Privat! - Kontrollierte Freiheit in einer vernetzten Welt
Montag, 26. Januar 2004
Fallbeispiele
Die Sendung BIG BROTHER

Big Brother gehört scheinbar in das oben genannte Problemfeld der informationellen Privatheit. Hier verzichten die Menschen gänzlich auf ihre Privatsphäre. Sie lassen sich tage- oder monatelang einsperren, lassen sich 24 Stunden am Tag beobachten. Insofern scheint diese Form des zumindest zeitweiligen Verzichts auf Privatheit durchaus ein gesellschaftlich ernst zu nehmendes Thema sein.
Zuerst einmal sollte man die Unterschiedlichkeit der Fälle sehen:

Kognitive Asymmetrie zwischen Beobachtern und Beobachteten: Die Personen wissen nicht, dass sie beobachtet werden und haben keine Kontrolle darüber, was mit den gesammelten Daten passiert. Problematisch ist die dabei vermutete
Voluntative Asymmetrie: Hier kann man mit guten Gründen davon ausgehen, dass die Personen auch nicht beobachten oder erfasst werden wollen.

Bei Big Brother liegt eine harmonische kognitive und voluntative Symmetrie vor. Beide Seiten wissen voneinander und beide Seiten wollen ganz explizit beobachten und beobachtet werden, und zwar permanent.
Argumente gegen die Verschärfung von Sicherheitsgesetzen als Einschränkung von Freiheit und Autonomie greifen hier also nicht unmittelbar.
Hier wollen Menschen mitspielen, aus welchen zweifelhaften, narzisstischen Motiven heraus auch immer.
Jedenfalls scheint es problematisch zu sein, Sendung wie Big Brother verbieten zu wollen. Denn offensichtlich leben wir lieber in einer Gesellschaft, in der Big Brother gesehen und gedreht wird, als in einer, in der solche Sendung zensiert und verboten werden. Am liebsten würde man natürlich in einer Gesellschaft leben, in der nach einer Weile niemand mehr Interesse an solch einer Sendung hat, aber dies ja zumindest teilweise schon der Fall.
Dazu möchte ich kurz ein zweites Beispiel einbringen, an dem man sehen kann, in welchen Weise die Idee des Rechts auf die Bestimmung seines eigenen Lebens- nicht nur in der amerikanischen Kultur- verankert ist.


Die Truman- Show

Die Truman- Show ist ein Film, in dem die Befreiungsgeschichte eines jungen Mannes erzählt wird, der von seiner Geburt an Hauptdarsteller in einer Fernsehshow ist, ohne selbst davon zu wissen. Alle anderen Mitspieler sind natürlich eingeweiht. Es werden ihm kleinere und größere Neurosen anerzogen, damit er nicht auf die Idee kommt, von der Insel des Geschehens weggehen zu wollen. Denn die Show ist ein Quotenhit und Millionen von Zuschauern sind täglich 24 Stunden live dabei. Am Schluss befreit sich der Held natürlich und die Erleichterung der Zuschauer ist riesengroß. Obwohl sie von nun an auf die Show verzichten müssen, ist der Glaube daran, dass jeder Mensch ein Recht auf ein privates Leben hat größer, als die Lust zuzusehen.

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