Statement Die Veränderung des sozialen Lebens durch die Nutzung von Smartphones

simone.mathe.uni-linz, 9. Jänner 2017, 19:46

Real Life

Real Life ist alles, was nicht online oder in Verbindung mit digitalen Geräten passiert. Also Freunde treffen, spazieren gehen, lesen, usw. All diese Dinge, für die sich die Menschen in der heutigen Zeit viel zu wenig bewusste Zeit nehmen. Es gibt kaum Situationen, in denen das Handy nicht in der Tasche oder gar auf dem Tisch liegt oder SMS geschrieben werden, während der Freund gegenübersitzt. Doch genau diese Momente, die abseits sämtlicher Technologie sind, definieren das reale Leben (Taylor, 2011). Diaz (2013) behauptet, dass jeder Mensch für sich selbst bestimmen kann, ob er im digitalen oder realen Leben leben möchte und inwiefern er/sie sich von digitalen Geräten und dem Internet in seinem/ihrem Leben beeinflussen, steuern und einsperren lassen möchte. Das reale Leben ist seiner Meinung nach die Freiheit, der Ausbruch aus dem Gefängnis der digitalen Welt mitsamt all ihren Geräten wie Smartphones, Tablets, uvm. (Diaz, 2013). Laut Couts (2012) jedoch gibt es keine eindeutige Trennung zwischen dem realen und dem digitalen Leben. Das digitale Leben ist ein Teil des realen Lebens (Couts, 2013).

Digital Life

Laut Diaz (2013) sind die Menschen Gefangene der digitalen Geräte, der sogenannten Mobile Devices. Anstatt in der Realität zu leben, wird diese durch Smartphones, Tablets oder andere elektronische Geräte wahrgenommen. Gegen die Vernunft, diese Geräte als Erleichterung für das Leben zu verwenden, wird es als Gefängnis umfunktioniert, indem ohne diese nichts mehr funktioniert und alles von deren Funktionsfähigkeit abhängt. Die Abhängigkeit der ständigen Erreichbarkeit ist eine genauso große Gefahr wie das Spielen mit den Gefühlen anderer. Als Beispiel hierzu nennt Diaz (2013) eine Freundin, die ihr Smartphone sogar beim Schlafen auf der Brust liegen hatte, um sofort die Kurznachrichten von ihrem Freund lesen zu können, der ihr aber bewusst keine geschrieben hat. Sie hat sich deshalb ständig Gedanken gemacht, weshalb er nicht schreibt und wachte auch nachts mehrmals auf, um auf ihr Display zu sehen. Die Menschen werden einerseits von diesem abhängig, können mit den Gefühlen anderer spielen und erhalten durch die Nutzung einen Zugang zu Unmengen an Informationen, die sie nicht benötigen oder verwerten können. Einerseits bieten sie den Vorteil, in ständigem Kontakt zu der Umwelt zu bleiben, dennoch muss ein gesundes Maß an digitalem und realem Leben gefunden werden.

Laut Carton (2012) war die Erfindung bzw. der Start der intensiven Nutzung der Tablets, eigentlich des iPads, der Beginn des digitalen Lebens der Menschheit. Durch das Tablet verschwamm die Grenze zwischen online und offline vermehrt. Durch das größere Display im Vergleich zu den Smartphones und die leichte Transportierbarkeit im Gegensatz zum Computer ist das Tablet ein ständiger Wegbegleiter und die schnelle und direkte Verbindung zur Online-Welt.

Smartphone

Laut Maleschuk Medien ist ein Smartphone ein mobiles Gerät in handlicher Form. Dieses bietet verschiedene Funktionen wie zum Beispiel Telefonieren, SMS schreiben, E-Mails schreiben, Internetsurfen, die Wiedergabe von Audio- und Videodateien, Navigation, Fotografieren, uvm. Je nach Hersteller haben die Smartphones unterschiedliche Betriebssysteme, wie beispielsweise iOS (Apple), Android (Google), Windows Phone (Microsoft). Jedes dieser Betriebssysteme verfügt über einen eigenen Store, also ein virtuelles Geschäft, über welches Apps heruntergeladen werden können. Diese Apps erweitern die Funktionen des Smartphones (Medien, 2014).

Smartphones haben zahlreiche Vorteile, wie beispielsweise das ersetzen eines PDA durch Terminkalender, E-Mail Apps, Adressverwaltung usw. die über WLAN oder USB mit dem Computer synchronisiert werden können. Zudem übernehmen sie die Funktionen der Digitalkamera und des MP3-Players. Diese Vorteile können andererseits jedoch für ungeübte Nutzer/Innen zum Nachteil werden, indem sich diese überfordert fühlen.

 

Im modernen Zeitalter der digitalen Medien wird deutlich: Kinder und Jugendliche kommunizieren und leben heute anders als die Generationen vor ihnen. Faktoren wie Unabhängigkeit, Offenheit, Erreichbarkeit und Meinungsfreiheit kennzeichnen die heutige Lebenskultur (Informationszentrum Mobilfunk, 2012). Als Alltagsgegenstand beeinflusst das Smartphone das aktuelle Leben in vielen Bereichen enorm. Doch welche Auswirkung hat die ständige Nutzung des Smartphones auf das soziale Leben und die Sicherheit persönlicher Daten? Welche Vorteile bringt das Smartphone mit sich und warum ist es heute nicht mehr weg zu denken?

