Aufgabe 3 - Problembereiche Urheberrecht
ruben.kulcsar.uni-linz, 26. Mai 2012, 10:53
Nachfolgend einige Argumente, weshalb das Urheberrecht einer dringenden Reform bedarf bzw. die Diskussion über eine Urheberrechtsreform dringend eine Deeskalation und verbale Abrüstung nötig hat..
Urheberrecht kommt der technischen Entwicklung nicht hinterher
Die technische Entwicklung insbesondere im Internet erfolgt mit hoher Geschwindigkeit. Mit diesem Tempo kann die Gesetzgebung nicht mithalten und deshalb hinken Anpassungen immer hinterher. Dieses Problem gab es in seinen Grundzügen schon immer, zum Beispiel als das Urheberrecht den modernen Medien wie Radio und Fernsehen angepasst werden musste. Die hohe Entwicklungsgeschwindigkeit in den sozialen Medien lässt dieses Problem heute viel stärker auftreten. Dabei zeichnet sich schon die nächste Baustelle ab, die in ihrer Brisanz die gegenwärtige Diskussion nochmal deutlich übertreffen wird. Stichwort: 3D-Drucker. Noch steckt diese Technologie in den Kinderschuhen, wenn sie aber eines Tages serienreif ist, dann lassen sich nicht nur digitale Inhalte schnell und verlustlos verbreiten. Die Gesetzgebung sollte daher eigentlich schon jetzt damit beginnen, sich darüber Gedanken zu machen.
Überwachung des Urheberrechts bedarf exzessiver Kontrolle
Das Internet ermöglicht eine schnelle und verlustreiche Weitergabe von digitalen Inhalten. Und was technisch möglich ist, wird auch von vielen ohne viel Nachdenken praktiziert. Hinzu kommt, dass ja nicht jede Form der Weitergabe von vorneherein illegal ist. Als Ergebnis hat man eine gewaltige Menge an Tauschvorgängen von denen ein (vermutlich nicht geringer) Anteil eben auch illegal ist. Um allerdings diese Urheberrechtsverletzung im Heuhaufen des allgemeinen Tauschens ausfindig zu machen, bedarf es einer exzessiven Kontrolle. Um nun diese Überwachung besser und schneller erledigen zu können, fordern die Rechteverwerter immer stärkere Filter- und Kontrollfunktionen. Das bringt dann aber auch mit sich, dass auch legale Vorgänge überwacht und womöglich eingeschrenkt werden. Vorabfilterung kann zudem auch zu vielleicht unberechtigter Zensur führen. Letztlich schränken exzessive Kontrollen die bürgerlichen Rechte ein. Nebenbei bemerkt, treffen sie letztlich aber trotzdem nicht die großen Sünder, sondern nur die kleinen Fische, die nicht wissen wie die Überwachung umgangen werden kann.
Verletzung des Urheberrechts macht Künstler arbeitslos
Oft wird behauptet, dass das Urheberrecht eine unbedingte Notwendigkeit ist, um den Broterwerb der Künstler zu sichern. Das hat sicherlich seine Berechtigung. Man darf allerdings daraus nicht schließen, dass eine Verletzung des Urheberrechts den automatischen Bankrott nach sich zieht. So gibt es Rechteverletzung im Internet vermutlich schon seit dessen Bestehen, spätestens aber seit Napster wohl auch systematisch. Trotzdem gibt es Musiker und Künstler immer noch. Dass die Umsätze zuletzt wieder gestiegen sind, zeigt auch, dass Nutzer durchaus auch bereit sind für Kunst zu zahlen, wenn Preis und Service stimmen.
Öffentliche Förderung muss öffentliche Nutzung nach sich ziehen
Dies betrifft zunächst einmal primär die Forschung. Vielfach ist es so, dass Wissenschaftler ihre Forschungsarbeit nur durch staatliche Unterstützung durchführen können. Die gewonnen Erkenntnisse werden dann in der Regel in wissenschaftlichen Papers festgehalten, die in weiterer Folge in Journals veröffentlicht werden. Und ab diesem Zeitpunkt greift das Urheberrecht. Somit entsteht die paradoxe Situation, dass die allgemeine Öffentlichkeit die Studie finanziert, dann aber die Ergebnisse erst recht wieder käuflich erwerben muss. Somit wird die Öffentlichkeit doppelt zur Kassa gebeten. Dasselbe Prinzip kann auch dort angewandt werden, wo Künstler eine öffentliche Förderung beziehen, ihre Werke dann aber nur kostenpflichtig weitergeben. Somit steht hier das Urheberrecht dem öffentlichen Interesse entgegen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Access
Kommentar zu "Urheberrechtsverletzungen machen Künstler arbeitslos"
elisabeth.hummer.uni-linz, 27. Mai 2012, 14:29
Es ist mit Sicherheit so, dass durch die Möglichkeiten der Kopien und anderen Vervielfältigungsmöglichkeiten die Einnahmen von Künstlern sinken, dass sie aber dadurch arbeitslos werden, glaube ich nicht. Die strengeren Sicherheitsmaßnahmen, die im ACTA-Abkommen gefordert werden, schützen nämlich nicht die Künstler sondern die Verlage. Und gerade diese Verwerter wollen strengere Richtlinien, die Abgeltung für die Künstler ist nämlich des öfteren schon vorab erfolgt. Ein Künstler kann alleine durch den Anteil an den Verkäufen einer CD - außer er hat schon einen entsprechenden Namen - sicherlich nicht einen angemessenen Lebenstil aufrecht erhalten.
ruben.kulcsar.uni-linz, 15. Juni 2012, 10:43
Eben, um den Namen geht es. Diejenigen die es in die Bekanntheit geschafft haben, die verdienen auch jetzt schon, trotz aller "Raubkopien" genug um davon leben zu können. Und die anderen, würden auch dann nicht genug verdienen, wäre Filesharing komplett unmöglich. So gesehen, fände ich es sogar sinnvoll, über die Idee einer Kultur-Flatrate nachzudenken. Damit wäre Kultur ein öffentliches, frei verfügbares Gut und das Freerider-Problem wäre aus der Welt...
