Donnerstag, 9. Oktober 2014
hitchBOT - Ein Roboter auf seiner Reise durch Kanada
Im Sommer 2014 hat ein Roboter rund 6.000 km per Anhalter von der Ostküste zur Westküste quer durch Kanada zurückgelegt. Der Roboter war mit Mikrofon, Lautsprecher und Kamera ausgestattet und hatte eine mobile Verbindung zum Internet, über die er via Twitter, Facebook und Instagram laufende Status-Updates über den Verlauf seiner Route veröffentlichte.


Dass der Roboter sein Ziel tatsächlich erreichte, liegt an mehreren Faktoren:

Visuelle Gestaltung:
Vom künstlerischen Aspekt betrachtet ist der Roboter tatsächlich ein kleines, menschenähnliches Gesamtkunstwerk. Alleine die bunten Gummistiefeln passen perfekt zu einer trampenden Person. Zudem ist der Roboter aus bekannten Utensilien aus dem Alltag wie Schwimmnudeln, großen leuchtend gelben Handschuhen und einer Kuchenglocke als Kopf gebaut, er wirkt dadurch weniger mechanisch als ein aus Blech zusammengebauter Roboter. Durch seine geringe Größe, die eher der eines Kindes entspricht, wirkt er außerdem alles andere als bedrohlich.
Außerdem war es den Wissenschaftern, die hitchBOT entwickelt haben, wichtig, dass er über Mimik mit den Menschen kommunizieren konnte. So erhielt er ein Gesicht mit einem lachenden Mund, der sich bewegt, als auch einem zwinkernden Auge. So soll der Roboter Freundlichkeit ausstrahlen, und menschenähnliche Züge aufweisen, was durchaus gelang.
Dass der Roboter mitsamt seinem Sessel ins Auto gesetzt werden kann und danach wieder am Straßenrand ebenso abgestellt werden kann, ist ein ergonomischer Pluspunkt bei der Gestaltung des Roboters. So muss er weder zerlegt werden, und passt aufgrund seiner Größe leicht auf jeden Autositz.
Besonders interessant an diesem wissenschaftlichen Kunstprojekt ist für mich der Vertrauensaspekt der Zusammenarbeit zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz. In zahlreichen Hollywood-Filmen wurden uns schon düstere Prognosen prohezeit, wenn in ferner Zukunft die Roboter die Macht übernehmen und die Menschheit unterwerfen. Wir machen uns Sorgen darüber, ob wir Robotern tatsächlich trauen können. In diesem Projekt ist es genau umgekehrt. Dadurch, dass der Roboter zum Anhalter geworden ist, stellt sich eher die Frage, ob der Roboter uns Menschen trauen kann, da er ja als Anhalter auf jene Personen, die ihn mitnehmen angewiesen ist und ihnen vertrauen muss, dass sie ihn wieder sicher und in der richtigen Richtung am Wegesrand abstellen.

Sozialer Aspekt:
HitchBOT reagiert auf Fragen des Autofahrenden und beantwortet diese auch, zum Beispiel nach seinem Ziel oder Fragen über ihn selbst. Bei Stille schlägt er dem Autofahrenden sogar eine Konversation vor. Somit agiert dieser wie ein menschlicher Tramper und schafft Vertrauen.
Über die Kommunikation mittels sozialer Netzwerke erlangte hitchBOT innerhalb kürzester Zeit eine hohe Bekanntheit in Kanada. Die Bereitschaft, den Roboter mitzunehmen, stieg so zusätzlich an. Klassische Medien wie Print, Fernsehen und Radio sind ebenso auf hitchBOT aufmerksam geworden und haben über den Roboter berichtet, sodass dessen Bekanntheit weiter gesteigert werden konnte. Dies trug ebenfalls zum positiven Vertrauen in den Roboter bei, da positiv über das Projekt berichtet wurde.

Technischer Aspekt:
HitchBOT wurde mit Spracherkennung und Sprachausgabe ausgestattet, um so die
Kommunikation zwischen Mensch und Technik zu ermöglichen. Zentraler Aspekt war aber die mobile Internet-Anbindung. So konnte er mit einer Anbindung zu Wikipedia Wissen verarbeiten, was zusätzlich die Kommunikation verbesserte. Außerdem wurde dadurch die Einbindung und Kommunikation mittels sozialer Medien ermöglicht. Auch eine mobile Kamera war verbaut, um so mit dem Umfeld interagieren zu können (z.B. mittels Mimik wie oben beschrieben).

Rechtlicher Aspekt:
Interessant wäre, was passiert, wenn jemand den Roboter kaputt gemacht hätte. Wer wird dann zur Verantwortung gezogen? Ist der Anhaltende haftbar, wenn er den Roboter unsachgemäß befördert. Außerdem verfügt der Roboter über GPS und macht Bilder und Videos von seinen Reiserouten. Aus Datenschutzsicht ist so die Route des Autofahrers nachvollziehbar und mittels Bildern und Videos dokumentiert.

Quellen:
http://www.golem.de/news/hitchbot-roboter-trampt-allein-durch-kanada-1406-107309.html
http://www.hitchbot.me/
https://ca.news.yahoo.com/video/hitchbot-completes-canadian-road-trip-163000985.html
http://edition.cnn.com/2014/08/01/tech/social-media/hitchhiking-robot-hitchbot/