EPSU: E-Learning Pädagogik Support
Donnerstag, 2. November 2006
Konstruktion von kognitiven Aufgaben

Häufig werden Aufgaben zusammengestellt, die schnell und ohne großen Aufwand konstruiert oder aus vorhandenen Lehrmaterialien übernommen werden können. Das hat zur Folge, dass in vielen computerunterstützten Lehr-Lernumgebungen nur Lern- bzw. Testaufgaben bereitgestellt werden, die allenfalls die Reproduktion von Faktenwissen und kaum die Anwendung des Wissens verlangen. Das Ziel dieses Beitrags ist es daher, eine systematische und effiziente Aufgabenkonstruktion darzustellen.

Basis für eine systematische Aufgabenkonstruktion ist die Analyse und Strukturierung des relevanten Wissensbereichs. Zu diesem Zweck wird das Wissensgebiet in kleine, unterschiedlich komplexe Wissensbausteine zerlegt. Gliederungsvorschlag:

  • Elementare Begriffe bzw. Fachtermini: Begriffe, die durch wenige Merkmale und Relationen gekennzeichnet sind.
  • Oberbegriffe, übergeordnete Konzepte: Begriffe, die entweder mehrere elementare Begriffe zusammenfassen oder im jeweiligen Kontext eine übergeordnete Bedeutung haben.
  • Gesetzmäßigkeiten, Prinzipien: gut belegte regelhafte Verknüpfung von Sachverhalten z.B. in Form von Wenn-Dann-Regeln.
  • Modelle, theoretische Ansätze: Verknüpfung von Begriffen und Gesetzmäßigkeiten zu einem übergeordneten Modell.



In einem nächsten Schritt werden Relationen zwischen und unter den Wissensbausteinen expliziert. Beispiele an Relationen:

  • Oberbegriff – Unterbegriff
  • Ursache – Wirkung
  • X ist Bedingung von Y
  • Teil – Ganzes
  • Gemeinsamkeiten – Unterschiede
  • X ist Alltagsbeispiel von Y

Auf der Basis der Wissensbereichsanalyse sowie Relationen können inhaltlich verschiedene Aufgaben mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad passend zu einem Wissensbaustein und einem Wissensbereich konstruiert werden. Auch die kognitiven Anforderungen der Lernaufgaben können variabel gestaltet werden:

  • Erinnern
    • Recognition: Abruf von Wissen mit Hinweisreiz (Wiedererkennen)
    • Recall: Abruf von Wissen ohne Hinweisreiz (Reproduzieren)
  • Transformieren
    • Abbilden: Darstellen von Inhalten in neuer Form
    • Paraphrasieren: Wiedergeben von Inhalten mit anderen (eigenen) Worten
    • Illustrieren: Finden von Beispielen
  • Klassifizieren
    • Diskriminieren: Finden von Unterschieden
    • Generalisieren: Finden von Gemeinsamkeiten.
    • Kreuzklassifizieren: Finden von Gemeinsamkeiten und Unterschieden.
  • Argumentieren (Schlussfolgern)
    • Extrapolieren: Vorhersagen treffen, Hypothesen erstellen
    • Interpolieren: Rückschlüsse auf einzelne Komponenten oder Faktoren ziehen, die einen Sachverhalt bestimmen
    • Interpretieren: Deuten und Bewerten von Ergebnissen und Aussagen


Quelle:

Körndle, H./Narciss, S./Proske, A. (2004): Konstruktion interaktiver Lernaufgaben für die universitäre Lehre.

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