Kommentar zu "Urheberrecht kommt der technischen Entwicklung nicht hinterher"
benjamin.luidold.uni-linz, 29. Mai 2012, 01:19
Es ist mit Sicherheit ein großes Problem, ein Gesetz den neuen Rahmenbedingungen anzupassen, das bereits entstanden ist, als es diese Art der digitalen Informationsverbreitung noch gar nicht gegeben hat. Im Laufe der Jahre gab es zwar immer wieder Anpassungen an die neuen Medien, inwiefern diese jedoch einer Sinnhaftigkeit entsprechen kann ich nicht bewerten.
Immerhin sahen sich damals, als das Gesetz entstanden ist, zum Großteil nur die Kreativen und deren Verleger damit konfrontiert. Heute, in den Zeiten des Web 2.0, hat nahezu jeder Mensch die Möglichkeit, geistig schöpferische Werke im Internet zu veröffentlichen und ebenso solche aus dem Internet zu laden. Obwohl es faktisch gesehen sehr attraktive Möglichkeiten gibt, Inhalte aus dem Internet zu laden, hat der Nutzer im Urheberrecht nur sehr wenig Rechte, während den Urhebern und Verlegern sehr viele Rechte zugesprochen wird. Wenn man hier an die Abmahnungen der Musikindustrie mit Gebühren von tausenden Euro für den Download einzelner Musikdateien denkt, dann geraten wir immer weiter in die Situation, in der die Menschen das, was das Recht entscheidet, nicht weiter als gerecht empfinden können. Das Recht verliert somit immer mehr seine Legitimation, weil es sich vom Bewusstsein der Menschen löst. Es braucht somit eine Neuauslegung des Urheberrechts, das eine Gleichverteilung der Rechte und Pflichten an die Kreativen, die Verleger und auch an die Nutzer vorsieht.
"Das Recht ist für die Menschen da und nicht die Menschen für das Recht.", Karl-Nikolaus Peifer
http://www.brandeins.de/magazin/warenwelt/das-digitale-urheberrecht-steht-am-abgrund.html
ruben.kulcsar.uni-linz, 15. Juni 2012, 10:47
Ich stimme dir da vollkommen zu. Allerdings möchte ich anmerken, dass es nicht allein das fehlende Gerechtigkeitsmpfinden bzgl. dem geltenden Recht ist, das dazu führt, dass die breite Masse in die Grauzone der Illegalität abrutscht. Es ist auch die Struktur des Internets, die eben nicht den Eindruck eines Geschäfts vermittelt wo man etwas kauft, sondern eher den Eindruck von verstreuten Fundsachen die auf der Straße liegen. Ich glaube, dass jene Leute die im realen Leben in einem Geschäft nie etwas klauen würden, das auch im Internet nicht tun, sprich... sich nicht in Onlineshops hacken und ähnliches. Wenn allerdings Werke jeglicher Art ohne Preisschild quasi "herumliegen", dann empfindet es auch niemand als Diebstahl wenn er sich daran bedient.
Mein Kommentar zur "technischen Entwicklung"
maja.pocrnja.uni-linz, 14. Juni 2012, 17:51
Hallo Ruben!
Ich möchte hier kurz Stellung nehmen zu deinem 1. Argument! Ich sehe das auf jeden Fall auch so, dass das Urheberrecht unserer heutigen Zeit hinterherhinkt...
Je mehr ich mich mit dem Thema selbst beschäftige, - zunächst bei meiner eigenen Aufgabenerfüllung, nun auch beim Lesen zahlreicher anderer Arbeiten und Kommentare - umso mehr verärgert es mich, dass dieses Manko so offensichtlich ist, von der österreichischen Regierung aber nicht verändert wird. In meiner Aufgabenstellung zeige ich auch, welche Alltagsprobleme dadurch entstehen. Eigentlich ist es für mich unerklärlich, wieso die Regierung dabei so nachlässig umgeht. Super finde ich deinen Hinweis mit den 3D-Druckern. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, aber es stimmt; diese Entwicklung führt dann zu einer neuen Dimension an Problemen. Wie soll man da noch hinterherkommen wenn es bereits jetzt so dermaßen hinkt?...
Glg
Kommentar zum Argument 2
harald.landstetter.uni-linz, 17. Juni 2012, 23:36
Hallo!
In deinem zweiten Argument schreibst du, das derzeitige Urheberrecht bzw. die Überwachung desselben treffe nur die "kleinen Fische". Ich habe mich bei meiner Aufgabe u.a. mit dem Internet-Filmportal kino.to beschäftigt. Dessen Gründer und Eigentümer wurde vor ein paar Tagen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Werbeeinnahmen des Verurteilten bewegen sich im Millionenbereich. Es werden also nicht nur die "kleinen Fische" verfolgt. Auch aus einem Interview mit dem Eigentümer eines Verlagshauses geht hervor, dass nicht die "einzelnen Leute", sondern die Plattformen verfolgt werden sollen.
lg Harald