Lösung Aufgabe 1

michael.leiblfinger.uni-linz, 22. März 2012, 22:07

Für die Lösung der Aufgabe 1 habe ich folgende Begriffe aus den genannten Videos genommen:

Begriff Video
RFID What is RFID?
Netzneutralität Tim Berners-Lee (M.I.T.), Network Neutrality
XANADU Ted Nelson the Scientist
Paywall Rupert Murdoch on Paywalls, Print Media and the iPad
Content Farm Uebermorgen.TV S01E05 - Content-Farmen
Media Convergence Media Convergence
Memex Memex

 

RFID

“RFID stands for Radio Frequency Identification, a term that describes any system of identification wherein an electronic device that uses radio frequency or magnetic field variations to communicate is attached to an item” (Glover/Bhatt 2006: 1). Gemeint sind also alle Arten von Systemen, die kontaktlos mittels Funk- bzw. Hochfrequenzen oder Magnetfeldschwankungen kommunizieren. “[E]s (handelt) sich um eine Sender-/Empfänger-Technologie mit sehr geringen Abmessungen” (Schoblick/Schoblick 2005: 14). RFID beschreibt die Technologie, konkrete Verfahren oder Details wie etwa die Stromversorgung des Transponders gibt es keine Auskunft. “Die Technologie ist - ebenso wie ihr Einsatzspektrum - sehr vielseitig” (Ebenda: 15). RFID hat sich in den letzten Jahren zu einem “Begleiter im Alltag” entwickelt, Hunde etwa werden mit einem Transponder “bechipt” oder der kleine Metallstreifen bei Preisetiketten im Handel ist oftmals ebenfalls ein RFID-Transponder (Ebenda: 15f.). Die Technologie allerdings birgt auch Gefahren: Durch die geringer Größe der Transponder können diese unbemerkt angebracht und der Informationsinhalt ausgelesen werden. “Man stelle sich vor, dass durch das Auslesen oder 'Mithören' der Transpondersignale unbemerkt Daten aufgezeichnet und so Verhaltensprofile erstellen würden, die zu Marketingzwecken missbraucht werden könnten” (Kern 2007: 203). Dabei handelt es sich um nur eine der vielfältigen Missbrauchsmöglichkeiten die im Zuge von RFID und dem Datenschutz aufgeworfen werden (Kern 2007: 203-207; Schoblick/Schoblick 2005: 16 sowie 191-214).
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Netzneutralität

“There is no single accepted definition of 'net neutrality.' However, most agree that any such definition should include the general principles that owners of the networks that compose and provide access to the Internet should not control how consumers lawfully use that network, and they should not be able to discriminate against content provider access to that network” (Gilroy 2011: 1). Diese Umschreibung von Netzneutralität stammt aus einem Report des Congressional Research Service, dem hauseigenem “Think-Tank” des US-Congresses. Ihr deutsches Pendant, die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags, geben eine klarere Definition und verstehen unter Netzneutralität “die neutrale Übermittlung von Daten im Internet, das bedeutet eine gleichberechtigte Übertragung aller Datenpakete unabhängig davon, woher diese stammen, welchen Inhalt sie haben oder welche Anwendungen die Pakete generiert haben” (Bullinger 2010: 1). Wie Tim Berners-Lee auch im Video anspricht, wurde - zumindest in den USA - in der Diskussion um Netzneutralität etwa von Seite der Service Provider behauptet, es handle sich darum um die Forderung für freien (kostenlosen) Internetzugang. Die letzten Jahre der Diskussion um Netzneutralität haben auch gezeigt, “dass die Struktur des Internets zunehmend von den kommerziellen Interessen der großen Internet Service Provider (ISP) bestimmt wird” (Greif/Werner 2012: 14; Hervorhebung im Original).
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XANADU

Die Idee für XANADU wurde 1965 von Ted Nelson geboren. “Nelson stellt sich unter XANADU eine Informationsdatenbank von unbegrenzter Größe vor. Das Endziel soll dabei die Verwaltung des gesamten Weltwissens sein (…). Jedes der abgelegten Dokumente sollte einer simultanen und kollektiven Bearbeitung unterzogen werden können. Somit verschwindet auf einen Schlag der Gegensatz zwischen Autor und Leser, da in diesem Szenario jeder Autor und jeder Leser ist” (Lackerbauer 2003: 27). Nelson kreierte dabei auch die Wörter Hypertext und Hypermedia. Die Idee Nelson’s wurde aber nie voll umgesetzt, das 1989/90 entwickelte System ist kostenpflichtig (Lackerbauer 2003: 27; Thissen 2003: 28).
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Paywall

