weil sich diese e-mails so schnell verbreiten, werden sie auch Schneeball-Mails genannt.
Leider handelt es sich bei solchen Hilferufen aber sehr oft um sog. „hoaxes“ (engl.; „Scherz, Falschmeldung“). Das heißt, dass der Inhalt schlicht und einfach nicht stimmt, erfunden wurde.

Doch was bewegt einen Menschen dazu, solche Lügen zu verbreiten und andere damit emotional zu involvieren?
Laut Hoax-Experten Frank Ziermann ist es einerseits die Freude, die eigene Mail über hunderte Zwischenempfänger wieder zugeschickt zu bekommen, andererseits das Erfreuen darüber, wenn im Internet oder in gedruckten Medien vor ihrem Hoax gewarnt wird. Auch aus wirtschaftlichen Gründen werden Hoaxes versendet, und zwar um möglichst viele e-mail Adressen einzusammeln. Die gutherzigen Besitzer der e-mail accounts werden dann mit unzähligen unerwünschten Werbungen und Marketingmaßnahmen zugetextet, sog. „spams“ (abgeleitet von "Stupid Person's Advertisment").

Was kann mir passieren, wenn ich hoaxes weiterleite?
Das kann ganz schön nervig werden. Denn meist sind die angegebenen e-mail Adressen der hoax-Absender gar nicht richtig, und irgendwann kann es passieren, dass die Adresse eines unschuldigen Weiterleiters plötzlich im Absender steht. Und dann wird man von hilfsbereiten Weiterempfängern mit e-mails und Anrufen bombadiert, obwohl man gar keine Hilfe braucht.

Gibt es Anzeichen dafür, dass solche Hilferufe wirklich Hoaxes, also Falschmeldungen, sind?
Ja die gibt’s. Denn bei vielen dieser mails wird nach einem Knochenmarkspender für eine Leukämie (Blutkrebs) kranke Person gesucht, bei der nur eine bestimmte Blutgruppe in Frage kommt. Fakt ist jedoch, dass die Blutgruppe für eine Eignung als Spender von Knochenmark (bzw. Blutstammzellen) irrelevant ist.


Natürlich kann man, wie überall im Leben, nicht alle erhaltenen Hilferufe in eine Schublade schieben, und sie sofort als unwahr abstempeln. Viele wurden zwar als Lügen entlarvt, indem man herausfand, dass angegebene Daten wie e-mail Adresse, Name oder Telefonnummer falsch waren. Es gibt aber auch Einzelfälle, die einem wieder an das gute im Menschen glauben lassen. So wurde laut der Zeitschrift „Readers Digest“ zB vor einigen Jahren das Leben eines chinesischen Jungen über den internationalen Hilferuf seines Vaters im Internet gerettet...


Quellennachweis:

  • www.freitag.de
  • , gefunden am 15. 01. 2004
  • www.tu-berlin.de
  • , gefunden am 15. 01. 2004
  • www.boes.org
  • , gefunden am 15. 01. 2004

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