Webtechnolgien

Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 8. März 2017, 11:14

1. IPv6 das neue Internetprotokoll

Die unausweichliche Notwendigkeit eine neue Version des Internetprotokolls (IP) zu implementieren besteht in der aktuellen Enge des Adressraumes von IPv4. Die derzeitige Verfügbarkeit zusätzlicher IPv4-Adressen (Q4) zeigt, dass bereits 2012 der Vorrat endgültig erschöpft sein wird. Damit trägt der erschöpfte Adressraum zum globalen Digital Divide bei.

Adressraum von IPv4

Entwicklung noch verfügbarer PI-Adressen.

Hier erfahren Sie Ihre aktuelle IP-Adresse.

Der Adressraum in IPv6

IPv6 reserviert 128 Bit für die Speicherung von Adressen und verfügt demgemäß über einen Umfang von 2128 ≈ 340 Sextillionen eindeutigen Adressen. Genug, um auch den Dingen im Internet eigene Adressen einzuräumen. Überdies bietet IPv6 Leistungsmerkmale, welche den weiteren Werdegang des Internets namhaft beeinflussen werden.

  1. Flow-Kennzeichnung und Priorität (Kennzeichung von Paketen die priorisiert werden sollen) ermöglichen die standardierte Umsetzung des "Quality of Service".
  2. Multicasting.
  3. Schnellere Weiterleitung der Pakete in den Routern.
  4. Sicherheit durch kryptografische Verschlüsselung (Punkt zu Punkt Verschlüsselung), sowohl die Authentizität der Verbindung betreffend, als auch Abhör-Schutz.
  5. Einsatz in mobilen Netzen ohne Adress-Änderung (Beibehaltung der Adresse bei wechselnden Funkzellen).
  6. Multihoming

In Ansätzen, aber nicht flächendeckend, ist analoge Funktionalität im IPv4 nachgerüstet worden, jedoch nicht von allen Netzwerkkonten (Routern) und damit von allen Providern unterstützt. Die Verbreitung von IPv6 entspricht noch aber nicht den ursprünglichen Erwartungen.

Infografik: In dieser Internet-Statistik ist Deutschland mal vorne dabei | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Datenschutzproblematik in IPv6

Kritik am IPv6 wird z.B. aus der Sicht des Datenschutzes geübt, weil im ursprünglichen Modell ein Teil der IPv6-Adresse aus der Hardware-Adresse besteht und damit eine globale Rückverfolgung auf das eingesetzte Gerät (und somit auch auf den Benutzer) gegeben ist.

Die "Privacy Extension" (RFC 4941, Q3) versucht diesen Umstand teilweise zu entschärfen, indem die letzen acht Stellen der IP6-Adresse regelmäßig und automatisch geändert wird. Der Automatismus funktioniert jedoch nicht mit allen Betriebssystemen.


2. Netzneutralität

Tim Berners-Lee thematisierte die Netzwerkneutralität bereits in einer frühen Phase des Web:

Tim Berners Lee zur Netzwerkneutralität (Q6)

Netzneutralität, ein demokratischer Recht?

Der Grundgedanke des Internets ist die freie, unzensierte und gleichberechtigte Kommunikation. Netzneutralität garantiert die Freiheit des Internets, Innovationskraft, Meinungsfreiheit und Chancengleichheit. (Q7)

Für die Netzneutralität wurde von politischen Gruppierungen und Aktivisten eine gesetztiche Verankerung gefordert. Die EU-Kommission bereitete einen deerartigen Vorschlag dazu vor, welcher jedoch einschneidende Restriktionen gegenüber der freinen Nutzung des Internets im Sinne von Berners Lee (siehe Q6) enthalten hat. Die Website "Save the Internet" rief zur Korrektur des Vorschlages auf.

