Porter & Kritik (Nikolaus Spanos)
nikolaus.spanos.uni-linz, 14. November 2011, 17:46
Porter beschreibt in seinem 2001 im Harvard Business Review den Einfluss des Internets auf die Unternehmensstrategie. Dabei bezieht er sich auf die damals erst kürzlich geplatzte dotcom Blase. Porter behauptet in seinem Artikel, dass man damals der Ansicht war, dass das Internet beinahe alle Geschäftsstrukturen verändern kann, quasi dass man der Überzeugung war, das durch das Internet neue Regeln im Geschäftsalltag bringen wird.
Auch warf Porter die Frage auf, ob der Internet mehr ein "Segen" oder "Fluch" für Unternehmen sei, die sich auf diese neue Technologie stürzten. Darüber hinaus sagt Porter, dass Unternehmen, die das Internet "nur" als Zusatztechnologie zur Unterstützung der Geschäftsprozesse bzw. der eigentlichen Tätigkeit im Gegensatz zu den Unternehmen, die das Internet als ihre Kernkompetenz sehen als klare Gewinner.
Besonders kritisiert Porter dabei all jene Unternehmen, die auf die klassische Wertschöpfung eines Produktes (beinahe) verzichteten und sich gegenseitig in immer heftigere und zerstörerische Preiskämpfe - blind geworden aufgrund der in Aussicht gestellten Marktführerschaft - zu stützten. Wertschöpfung daher bleibt als unverzichtbares Gut eine Kernkompetenz eines jeden Unternehmens welches erfolgreich sein möchte.
Weiters beschreibt Porter auch andere fehlerhafte Gedanken von Unternehmen, die glaubten, dass das Internet eine starke Kundenbindung mit sich bringt (dass es für gewonnene Kunden schwer sein würde, den Anbieter später zu wechseln) - was sich als grundlegend falsch erwiesen hat.
Man soll aber auch wissen, dass das Internet Markteintritts-Barrieren abschwächt - so ist es für einen potentiellen Konkurrenten durch die verbreitete Infrastruktur des Internets um ein Vielfaches einfacher, in den Markt einzudringen und sich etablieren zu können als vor dem Internet-Zeitalter - dem stehen dafür ein größerer Absatzmarkt und Kundenkreis gegenüber.
Es ist überaus wichtig, dass das Internet als Hilfsmittel zum eigentlichen Zweck des Unternehmens genutzt wird und nicht als eine Art "völlig neues Business".
Das Internet soll das Unternehmen so gut es geht Unterstützten - schließlich gibt es hierfür genügend Beispiele (z.B. erweiterter Kundenkreis). Unternehmen sollen sich somit an die Internet-Technologie anpassen und sich nicht völlig ihr hingeben.
Als Schlussbemerkung ist zu erwähnen, dass die Internetstrategie stets mit der eigenen, bisherigen Unternehmensstrategie übereinstimmen MUSS.
KRITIK:
Als der Artikel von Porter veröffentlicht wurde (2001) war noch nicht sehr viel Zeit (nur etwa ein Jahr) vergangen, seit die dotcom Blase geplatzt war (März 2000). Folglich spürt man förmlich noch eine gewisse Negativität bzw. Eingeschränktheit der Ansicht über das Internet, wie es Porter in diesem Artikel zum Ausdruck bringt.
Porter beschreibt das Internet als eine Art "Hilfstechnologie", die einerseits die Geschäftstüchtigkeit eines Unternehmens steigern kann (z.b. durch das Erschließen eines neuen Kundenstockes im Internet), jedoch soll das Internet nie eine (komplette) Basis für ein Unternehmen darstellen. Genau hier merkt man die noch in den Köpfen aller Betroffenen schwirrende Angst vor einer neuen dotcom Blase.
Tatsächlich sprießen jedoch in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen aus dem Boden, die ohne Internet ihre Geschäftstüchtigkeit gänzlich verlieren würden. Sozusagen Unternehmen, die nur aufgrund der "Technologie" Internet existieren und nicht ohne diese existieren können. Ansprechen möchte ich damit vor allem kleine Firmen, die sich auf die Entwicklung von Handy-Applikationen (für Iphone/Android) spezialisiert haben und ausschließlich von deren Vermarktung leben.
Da Porters Artikel jedoch zu einer Zeit erschienen ist, in der ein solcher Geschäftsbereich undenkbar gewesen wäre (aufgrund der fehlenden Schlüsseltechnologien wie flächendeckendes Internet für Handys bzw. Smartphones), hat Porter diese Entwicklung nicht erkennen können.
Wie sollte er auch? Erinnert man sich an das Jahr 2001 zurück, war alles, was Handys konnten Telefonieren und eventuell ein "Snake-Spiel" - auf alle Fälle war es noch ein langer Weg zu den heute so bekannten "Apps" und "Smartphones".
Somit sind Porter Theorien, z.B. was den Punkt der "Hilfstechnologie" aus heutiger Sicht widersprechen, da Beispiele zeigen, dass (auch Ich-AG) Firmen auch aus einer Garage Tausende oder auch Millionen an Euro durch und alleine mithilfe des Internets einnehmen können, zu überarbeiten bzw. anzupassen. (vgl. auch Ebay, Amazon)
Jedoch ist das die einzige Kritik die ich bezüglich seines Artikels finden kann, Porter ist ein Pionier der Wirtschaftswissenschaften und beeindruckt durch seine Fähigkeit, aktuelle Themen stets äußerst treffend zu bearbeiten und zu diskutieren.
ausgewählte Quellen, welche sich auf Porter beziehen sind:
0 comments :: Kommentieren