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Sonntag, 25. Januar 2004
Semesterarbeit
Bei textbasierter Kommunikation (Chat, Email) werden keine nonverbalen Signale (Mimik, Gestik, etc.) übertragen. Was hat das für Konsequenzen für die Kommunikation?


Einleitung

Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Daseins. Kommunikation kann auf verschiedene Art und Weise erfolgen, einerseits verbal durch die Sprache und andererseits nonverbal durch nicht-sprachliche Verständigung, wie z. B. Gestik, Mimik, Köperhaltung, etc.

Inhalt dieser Arbeit ist es, die Auswirkungen bzw. Folgen nonverbaler Kommunikation im Internet, im speziellen durch die Form des Chats, auf die Kommunikation darzustellen. Ausgehend von einer kurzen Definition des Begriffs nonverbaler Kommunikation werden zuerst die Vor- und Nachteile von Chats beschrieben. Anschließend erfolgt die Darstellung der Konsequenzen dieser Kommunikationsform auf die zwischenmenschliche Kommunikation. Der letzte Teil dieser Arbeit befasst sich mit den Ersatzmöglichkeiten nonverbaler Kommunikation in Chats, wie z. B. Smileys, Akronymen, etc. Ein kurzes Resümee fasst nochmals die wichtigsten Erkenntnisse zusammen, angereichert von der persönlichen Meinung des Autors.


Nonverbale Kommunikation

Unter nonverbaler Kommunikation versteht man alle nicht-sprachlichen Verständigungsweisen, die bei der Kommunikation unter Menschen auftreten. Beispiele für nonverbale Kommunikation sind Gestik, Mimik, Blickkontakt, Köperhaltung, Statussymbole, usw. Aufgrund verstärkter Forschung in dem Gebiet der nonverbalen Kommunikation in den letzten Jahrzehnten ist die Wissenschaft der gängigen Meinung, dass diese Kommunikationsform eine sehr bedeutende Rolle in der menschlichen Kommunikation hat. Durch die gleichzeitige Kommunikation mit nonverbalen Signalen bekommt das gesprochene Wort erst eine individuelle Bedeutung und kann folglich auch mehr kommunizieren als die reine Sprache es vermag.


Vor- und Nachteile nonverbaler Kommunikation in Chats

Durch die rasante Entwicklung des Internets zu einer der wichtigsten Kommunikationsformen und durch das Auftreten immer neuer Kommunikationsmöglichkeiten im Internet, sei es Kommunikation per Email, Chat, Icq, Newsgroups oder Foren, ergeben sich nicht zu unterschätzende Folgen für die zwischenmenschliche Kommunikation. Ich möchte in dieser Arbeit besonders auf die Vor- und Nachteile der sogenannten Freizeit- und Flirtchats näher eingehen.

Chats bieten zwar die Möglichkeit sich andern mitzuteilen, jedoch handelt es sich hierbei nur um eine eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeit, da diese Kommunikation nur textbasiert erfolgt und keine nonverbalen Signale übertragen werden können.


Vorteile

Einer der markantesten Vorteile, die Chats für die Kommunikation bieten, ist die beinahe völlige Anonymität der Gesprächspartner, die gerade introvertierteren und schüchterneren Menschen die Möglichkeit gibt, mit anderen in Kontakt zu treten. Des weiteren spielen Unterschiede in der sozialen Herkunft bzw. der sozialen Schicht keine Rolle in Chats. Dadurch besteht die Möglichkeit, mit vielen anderen Menschen zu kommunizieren, mit denen man sich sonst normalerweise nicht unterhalten würde oder könnte, sei es durch gesellschaftliche, zeitliche oder räumliche Differenzen.


Nachteile

Gerade in den sogenannten Freizeit- und Flirtchats ist der Wahrheitsgehalt der übermittelten Kommunikation mit äußerster Vorsicht zu genießen. Die bereits angesprochene Anonymität lässt die Information schwer überprüfen, da das Gegenüber möglicherweise eine ganz andere Person – bezogen auf den Charakter oder die Einstellung – ist, als die sie sich ausgibt, zu sein. Da bei dieser textbasierten Kommunikation oftmals der Kontext zum Geschriebenen fehlt, kann es vermehrt zu Fehlinterpretation und Missverständnissen kommen. Freizeit- und Flirtchats bergen auch die Gefahr, dass Menschen Stunden über Stunden im Internet beim Chatten verbringen und so den Kontakt mit ihrer sozialen Umgebung vernachlässigen oder gar verlieren.