Die Rundfunk & Telekom Regulierungs-Gmbh formulierte Netzneutralität als Grundastz 1 wie folgt:

Jeder Kunde bzw. Content und Applikation Provider muss die Möglichkeit haben:

  1. Inhalte seiner Wahl zu senden und empfangen,
  2. Services und Applikationen seiner Wahl bereitzustellen bzw. zu nutzen sowie
  3. Endgeräte (Hardware) und Programme (Software) seiner Wahl zu nutzen. (Q 16)

Doch es folgen weitere Prinzipien zur Netzneutralität.

Am 23. September 2015 hat das Europaparlament der Verordnung über Maßnahmen zum Zugang zum offenen Internet mehrheitlich zugestimmt, doch es gibt nach wie vor große Bedenken, auch unter den Abgeordneten. Schwammige Formulierungen in der Verordnung könnten bald dazu führen, dass es ein Zwei-Klassen-Internet entsteht: Wer Datenstaus künftig vermeiden möchte, kann sich ein "Vorrang-Internet" erkaufen, dies können sowohl Anbieter, wie Konsumenten tun. SmartTVs und Streamingdienste sind die Ursache.

Netzneutralität in den USA

Bemerkenswert ist, dass im Febraur 2015 die Federal Communications Commission der Veereinigten Staaten Reglen für die Aufrechterhaltung der Neztneutralität bestätigt hat, wie BBC-News berichtete.


3. HTML5 - Die zentrale Sprache des Webs ist HTML, aber modernes Web braucht mehr

HTML (HyperText Markup Language) ist eine Auszeichnungssprache, keine Programmier- oder Skriptingsprache und konzentriert sich auf die strukturelle Beschreibung vernetzter (daher die Bezeichnung "Web"), multimedialer Dokumente. Doch die Praxis im World Wide Web hat sich vom ursprünglich hypertextuellen, nicht-sequentiellen Lesen und Schreiben weit entfernt. Das aktuelle Web inkorporiert die Mutanten der klassischen Medien ebenso wie betriebliche Anwendungen. Deshalb gibt es HTML-Zusätze wie Javascript, Flash, Silverlight oder Video-Plug-Ins wie Apple QuickTime, Windows Media Player und Real Player.

Adobe Flash ist einer der Zusätze mit hoher Verbreitung (Q8), aber kein vom zuständigen Gremium, dem W3C, als Standard, sondern als "Web content technology" (Q9) eingestufte Technik und damit noch proprietär. Also den wirtschaftlichen Interessen der Browserhetsteller unterworfen.

HTML5 wurde 2004 von der WHATWG, einem Zusammenschluss von Browser-Herstellern - und nicht dem W3C - vorgestellt.  Mittlerweile ist HTML5 in den Themenkatalog des W3C (Q9) aufgenommen, jedoch derzeit noch kein Standard (Q10). HTML5 könnte die proprietären Technologien (manchmal als "Industriestandard" bezeichnet) ablösen, aber stattdessen die Interessen mancher Browser-Hersteller in den Vordergrund rücken.

Wie wichtig Standards für die künftige Entwicklung der Menschheit eingestuft werden, zeigt nachfolgender Videobeitrag der ISO, der "International Organization for Standardization". Standards sollen zur Schonung der Umwelt beitragen, die Sicherheit im öffentlichen und privaten Raum erhöhen, der freien Meinungsäußerungen in Wort, Schrfit und Bild dienen, die Demokratisierung aller Gesellschaften vorantreiben.

Erweiterungen

HTML5 erweitert die bisher standardisierten Versionen von HTML bzw. XHTML um Funktionen, die bisher nur mit Zusätzen möglich waren, vor allem im Bereich eingebetteter Videos und Flash-Anwendungen. Zusätzlich werden HTML-Dokumente nach semantischen Aspekten strukturiert, so dass diese auch von Maschinen "gelesen" und besser interpretiert werden können.

Audio und Videos einbetten

Der neu implementierte "<Video>"-Tag besitzt zwar ähnliche Attribute wie diese in Vorversionen im Tag "<embed>" üblich waren, benötigt aber zum Abspielen im Browser keine der oben angeführten Zusätze mehr. Videos der Formate "MPEG-4" und/oder "Ogg Theora" können HTM5 kompatible Browser selbständig darstellen und steuern.

