Privat! - Kontrollierte Freiheit in einer vernetzten Welt
Montag, 26. Januar 2004
Die Debatte über die Privatheit
Bis ins späte 19. Jahrhundert war die Privatsphäre für Amerikaner in erster Linie ein räumliches Konzept. Wer mehr benötigte, zog einfach nach Westen, wo es weniger Leute gab, die sich für sein Verhalten interessierten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich dies. Das Land war besiedelt, die Bevölkerung wuchs rapide, und eine Fülle neuer Technologien entstand. Zum ersten Mal konnte nun mit Hilfe von Kameras Bilder aufgenommen und schnell veröffentlicht werden- auch ohne Zustimmung der Abgebildeten. Diese Aussicht beunruhigte viele Menschen und gab Ende der 189Oer Jahre Anstoß zur ersten Debatte über das Konzept der Privatsphäre. Neues Interesse am Thema erwachte um 198O mit der Entwicklung des PC und verstärkte sich rapide mit der Verbreitung des Internets und seinen ersten Skandalen über Privacy- Missbrauch.
Bereits 1967 veröffentlichte der Jurist Alan Westin die bahnbrechende Studie „Privacy and Freedom“, ein Buch, das seiner Zeit um Jahre voraus war und Bürger wie Regierung für Fragen des Datenschutzes im Informationszeitalter sensibilisierte.
Heute teilt Westin die Bevölkerung in drei Kategorien:

Am einen Ende stehen die „Privacy- Fundamentalisten“ (etwa 25%). Sie sind zutiefst besorgt über Privacy- Rechte und deren potenzielle Gefährdung und lehnen alle Konsumentenvorteile ab.

Am anderen Ende stehen die „Privacy- Gleichgültigen“ (12%). Sie haben kein Problem mit der Übermittlung persönlicher Daten und interessieren sich nicht dafür, wie diese verwendet werden.

Die meisten Menschen jedoch fallen in die mittlere Kategorie der „Privacy-Pragmatiker“ (63%). Sie wägen potenzielle Vorteile und Bedrohungen gegeneinander ab und kümmern sich vor allem um die beabsichtigte oder unfreiwillige Sekundärnutzung von Daten, die ursprünglich nur zu einem bestimmten Zweck preisgegeben wurden. Je nachdem, was für ihre Daten geboten wird, sind die Pragmatiker bereit, ihre Privatsphäre bis zu einem gewissen Grad aufzugeben.
Privacy ist nicht so sehr ein juristisches oder technisches Konzept, als vielmehr ein soziales. Die wichtigsten Treiber sind emotional, und die zentrale Frage lautet heute schlicht: „Wem kann man vertrauen?“

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