Einer der profiliertesten Privacy- Skeptiker, Richard Epstein, will, wie er in seinem Aufsatz „Die Dekonstruktion der Privatheit“ darlegt, Privacy vor allem als ein Erfordernis der Freiheit verstanden wissen.
Diese jedoch sieht er nicht wie Beate Rössler als Freiheit im Sinne von Autonomie, sondern als die Handels- und Vertragsfreiheit von Wirtschaftssubjekten. Epstein untersucht, aus welchen ökonomischen Gründen Privacy zu befürworten oder zurückzuweisen ist, weil sie für alle Beteiligten mehr Nah- als Vorteile bewirkt.

Um das Recht auf Privacy zu begreifen, setzt man es am besten einen größeren konzeptionellen Rahmen. Obwohl sich mit Leichtigkeit zahllose Variationen grundlegender Themen ausmachen ließen, ist es günstiger, die politischen Theorien in zwei große Lager zu unterteilen.

Die Klassischen Liberale Tradition: Sie stellt bestimmte Vorstellungen wie privates Eigentum oder freie Meinungsäußerung in den Vordergrund, verbunden mit einer eingeschränkten öffentlichen Gewalt, deren Aufgabe es ist, Gewalteinwirkung zu verhindern, und für eine Infrastruktur zu sorgen, die zum Schutz des privaten Lebens notwenig ist.

Der moderne Umverteilungsstaat: Dieser lehnt den Katalog individueller Rechte und Pflichten eines klassischen liberalen Staates niemals ganz ab, fügt ihm jedoch eine weitere öffentliche Funktion hinzu: die Ausmerzung von Diskriminierung, nicht allein in staatlichen Angelegenheiten, sondern auch zwischen Individuen. Allgemein gesagt überlässt dieser Ansatz den Regierungsorganisationen die Entscheidung darüber, wer wen unterstützen soll.

In früheren Arbeiten hat Epstein sechs Kernelemente identifiziert, die die sinnvolle klassischenliberale Gesetzesordnung markieren. Damit will ich mich jedoch hier nicht länger beschäftigen, da dies sonst den Rahmen sprengen würde. (Nachzulesen in Epstein: „Die Dekonstruktion der Privatheit.“)