Analoges gilt für die Einbindung von Audio-Dateien mit dem <audio>-Tag. In diesem Fall stehen  Formate: "MP3", "AAC" oder "Ogg Vorbis" zur Auswahl.

MPEG-4, AAC und MP3 unterliegen lizenzrechtlicher Einschränkungen (Q12). "Ogg Theora" und "Ogg Vorbis" werden zur lizenzfreien Nutzung (Q13) angeboten.

Verbreitung

Derzeit unterstüzen HTML5  in unterschiedlichen Ausprägungen aktuelle Versionen nachfolgedner Browser:

  • Firefox
  • Google Chrome
  • Internet Explorer
  • Opera
  • Appel Safari

Manche Browser geben Videos nur im mpeg-Format wieder, mache nur im ogg-Format. Youtube nutzt mpeg, bzw. einen Sub-Standard unter der Adresse: m.youtube.com bereits, um "Flash-lose" Videos zu verteilen. "m" steht für "mobile" und deutet darauf hin, dass Videos auf Mobilgeräten nicht oder künftig nicht mehr mit der Flash-Technologie verbreitet werden (sollen).

Die Website "HTML5 Demos and Examples" bietet einen Überblick über die wesentlichen Funktionen und deren Implementierung in die obgenannten Browser. Sie können Ihren aktuell benutzten Browser auch einem  HTML5-Kompatibilitäts-Test unterziehen.

Semantisch codierte Dokumente

Um HTML-Dokumenten eine semantische Struktur zu geben, werden mit Hilfe neu eingeführter Tags, Sinnabschnitte gebildet.

Semantisches HTML5

Canvas

Das Canvas (Leinwand)-Element wendet sich vor allem an Anwendungen, die bisher fast ausschließlich mit der Web Content-Technologie "Flash" realisiert wurden. Nach dem derzeitigen Stand der Entwicklung von HTML5 können Anwendungen in Mächtigkeit und Umfang zwar noch nicht mit Flash-Anwendungen konkurrieren, aber einfache Implementierungen stehen zum Ausprobieren bereit.

Einbettung von Programmiersprachen und Datenbankabfragen

HTML5 besitzt darüber hinaus auch Elemente, welche die Einbettung von Codeteilen, die zur Entwicklung von Web-Applikationen benötigt wird, besser unterstützen als bisher.

 

4. Quellen (Qn)

  1. Online: "History of the Internet"
  2. Online: IPv4 Exhaust
  3. Online: "Privacy Extension for Sateless Address Autoconfiguration in IPv6"
  4. Online: "The Source for IPv6 Information"
  5. Online: "Netzneutralität und QoS - ein Widerspruch ?"
  6. Online: Tim Berners-Lee: "Zur Network Neutrality"
  7. Online: Net Neutrality: Days of Futore and Past? https://unsernetz.at
  8. Online: "Flash Player Penetration"
  9. Online: W3C: "Web Content Accessibility Guidelines"
  10. Online: W3C: "Recommended Doctype Declarations"
  11. Online: ISO, Videobeitrag: "Die Bedetung von Standards für die Menschheit"
  12. Online: "MPEG-4 Lizenzrechte"
  13. Online:Theora: "Lizenzfreie Nutzung von Audio- und Video(kompressions)formaten"
  14. Peter Kröner: "HTML5 - Webseiten innovativ und zukunftssicher", München 2010
  15. Armbrust et al: "Above the Clouds: A Berkeley View of Cloud Computing", UC Berkeley Reliable Adaptive Distributed Systems Laboratory, Feb. 2009.
  16. Online: https://www.rtr.at/de/tk/NN-Prinzip-1

Alle genannten Onlinequellen wurden zuletzt am 16. September 2016 aufgerufen. Für Inhalte der Onlinezitate wird keinerlei Haftung übernommen.

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