Dienstag, 7. Mai 2013
Interpersonelle Kommunikation

Paradoxien

Paul Watzlawick definiert eine Paradoxie als „Handlungsaufforderung, die befolgt werden muss, aber nicht befolgt werden darf, um befolgt zu werden.“ Das Problem an der Paradoxie sei die Doppelbindung, was bedeutet, dass sich die Aussagen eines Senders nicht miteinander vereinbaren lassen. Ein Beispiel ist die Aussage „Sei spontan!“. Wenn man dieser Aufforderung nachkommt, so agiert man nicht spontan sondern leistet Gehorsam, was wiederum keine spontane Aktion ist. |Q1| 

Magritte La trahison de image

Scheinbares Paradoxon | René Magritte  („Das hier ist keine Pfeife.“ – Es ist das Bild einer Pfeife) |Q2|

  

Paradoxien im Web – Verbot der Kommunikation

Bei meiner Recherche bin ich auf ein sehr interessantes Thema zur Internetzensur, das „Chinesische Internet Paradoxon“ gestoßen. Demnach sorgt das Internet in China trotz staatlicher Zensur für mehr freie Meinungsäußerung. "Das Internet hat dem chinesischen Volk mehr Macht gegeben als 30 Jahre Wirtschaftswachstum, Urbanisierung, Exporte und ausländische Investitionen zusammen“, erklärt Yasheng Huang, Professor für Internationales Management am MIT.  Westliche Websites wie YouTube, Facebook und Twitter sind verboten um nationale Interessen zu schützen, um die Menschen nicht in die Irre zu führen und um nicht negativ auf die soziale Ordnung einzuwirken. Dennoch lässt die Regierung (die natürlich streng überwachten) Pendants dieser Seiten zu. Das chinesische YouTube etwa heißt „YouKu“ und das chinesische Facbook heißt „Douban“, wobei die Nutzer darin eher Buch- und Filmkritiken abgeben als ihre eigene Meinung zu äußern.  Angeblich wird aber auch das aktuelle Zeitgeschehen auf der chinesischen Forenseite „QQ“ diskutiert. |Q3|, |Q4| Die Zensurmaschinerie in China wird „Great Firewall“, in Anlehnung an die riesige chinesische Mauer, genannt.|Q8|. 

Natürlich gibt es auch Mittel und Wege, die Internetzensur zu umgehen. Unter den mehr als 530 Millionen Internet-Usern in China  (Jahr 2011) |Q5| befinden sich sehr viele, die die Zensur mittels bestimmter Programme umgehen. Laut welt.de ist die Nutzung von Software zur Umgehung der Internetzensur in China kein großes Geheimnis, die Menschen seien besser informiert und regierungskritischer als man im Westen denkt |Q6|.

Es wird das Beispiel eines chinesischen Investmentbankers genannt, der zwar regimetreu ist, das Land jedoch verlassen wird, weil er die für seinen Beruf essentiellen Kontakte ins Ausland via Facebook etc. aufgrund der Zensur nicht halten kann. |Q6| Die aktuelle Studie „Collateral Freedom – A snapshot of Chinese Users Circumventing Censorship – April 2013“ des „Open Internet Tools Project“ zur Umgehung der Internet-Zensur in China meint dazu, dass eine freie Internetnutzung in China dann eintreten könnte, wenn essentielle wirtschaftliche Faktoren diese verlangen. |Q9|

Ich halte es sinnvoll, bei der hohen Relevanz des Internet für die Wirtschaft anzusetzen um eine Auflockerung der Zensur zu erreichen. 

Was meint ihr?

Ist es paradox, freie Meinungsäußerung und Zensur in einem Atemzug zu nennen? Welche Beispiele für Zensur im Internet kennt ihr? Wie realistisch  haltet ihr die Auflockerung der Internetzensur in China?

  

Quellen:

Q1: http://www.paulwatzlawick.de/paradoxien.html

Q2: http://www.vulgart.be/wp-content/uploads/2010/11/Magritte-La-trahison-de-image.jpg

Q3: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Das-chinesische-Internet-Paradoxon-1010073.html

Q4: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Chinas-Ministerpraesident-verteidigt-Internet-Zensur-110122.html

Q5: http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_number_of_Internet_users

Q6: http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article5871314/Chinesen-umgehen-die-staatliche-Internetzensur.html

Q7: http://netzpolitik.org/2013/collateral-freedom-wie-chinesische-internet-nutzer-die-zensur-umgehen/

Q8: http://www.heise.de/tr/blog/artikel/Zensur-zum-Ausprobieren-272160.html

Q9: http://www.robinsonyu.com/pdfs/CollateralFreedom.pdf, S.28