Konsequenzen für die Kommunikation

Wie bereits erwähnt handelt es sich bei der textbasierten Kommunikation über Chats um eine eingeschränkte Kommunikationsform, da keine nonverbalen Ausdrücke, z. B. durch Gestik oder Mimik, übermittelt werden.

Paul Watzlawik sagt in seinem Buch „Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien“ dass, durch den Wegfall der nonverbalen Kommunikation ein Teil der Information unvermittelt bleibt. Abgesehen davon, dass nicht die gesamte Information durch das Kommunizieren über Chats vermittelt werden kann, haben Chats vor allem die negative Konsequenz für die zwischenmenschliche Kommunikation, dass Menschen vereinsamen können und den Anschluss an die Gesellschaft verlieren können. Das wiederum hat gerade bei Kindern und Jugendlichen, die viel Zeit in Freizeit- und Flirtchats verbringen, negative Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung. In den Medien wird oftmals auch schon von erheblichen Entwicklungsstörungen gesprochen, die durch den zu übermäßigen „Zeitkonsum“ in Chats bedingt sind.


Ersatzmöglichkeiten nonverbaler Kommunikation in Chats

Um die Verluste der nonverbalen Kommunikation in Chats zu mindern, haben sich eine Reihe neuer Ausdrucksmöglichkeiten entwickelt, wie z. B. Emoticons, Smileys, Akronyme oder sprachliche Abkürzungen. Die wirklich wichtigen Botschaften und Beziehungen der Face-To-Face Kommunikation können jedoch mit diesen Mitteln nicht vollständig kompensiert werden.

Vor allem in Freizeit- und Flirtchats hat sich eine neue Sprache entwickelt, die für Außenstehende oftmals kaum zu verstehen ist. Einerseits wird durch die gezielte Verwendung von Smileys, Akronymen und Emphasen (Isolierte Verbstämme, Iterationen) viel Tipparbeit und somit Platz und Zeit gespart, und andererseits erhält die geschriebene Botschaft somit einen gewissen Unterton, wie es nonverbale Kommunikation (Gestik, Mimik) für die zwischenmenschliche Kommunikation bietet.

Smileys (, , …) können Emotionen und Stimmungen übermitteln, die der Botschaft eine erweiterte Bedeutung geben. Akronyme (*lol*, *cu*, *mfg*, …) werden ebenfalls als Ersatz für fehlende verbale und visuelle Eindrücke verwendet. Auch die Verwendung von Emphasen (*grins*, *freu*, *frechguck*, …) kann der textbasierten Kommunikation einen persönlicheren Touch geben.


Resümee

Die Arbeit hat gezeigt, dass die Kommunikation über Chats große Auswirkungen und Folgen auf die zwischenmenschliche Kommunikation hat. Beim Vergleich der Vor- und Nachteile, die Chats den „Usern“ bieten, ist ersichtlich, dass es sich zwar um eine eingeschränktere Kommunikation handelt, und dass die Gefahr der sozialen Isolation bei zu großem zeitlichen „Konsum“ besteht, jedoch die Kommunikation über Chats auch einige Vorteile beinhaltet, wie größere Anonymität oder räumliche Ungebundenheit.

Die Konsequenzen, die sich für die Kommunikation ergeben, sind auch nicht zu unterschätzen. Abgesehen von dem „sprachlichen Verfall“ der zwischenmenschlichen Kommunikation bestehen große Risiken für die soziale und persönliche Entwicklung, gerade bei Kindern und Jugendlichen.

Es bestehen zwar gewisse Ersatzmöglichkeiten, um in Chats Gefühle, Stimmungen und dgl. auszudrücken, eine vollständige Kompensation der Verluste, die sich durch das Nicht-Übertragen nonverbaler Signale in Chats ergeben, ist meines Erachtens jedoch nicht gegeben. Den zukünftigen Entwicklungen in diesem Bereich für uns Menschen und unsere Kommunikation sehe ich sehr gespannt und neugierig entgegen.

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florian_heuse_salzburg, Dienstag, 27. Januar 2004, 00:28
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