Bei einer Paywall handelt es sich um eine Zugangsschranke, um vor Angebote Bezahlsysteme zu schalten. “Eine Paywall ist ein digitaler Mechanismus, der bei Aufruf eines Inhaltes eine Zahlung verlangt oder die Weiterleitung zum Content verhindert” (Böxler 2012: 38). Das wohl bekannteste Beispiel stammt aus den USA: Im September 2005 führte die New York Times eine Paywall für ihre Kolumnisten ein. Zwei Jahre später wurde die Paywall trotz 227000 Abonnenten, die USD 49,95 pro Jahr bezahlten, wieder entfernt. Times gab bekannt, die Paywall sei ein Erfolg gewesen doch es habe sich herausgestellt, dass kostenloser Zugang zu den Kolumnen mit Werbeeinschaltungen höhere Erträge bringen werden (Kaye/Quinn 2010: 38). Erfahrungsgemäß sinken durch die Paywall auch Seitenaufrufe, die geringere Zahl der Aufrufe führt zu Mindereinnahmen durch Werbung (Böxler 2012: 38f). Dazu gibt es weiter Einwände: “Even if the paywall proponents manage to get all commercial news media to participate, there will still be a wealth of noncommercial material or unaffiliated Web sites online that will provide news and commentary at no charge” (McChesney/Nichols 2010: 73). Daher ist am Erfolg von Paywalls zu zweifeln.
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Content Farm

Bei einer Content Farm handelt es sich um eine Firma, die eine hohe Anzahl an Content (Artikel, Kommentare) liefert um hohe Rankings bei Suchanfragen und somit hohe Seitenaufrufe und den damit verbundenen Werbeeinnahmen zu erreichen (Johnson 2012: 35; Mayar/Ramsey 2011: 79; Carafano 2012: 171f.). Die Qualität steht dabei nicht im Vordergrund. Nach einem Anfang 2011 durchgesickerten, unter “The AOL Way” bekannt gewordenem Dokument sollte jede/r RedakteurIn vier Faktoren berücksichtigen: “traffic potential, revenue potential, turn-around time, and at the bottom of the list, editorial quality. (...) In short, it's the job of the writer to produce popular content as cheaply and quickly as possible” (Johnson 2012: 35). Es handelt sich also um ein (neues) Geschäftsmodell.
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Media Convergence

Die britische Medienaufsichtsbehörde definiert Media Convergence als “the ability of consumers to obtain more services on a single platform or device – or obtain any given service on multiple platforms or devices” (Ofcom 2007: 6) und führt auch weiter aus, dass Konvergenz überall um uns sei - etwa Mobiltelefone die Videos abspielen, ins Internet und Radio empfangen können, um nur ein Beispiel aufzugreifen. Es finden sich aber auch andere Definition: The “most simplistic definition [of media convergence, Anm.] is the combining of old (traditional) media with new media for the dissemination of news, information, and entertainment. (...) The Internet is joined by a plethora of communication channels that cross multiple boundaries and platforms and continue to expand in new directions (...)” (Lawson-Borders 2006: ix). Media Convergence meint aber auch mehr, zumindest wenn man Henry Jenkins glaubt: “Convergence doesn't just involve commercially produced materials and services traveling along well-regulated and predictable circuits. (…) Our lives, relationships, memories, fantasies, desires also flow across media channels” (Jenkins 2006: 17). Es verknüpfen sich also nicht nur Inhalte auf verschiedenen Plattformen sondern auch unser Leben mit oder in diesen Plattformen.
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Memex

1945 hat ein Berater von US-Präsident Roosevelt, Vannevar Bush, ein früherer Wissenschafter, in seinem Aufsatz “As we may think” nicht nur das menschliche Denken und wahrnehmen analysiert sondern auch “eine (hypothetische) Maschine namens MEMEX entworfen” (Preim/Dachselt 2010: 164). Um über große Informationsmengen einen besseren Überblick behalten zu können soll seine Maschine Memex helfen: Sie kann große Datenmengen speichern, diese kann man durchsuchen und werden angezeigt. “Bush hat mit Memex skizziert, was heute mit User Interface bezeichnet wird: eine Benutzeroberfläche, die im Fall von Memex interaktiv und individuell adaptierbar ist und den Zugang zum persönlichen Informationssystem steuert” (Haber 2011: 66; Hervorhebung im Original). Bush dachte aber noch weiter: Er beschreibt auch wie Informationen verknüpft werden können, “die erste konkrete Beschreibung eines Hypertextsystems” (Ebenda: 66). Memex wurde nie gebaut.
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Quellen

