Lösung Aufgabe 3

michael.leiblfinger.uni-linz, 17. Juni 2012, 19:58

Argument 1: "Wenn die Musikindustrie ihre wirtschaftlichen Probleme heute und morgen nicht zu lösen vermag, wird es übermorgen bei aller Super-Technik kaum mehr produzierte Musik geben, die überspielt werden kann" (Spiegel 17/1977: 210).

Das Zitat stammt aus dem DER SPIEGEL-Artikel "Klang-Supermarkt zum Nulltarif" aus dem Jahr 1977, handelt von Leerkassetten und besagt der Musikindustrie den nahen Untergang da "durch Überspielungen in Westdeutschland pro Jahr rund eine Milliarde Mark" (Ebenda: 204) verloren gehen würde. Dr. Leonhard Dobusch von der Freien Universität Berlin verwies in seiner Lunch Lecture "Copyright und digitaler Umweltschutz" am 12. Oktober 2011 (Folien/Podcast hier) auf die Kurzsichtigkeit dieser Darstellung: Von 2000 auf 2007 stieg die Anzahl der produzierten Musikalben um 50 Prozent, die Anzahl der neuen Spielfilme pro Jahr um 33 Prozent von 2003 auf 2007 (vgl. Dobusch). Die Musikindustrie und ihre VerwerterInnen wollen der Öffentlichkeit sowie den GesetzgeberInnen aber das Gegenteil einreden: Jährlich würden Milliarden Verluste durch illegale Downloads gemacht. Doch insgesamt veränderten sich die KünstlerInnen-Einnahmen in den letzten Jahren kaum, der "Verlust" in den Platten-/CD-/...-Verkäufen wurde kompensiert durch Mehreinnahmen bei Live-Auftritten (vgl. Dobusch).

Es gibt auch ein berühmtes Beispiel: Als Jill und Kevin 2009 heirateten, zog die Hochzeitsgesellschaft zu Chris Brown's "Forever" in die Kirche ein. Aktuell wurde das Youtube-Video beinahe 76 Millionen mal gesehen und der Song zog 2009 dank des Videos wieder in die Charts ein, u.a. in die Top 10 auf iTunes. Dazu musste sich Sony, Verwerter von Forever, und Google, Eigentümer von Youtube, einigen: "The rights holders for 'Forever' used these tools [Anmerkung: content management tools for right holders] to claim and monetize the song, as well as to start running Click-to-Buy links over the video, giving viewers the opportunity to purchase the music track on Amazon and iTunes. As a result, the rights holders were able to capitalize on the massive wave of popularity generated by 'JK Wedding Entrance Dance'". In Deutschland übrigens ist laut Dobusch dieses Video allerdings nicht abrufbar mit dem Hinweis, dass Sony Entertainment Rechte am Content hält.

 

Argument 2: Es gibt genügend legale Angebote

Till Kreutzer sagte in einem Interview vor wenigen Tagen er halte die Tatsache, dass es fünf Jahre gedauert hat von der Zerschlagung Napsters bis zur Etablierung eines ernstzunehmenden, legalen Alternativangebots als "das große Versagen der Musikbranche". In den Jahren vor iTunes "wurden die Leute sozialisiert mit illegalen Systemen". Mangels legaler Alternativen im Netz entstand eine Download-Kultur, die Zahlungswilligkeit (für Musik) sei dadurch – empirisch messbar – gesunken. Gleichsam machen etwa die Filmwirtschaft und die Verlagsbranche denselben Fehler gerade wieder. "Je länger attraktive legale Alternativen auf sich warten lassen, desto schwieriger wird es, die Nutzer von illegalen Quellen wieder abzubringen." Er plädiert damit für den Ausbau legaler Angebote.

Ich selbst bin seit Jahrzehnten Fan der NBA, der wohl besten Basketball-Liga der Welt. Nachdem vor Jahren die Fernsehübertragungen im deutschsprachigen Raum beendet wurden war ich einige Jahre auf Alternativen angewiesen, über deren Legalität ich mich öffentlich nicht äußern möchte. Erst mittels dem sogenannten League Pass Broadband, den ich seit dem Tag der Einführung in Österreich abonniere, kann ich legal per Webstreams sowohl live als auch on-demand Spiele verfolgen. Ich zahle dafür eine Gebühr und nutze das Angebot beinahe täglich. Leider gibt es im Gegensatz zu den USA keine vergleichbare Alternative für Fernsehserien.

0 comments :: Kommentieren


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.