Das Smartphone als Mittel der Ablenkungen

Jeder kennt die Menschen, die in einer noch so kurzen Wartesituation ihre Köpfe im Smartphone versinken lassen. Im Restaurant, wenn jemand zur Toilette geht, an der Bushaltestelle oder wenn man nur kurz auf den Aufzug warten muss. Es gilt: Zwischenzeiten nutzen und sich jede Sekunde die Zeit zu vertreiben (Munzinger & Wenhart, 2012). Denn Smartphones bieten Ablenkung. Als Ablenkung definiert Zoltan (2013) „die Abbringung von einer eingeschlagenen Richtung oder einem eingeschlagenen Ziel“. Zoltan (2013) teilt diese Ablenkung zum besseren Verständnis in zwei Bereiche: Zum einen bringt er sie in Bezug auf eine kognitive Tätigkeit, z.B. Lernen in Anwesenheit eines Smartphones, zum anderen in den sozialen Kontext in Gegenwart eines Smartphones.

Das Smartphone ist also jederzeit griffbereit und auch im Griff. Per Anruf, SMS, MMS oder Zugriff auf soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter & Co ermöglicht es die uneingeschränkte Erreichbarkeit von Personen auf zahlreichen Kanälen (Rochus, 2011). Der ständige Kontakt ist durch das Smartphone schon fast zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Nutzung von Smartphones und die damit verbundene Erreichbarkeit hat nicht nur auf die Art und Weise der Kommunikation der Menschen untereinander starken Einfluss sondern auch auf ihr soziales Verhalten, deren Kontakte, Beziehungen und Freundschaften (Informationszentrum Mobilfunk, 2012).

Veränderungen sozialer Kontakte, Beziehungen und Freundschaften

Freunde hat man augenblicklich unzählig viele im Netz. Noch nie zuvor ist man mit so einer Menge an Menschen gleichzeitig in Kontakt getreten, wie durch die Entwicklung von Facebook & Co ermöglicht wurde (Pompetzki, 2012). Wie Freundschaften vor der Zeit der digitalen Medien entstanden sind und geschlossen wurden, scheint vergessen. Anstatt langen Briefen werden Kurznachrichten geschrieben, sich mittels ausgesuchten Karten zu bedanken oder beglückwünschen ist verlernt (Angele, 2012). Durch die Nutzung von Smartphones und sozialen Netzwerke wird dem Begriff „Freundschaft“ eine ganz andere Bedeutung gegeben, als diesen jene Generation definiert, die nicht im Zeitalter der digitalen Medien aufgewachsen ist (Roethlisberger, 2013). Dementsprechend hat sich die Kommunikation und Aufrechterhaltung sozialer Kontakte, Beziehungen und Freundschaften verändert.

In einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs) wird der Umgang mit neuen digitalen Medien eingehend bearbeitet. In Bezug auf die Frage, ob sich soziale Kontakte, Beziehungen und Freundschaften durch die Nutzung von Smartphones verändern, werden sowohl positive als auch negative Aspekte hervorgebracht (Döberl, 2013). Mit der Nutzung des Smartphones erreicht die Vernetztheit ein neues Ausmaß: Jugendliche heben hervor, dass sie dadurch Beziehungen zu guten Freunden sehr viel intensiver pflegen können als ohne die mobile Kommunikation möglich wäre. Freunde haben die Möglichkeit unmittelbar und jederzeit am eigenen Alltag teilzunehmen. Zudem können Freundschaften auch über zeitliche und räumliche Trennungen aufrecht erhalten bleiben (Döberl, 2013).

Döberl hält ebenso fest, dass Jugendlich selbst bemerken, dass sie während persönlichen Treffen mit Freunden vielfach parallel die Nachrichten in sozialen Netzwerken lesen und per Kurznachrichten am Smartphone auch nebenbei mit anderen kommunizieren. Ebenso lässt die Verbindlichkeit von Verabredungen deutlich nach, da ein persönliches Treffen jederzeit neu vereinbart oder abgesagt werden kann. Hier ist eine deutliche Veränderung der Pflege von sozialen und realen Beziehungen sowie des sozialen Austausch zu erkennen.

Welche Auswirkung die Vernachlässigung der Pflege von realen Freundschaftsbeziehungen unter anderem haben kann, hat eine Studie zum Thema „Vereinsamung wegen sozialer Netzwerke“ festgehalten. Die Studie liefert das Ergebnis, dass sich 35 Prozent aller Menschen ab 45 Jahre in der heutigen Zeit chronisch einsam fühlen. Zehn Jahre zuvor waren es nur 20 Prozent (Hock, 2013). „Das Internet ist ein Teil einer Entwicklung, bei der wir die Qualität der Freundschaft durch Quantität ersetzen“, hält der Kulturkritiker William Deresiewicz in einem Interview zu seinem Text „The faux Friendship“ fest (Deresiewicz, 2010). Weiters erklärt Deresiewicz (2010) „Facebook besteht nur aus schnellen kleinen Botschaften zu meist trivialen Dingen. Für mehr gibt es keinen Platz. Und weil die Qualität dieses Austausches so unbefriedigend ist, bekommt man bei genauerem Nachdenken ein Gefühl der Einsamkeit, der negativen Form der Abgeschiedenheit“. – Trotz mehrerer hundert Freunde im Netz (Hock, 2013).

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