Von Medienkompetenz zu Webkompetenz?
sara.mahlknecht.jku, 30. Dezember 2015, 18:55
Kein Tag ohne Mediennutzung. Sei es privat oder geschäftlich, im Uni- oder Schulalltag. Der Begriff der „Medienkompetenz“ hat sich deshalb schon länger etabliert, um das Erlernen der aktiven und kritischen Auseinandersetzung mit Medien zu betonen. Besonders im Web übernehmen User in allen Altersklassen immer aktivere Rollen, in dem sie den Content verschiedener Applikationen nicht nur konsumieren, sondern auch wesentlich zur Entstehung desselben beitragen. Deshalb wird das Konzept der Medienkompetenz zunehmend wichtiger und es stellt sich die Frage, wie dieses konkret auf den Webbereich angewendet werden kann.
Medienkonsum
Eine aktuelle Studie des Vereins „Media Server“ vom November 2015 gibt Aufschluss über den Medienkonsum der österreichischen Bevölkerung. Demnach werden Medien im Durchschnitt 524 Minuten pro Tag genutzt, wobei die 14-29-jährigen die Hälfte ihres Tages mit digitalen Medien verbringen. Die Altersgruppe 40+ bevorzugt hingegen klassische Print Medien und TV. (Q1)
Digital dominiert die Mediennutzung der 14-29-Jährigen über den Tag (Q1)
Wie anhand dieser Grafik ersichtlich wird, hat besonders das Internet und damit auch das Web eine große Bedeutung im Alltag der Jugendlichen und ist das am Tag meist genutzte Medium dieser Zielgruppe. Diese Erkenntnis ist besonders dann interessant, wenn wir uns mit Medienkompetenz beschäftigen. Außerdem lässt sich feststellen, dass die Nutzung des Internets in den letzten Jahren gestiegen ist, wie in folgender Grafik ersichtlich. Daraus ergibt sich eine besondere Relevanz für diese Thematik.
Zum Konzept der Medienkompetenz
Doch natürlich brauchen wir auch eine klare Vorstellung davon, was mit Medienkompetenz eigentlich gemeint ist. Deshalb gilt es zunächst, dies zu definieren. Der Begriff der Medienkompetenz wurde vor allem vom Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke geprägt, der dieses Konzept in den 90er Jahren entwickelte. Im Grunde geht es dabei darum, von einer passiven Mediennutzung hin zu einem aktiven, kritischen und reflexiven Medienkonsum zu gelangen. Medien sollen demnach bewusst ausgewählt, wahrgenommen und kritisch hinterfragt werden, sodass sie auch für eigene Zwecke genutzt werden können.
Konkret setzt sich die Baack’sche Medienkompetenz aus der Medienkritik und der Medienkunde, die zur Vermittlung gezählt werden, sowie der Mediennutzung und Mediengestaltung im Bereich der Zielorientierung zusammen. (Q2)
Das Konzept der Medienkompetenz nach Baacke. (Q3)
Mit Medienkritik ist dabei die analytische, reflexive und ethische Kompetenz gemeint, wodurch Individuen das Aufgenommene bewusst wahrnehmen und dabei auch in im eigenen Handeln anwenden können. Mit dem Aspekt der Medienkunde meint Baacke, dass ein gewisses Basiswissen über die verschiedenen Medien vorhanden sein muss, damit die Vermittlung von Informationen und der Umgang mit unterschiedlichen Geräten ermöglicht wird. Dazu zählen deshalb informative sowie qualifikatorische Kompetenzen. Die Kompetenz der Mediennutzung bezieht sich darauf, dass Individuen die Medien rezeptiv nutzen und auch interaktiv anwenden können und die Kompetenz zur Mediengestaltung befähigt zur Neugestaltung und Entwicklung kreativer Ansätze, die auf den alltäglichen Medienkonsum aufbauen. (Q2)
Das Web als interaktives Medium
Wenn wir uns wieder auf die bereits genannte Medienstudie berufen, dann geht daraus hervor, dass die 14-29-Jährigen das Internet hauptsächlich zur Kommunikation nutzen, was die Interaktivität weiter unterstreicht und damit die Kompetenz zum richtigen Umgang mit diesem Medium ersichtlich wird. Wenn wir diese Nutzung des Webs bei Jugendlichen nun also auf das Konzept der Medienkompetenz nach Baacke legen, ergeben sich daraus einige Überlegungen.
Durch die Nutzung des Internets verschwimmt die Vermittlungsebene nach Baacke mit der Zielorientierungsebene, da wir beim Web einen größeren Einfluss darauf haben, wie wir es nutzen und woher wir Informationen beziehen. Das Web erfordert demnach in jedem Fall eine interaktive Nutzung. Deshalb sehe ich die Kompetenzen von Medienkunde und Mediennutzung bezogen auf das Web als Fundament für den weiteren Umgang mit diesem interaktiven Medium. Darauf baut die analytische, reflexive und ethische Medienkritik auf, die durch die Zunahme an Interaktivität an Bedeutung gewinnt. Aber auch die Mediengestaltung wird zunehmend einfacher und bereits für Jugendliche schnell interessant und realisierbar, wenn wir etwa Social-Media-Plattformen hernehmen.
Ich sehe die Webkompetenz deshalb als einen aufbauenden und dynamischen Prozess, der in sich immer mehr Kompetenzen miteinschließt. Das Konzept von Baacke ist dabei nach wie vor gültig, allerdings verhält es sich im Web aufgrund der erhöhten Interaktion anders als bei Printmedien, Radio oder TV.
Fazit: Webkompetenz
Die unterschiedlichen Medien - inklusive Web - treffen auf das vorhandene Schema durchaus zu, trotzdem hat jedes Medium seine Eigenheiten, die zusätzlich beachtet werden müssen. Gerade die Relevanz, Aktualität und Interaktivität des Webs erfordern es, dass dem richtigen Umgang damit Beachtung geschenkt werden muss und das Konzept der Medienkompetenz dafür etwas verbogen und angepasst werden muss. Die ständige Weiterentwicklung und immer neu aufkommenden Möglichkeiten des Webs erfordern es zusätzlich, dass die Webkompetenz wenn auch prozesshaft, doch immer auch dynamisch bleibt und damit nie vollkommen abgeschlossen sein kann.
Quellen:
Q1: http://medienkompetenz-blog.de/medienbildung/dieter-baacke/
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