Das transparente Unternehmen
christoph.strutzenberger.uni-linz, 3. November 2015, 21:22
Wie wir aus dem Marketing wissen, ist es sehr wichtig, wie sich ein Unternehmen nach außen darstellt. In einer vernetzten Welt wie der heutigen sind zwar viele Informationen über Unternehmen verfügbar, letztendlich kann es jedoch auch selbst steuern welche Informationen es nach außen in welcher Form bereitstellt.
Ich beschäftige mich in diesem Beitrag mit dem Artikel “Does Competition Lead to Information Transparency of Online Corporations? Analysis of Terms of Use for Different Online Business Models” [Shim 2014]. Dieser versucht festzustellen, ob sich Unternehmen aufgrund des höheren Wettbewerbs in Online-Märkten transparenter verhalten.
Zusammenfassung
Die Autorin stellt eingangs kurz die These vor, dass erhöhter Wettbewerb nicht nur zu mehr preislicher sondern auch informationeller Transparenz führt und verbindet diese These mit den AGB’s (Terms of Use). In diesen sind Unternehmen oft nicht so transparent wie bei der Preissetzung und dies soll in der Studie gemessen werden.
Dafür werden aus bereits vorhandener Forschung vier Kategorien von Online-Geschäftsmodellen definiert welche ausgewertet werden sollen:
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Social Media (Facebook, Google+, Linkedin, Twitter)
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Email Service (Hotmail, Yahoo! Mail, Gmail)
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E-Commerce (Ebay, Amazon)
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Information Intermediary (Vermittlung - im Fall des Artikels amerikanische Reise- bzw. Hotelvermittler)
Methodologie
Für die ausgewählten Seiten in den Kategorien wurden zehn Schlagworte definiert und anschließend statistische Analysen der allgemeinen Geschäftsbedingungen durchgeführt. Dabei wurde gemessen, wie oft gewisse Schlagworte enthalten waren. Weiters wurde eine Bewertung der Intensität des Wettbewerbs für die erwähnten Kategorien auf einer einfachen Skala von 1-4 durchgeführt (wobei Vermittlung gefolgt von E-Commerce am höchsten bewertet wurde.
Auf Basis dieser Zählung wurde eine lineare Regressionsanalyse durchgeführt um herauszufinden, ob statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen den gemessenen Häufigkeiten in den jeweiligen Kategorien gibt. Dabei wurde einerseits untersucht ob innerhalb einer Kategorie Unterschiede bestehen, andererseits ob es wesentliche Unterschiede zwischen den Kategorien gibt.
Ergebnisse
Between-Subject
Zwischen den Reisevermittlern und Social Media Seiten konnte ein signifikanter Unterschied (<95% Konfidenz) festgestellt werden. Während sich die Touristik-Seiten eher auf Rechte und Risiken spezialisieren, werden in den AGBs der sozialen Medien das Thema Privatsphäre und die Interaktion mit Drittanbietern thematisiert.
Interessant ist hier auch der zweite Fund, dass E-Commerce Seiten im Gegensatz zu E-Mail Providern sehr viel über Copyright und intellektuelle Eigentumsrechte schreiben.
Within-Subject
Das Hauptergebnis in diesem Bereich lag zwischen Facebook und LinkedIn, hier geht zweiteres deutlich detaillierter auf Themen wie Privatsphäre, Rechte, Copyright und Drittanbieter ein als Facebook. Dies mag mit der Professionalität der Plattform in Verbindung zu bringen sein.
Abschließend wird im Diskussionsteil die Hypothese klar verifiziert und es wird auf Unterschiede in den Ergebnissen innerhalb der Kategorien eingegangen. Beispielsweise sind Ebay und Amazon beides E-Commerce Seiten, verwenden jedoch unterschiedliche Bietsysteme welche eigene Formulierungen in den AGB benötigen. Der professionelle Zugang von LinkedIn im Vergleich zu den privaten Plattformen wurde ebenfalls bereits erwähnt.