  • Glover, Bill/Bhatt, Himanshu (2006). RFID Essentials. O'Reilly Media, Sebastopol, CA.
  • Schoblick, Robert/Schoblick, Gabriele (2005). RFID Radio Frequency Identification: Grundlagen - Eingeführte Systeme - Einsatzbereiche - Datenschutz - Praktische Anwendungsbeispiele. Franzis Verlag GmbH, Poing.
  • Kern, Christian (2007). Anwendung von RFID-Systemen. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, Berlin.
  • Gilroy, Angele A. (2011). Access to Broadband Networks: The Net Neutrality Debate. Congressional Research Service, Washington DC. U.a. online abrufbar: http://opencrs.com/document/R40616/2011-04-25/
  • Bullinger, Gyde Maria (2010). Aktueller Begriff - Netzneutralität. Wissenschaftliche Dienste, Deutscher Bundestag, Berlin. Online abrufbar: www.bundestag.de/dokumente/analysen/2010/Netzneutralitaet.pdf
  • Greif, Hajo/Werner, Matthias (2012). Einleitung: Zur Analyse sozialer und technischer Vernetzung. In: Greif, Hajo/Werner, Matthias (Hrsg.) (2012). Vernetzung als soziales und technisches Paradigma. VS Verlaf für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 11-26.
  • Lackerbauer, Ingo (2003). Handbuch für Online-Texter und Online-Redakteure. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, Berlin.
  • Thissen, Frank (2003). Kompendium Screen-Design: Effektiv Informieren und kommunizieren mit Multimedia. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, Berlin.
  • Böxler, Thomas (2012). Paid Content im Web 2.0 - Strategien und Erfolgsfaktoren für Printverlage. Diplomica Verlag, Hamburg.
  • Kaye, Jeff/Quinn, Stephen (2010). Funding Journalism in the Digital Age - Business Models, Strategies, Issues and Trends. Peter Lang Publishing, New York, New York.
  • McChesney, Robert W./Nichols, John (2010). The Death and Life of American Journalism - The Media Revolution That Will Begin the World Again. Nation Books, Philadelphia, PA.
  • Johnson, Clay A. (2012). The Information Diet. A Case for Conscious Consumption. O'Reilly Media, Sebastopol, CA.
  • Mayar, Vipin/Ramsey, Geoff (2011). Digital Impact - The Two Secrets to Online Marketing Success. John Wiley & Sons, Hoboken, NJ.
  • Carafano, James Jay (2012). Wiki at War - Conflict in a Socially Networked World. TAMU Press, College Station, TX.
  • Ofcom Office of Communications (2007). Annual Plan 2007/8 - Regulating for Convergence. London. Online abrufbar: http://www.ofcom.org.uk/files/2010/06/annplan0708.pdf
  • Lawson-Borders, Gracie (2006). Media Organizations and Convergence - Case Studies of Media Convergence Pioneers. Lawrence Erlbaum, Mahwah, NJ.
  • Jenkins, Henry (2006). Convergence Culture - Where Old and New Media Collide. New York University Press, New York, NY.
  • Preim, Bernhard/Dachselt, Raimund (2010). Interaktive Systeme - Band 1: Grundlagen, Graphical User Interfaces, Informationsvisualisierung. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, Berlin.
  • Haber, Peter (2011). Digital Past - Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter. Oldenburg Wissenschaftsverlag, München.


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2 comments :: Kommentieren

jacqueline.altendorfer.uni-linz, 22. März 2012, 22:20

Du hast ja viele Quellen gefunden :D

War sicher viel Aufwand die Recherche.

 

Lg

Jacqueline

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hallo michael!

Julia.Habich.Uni-Linz, 3. April 2012, 20:44

sehr gut recherchiert und aufbereitet, weiter so! ein lob für "nach oben". vor den überschriften hättest du etwas mehr platz lassen können.

lg julia

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