Kernthema Blockchain in der Energiewirtschaft
anica.nacova.uni-linz, 26. April 2018, 21:55
Was ist eigentlich die Blockchain?
Die Blockchain ist eine Technologie, durch die Peer-to-Peer-Transaktionen ohne Intermediäre ermöglicht werden. Dementsprechend ist es für jedes Individuum möglich, im Netzwerk eine direkte Transaktion mit jedem anderen Individuum durchzuführen. Im Gegensatz zum gängigen Server-Client-Prinzip, wird hier die Transaktion nicht zentral auf einen Server abgespeichert, sondern jedes Individuum erhält eine Kopie, welche im eigenen System abgelegt wird. Somit beruht das System auf dem allgemeinen Konsens aller Individuen und setzt voraus, dass sich die Mehrheit der Netzwerknutzer auf ein verbindliches Regelwerk einigt. Die Einhaltung der Regeln wird dabei von jedem Nutzer geprüft, in dem er das Protokoll bei jeder neuen Transaktion ablegt und eine automatische Prüfung erfolgt.
Die Blockchain Technologie bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, um den Bedarf nach einem Mittelsmann als verifizierendes Bindeglied zu eliminieren. Dabei fasst die Blockchain Technologie alle Prämissen einer Transaktion, bestehend aus den beiden Parteien und der Summe, in einem Block zusammen. (Hasse et al., 2016).
Was sind Smart Contracts?
Die Evolution der Blockchain sind sogenannte Smart-Contracts. Diese werden auch als Blockchain 2.0 bezeichnet. Das bekannteste Startup in diesem Bereich ist Ethereum. Die Weiterentwicklung der Blockchain soll es möglich machen, dass ein Individuum mit einem anderen Individuum einen sich selbst erfüllenden Vertrag kreieren kann, der kein überwachendes bzw. regulierendes drittes Organ, sprich einen Intermediär, braucht.
Im Bereich der Energiewirtschaft bedeutet dies, dass die Blockchain es möglich macht, die Versorgung mit Energie und die entsprechende Bezahlung vollautomatisch ablaufen zu lassen und zu sichern. Man könnte hier z.B. einen Vertrag entwerfen, der automatisch die Versorgung einstellt, sobald keine Zahlung mehr stattfindet. Der Finanzsektor würde hierbei umgangen werden, da man die jeweilige Bank beim Bezahlungsprozess ausschließen könnte (Hasse et al., 2016).
Blockchain in der Energiewirtschaft
Betrachtet man die aktuellen Entwicklungen der Blockchain, lassen sich diese auch auf die Energiewirtschaft übertragen, im Sinne eines dezentral gesteuerten Energielieferantennetzwerks ohne Banken als Intermediäre für den Zahlungsfluss.
Im Bereich der Energiewirtschaft würde hier die Möglichkeit geschaffen, dass mehrstufige Versorgungssystem bestehend aus Stromproduzenten, Netzbetreiber, lokalen Verteilern und Lieferanten drastisch zu reduzieren. Die ansonsten aufwendigen und komplexen Prozesse zur Ermittlung und Abrechnung des exakten Stromverbrauchs können dabei mittels sogenannten Smart Meter vereinfacht werden (Hasse et al. 2016).
Smart Meter sind intelligente Zählgeräte, die für die exakte Messung von Strom- oder Gaseinheiten beim Endverbraucher eingesetzt werden. Der Vorteil für den Stromanbieter und auch für den Kunden ist, dass beide Akteure jederzeit eine genaue Übersicht über den aktuellen Strom- bzw. Gasverbrauch des jeweiligen Haushalts haben. Diese werden unabhängig von der Blockchain in den meisten Haushalten Österreichs mittlerweile eingesetzt (Stromliste.at 2017).
Abbildung 1: Anwendungsfall: Blockchain in der Energiewirtschaft (Quelle: Scala Blockchain)
Steuerung von Energienetzen durch Smart Contracts
Als Hauptanwendungsfall der Blockchain Technologie wird aktuell der dezentrale Kauf und Verkauf von Stromeinheiten gesehen. Die Steuerung des Stromnetzwerks könnte dabei auf die direkte Kommunikation des Erzeugers mit dem Konsumenten vereinfacht werden.
Mit der stetig wachsenden Zahl an privaten Solar- bzw. Photovoltaikanlagen, die auf immer mehr Dächern von Privathäusern aber auch öffentlichen Gebäuden zu finden sind, sowie durch Kleinwindanlagen und Blockheizkraftwerken, verschwimmen auch immer mehr die Grenzen zwischen Konsumenten und Produzenten. Der Verbraucher wird somit zum Prosumer. Das bedeutet, dass private Solaranlagen nicht nur zur Deckung des eigenen Strombedarfs herangezogen werden, sondern eben, dass diese als Stromproduzenten direkt ins örtliche Netzwerk eingebunden werden. Hierbei könnte eine direkte Versorgung der Nachbarschaft mit dem lokal produzierten Solarstrom abgedeckt werden (Hasse et al. 2016).
Quelle:
Hasse et al. (2016): Blockchain - Chance für Energieverbraucher? Kurzstudie für die Verbraucherzentrale NRW. Hg. v. PwC. Online verfügbar unter https://www.pwc.de/de/energiewirtschaft/blockchain-chance-fuer- energieverbraucher.pdf.
Scala Blockchain: Energiemanagement. http://www.scalablockchain.com/de/energy.html.
Stromliste.at (Hg.) (2017): Vorteile und Nachteile von Smart Meter. Online verfügbar unter https://stromliste.at/nuetzliche-infos/smart-meter-vorteile-nachteile, zuletzt geprüft am 23.04.2018.
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