Eigene Meinung & Kritik
Da ich selbst einen leichten Hang dazu habe mir AGBs oder Datenschutzbestimmungen anzusehen hat mich dieser Artikel sehr angesprochen, allerdings war ich über die Methode etwas enttäuscht. Ich hätte mir eine etwas semantischere Analyse gewünscht oder näher darauf einzugehen als die Keyworddichte zu messen. Beispielsweise sind Datenschutzbestimmungen eigentlich standardmäßig von den AGBs entkoppelt, stehen aber trotzdem in engem Zusammenhang mit ihnen. Für diese Analyse hätten sie auf jeden Fall mit einbezogen werden können. Als erster Ansatz ist diese Methode sicherlich in Ordnung, die Autorin erwähnt diese Punkte (Datenschutzbestimmung & Cookies) auch noch abschließend in den Limitationen. Ansonsten ist mir noch aufgefallen, dass das Thema Transparenz nicht so stark abgegrenzt wurde wie beispielsweise in Michaels Beitrag.
Den Zusammenhang zum Thema sehe ich hier insofern gegeben, als aufgezeigt wird, wie Unternehmen durch gezielte Informationsflüsse einen gewissen Grad an “Transparenzsteuerung” durchführen können. Die Ergebnisse sind für mich auch intuitiv richtig, ich hätte beispielsweise die gleiche Bewertung der Wettbewerbsstärke der einzelnen Kategorien vorgenommen, in meinem letzten Beitrag habe ich bereits erwähnt, dass die Touristik-Sparte im Web eine sehr umkämpfte ist.
Quelle:
[Shim 2014] Shim D.H.J.: Does Competition Lead to Information Transparency of Online Corporations? Analysis of Terms of Use for Different Online Business Models, Carnegie Mellon University, Pittsburgh, 2014
Thomas.Hahn.Uni-Linz, 3. November 2015, 21:58
Hallo Christoph,
ich bin auch der Meinung, dass Unternehmen die Möglichkeit haben, die Veröffentlichung von gewissen Informationen selbst zu steuern. Aber es gibt auch Bereiche, wo spezielle Strategien notwendig sind, um auf Informatinen aus nicht selbst erstellten Content zu reagieren.
Mehr dazu in meinem Blogbeitrag.
Transparente Unternehmen
michael.kaufmann.uni-linz, 3. November 2015, 22:22
Hallo Christoph!
Ein sehr interessanter Blogbeitrag. Der Meinung von Thomas kann ich mich nur anschließen. Unternehmen haben die Möglichkeit, die Zugänglichkeit von Informationen zu steuern. Beispielsweise könnten Daten zur Produktqualität exakt und in ausführlicherweise öffentlich zugänglich gemacht werden. Bei den Herstellungskosten wird man eher eine Strategie anwenden, der Öffentlichkeit keine Informationen zur Verfügung zu stellen.
Mehr zu diesem Thema findet ihr in meinem Blogbeitrag.
michael.goldbeck.uni-linz, 4. November 2015, 11:29
Hallo Christoph,
ich teile 100%ig deine Auffassung, dass die Methodologie der Studie wesentlich verbessert werden könnte - semantische Analysen sind technisch absolut keine Herausforderung mehr.
Zum Thema AGBs und Datenschutzbestimmungen gibt es eine ausgezeichnete Dokumentation: Terms and Conditions May Apply. Darin geht es auch um die Intransparenz vieler Internet-Services gegenüber den Kunden - was sehr spannend ist, da viele dieser Unternehmen gerade im öffentlichen Diskurs gerne als positive Beispiele für einen transparenten Umgang herausgepickt werden.
anne sophie.primisser.uni-linz, 5. November 2015, 08:42
Ich kann dir bezüglich deiner Meinung und Kritik zum Artikel nur zustimmen. Vor allem die Methode ist etwas lasch und bringt meiner Meinung nach nicht unbedingt ein vielsagendes Ergebnis mit sich. Auch, dass Unternehmen in gewisser Weise deren Grad an Transparenz steuern können sehe ich so. Jedoch ist ihnen dies nur m möglich, wenn sie auch teilweise transparent sind - wie in meinem Artikel auch beschrieben wird.