Zusammenfassung Mobile Business
christoph.strutzenberger.uni-linz, 27. Jänner 2016, 00:52
In dieser Zusammenfassung werden zwei Geschäftsmodelle des Mobile Business vorgestellt und anschließend im Hinblick auf ihre Eigenschaften im Zusammenhang mit Mobile Business genauer beleuchtet. Dabei werden einerseits die Mehrwerte der Applikationen untersucht, andererseits mögliche Innovationen und Restriktionen die sich in den jeweiligen Geschäftsfeldern zeigen. Abschließend wird für jede Applikation eine kurze Analyse der mobilen Strategie aus Sicht der Geschäftsführung durchgeführt um strategische Optionen für die jeweiligen Anwendungen auszuloten.
Fitbit
Fitbit ist eine Anwendung aus dem Quantify-Self Bereich und kann als umfassende Fitness-Applikation definiert werden. Zentraler Bestandteil ist ein Wearable-Armband, welches mit verschiedenen Sensoren ausgestattet ist. Zusätzlich bietet der Hersteller eine mobile Applikation, welche sich mit dem Tracker-Armband synchronisiert und so folgende Anwendungsmöglichkeiten bietet: [Q2]
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Statistiken über Tagesaktivität (Schritte, Stufen, Kalorien, etc.)
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Streckenaufzeichnung beim Laufen
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Konsumverhalten bei Nahrungsmitteln
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Soziale Komponente (Herausfordern / Anfeuern)
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Ggf. Synchronisation mit Waage (des Herstellers)
Als Zusatzprodukt wird eine Waage angeboten, welche ebenfalls mit der App kommuniziert und so Aufzeichnung über Gewicht und Körperfett ermöglicht. Die App des Herstellers lässt sich grundsätzlich gratis verwenden, um den vollen Mehrwert auszuschöpfen wird jedoch das Armband benötigt.
Mehrwerte
Der wesentliche Mehrwert dieses Geschäftsmodells basiert wie bereits angesprochen auf einer umfassenden Möglichkeit zum Self-Tracking in Kombination mit einer sozialen und statistischen Komponente. Das Sammeln von Daten über das Konsumverhalten kann auch im medizinischen Bereich Nutzen erzeugen, hier könnten speziell Diabetiker oder Demenzkranke profitieren. Die soziale Komponente, das gegenseitige Herausfordern oder Anfeuern kann als Motivationsfaktor dienen und ist daher ebenfalls ein wesentlicher Mehrwert für manche Benutzer.
Innovationen & Restriktionen
Fitbit kann bereits als sehr innovatives Unternehmen eingestuft werden. Für dieses Geschäftsmodell ist die Entwicklung neuer Trackingmethoden von hoher Bedeutung, hier könnten vor allem “innere Werte” interessant sein, da in diesem Bereich noch viel Raum für Innovation besteht.
Auch eine Weiterentwicklung der Anwendung in einen neuen Bereich wäre denkbar, beispielsweise in die medizinische Richtung. Hier könnten die vorhanden Daten bei Beschwerden zur Auswertung verwendet werden
Als wesentliche Restriktionen lassen sich juristische und technologische Einschränkungen identifizieren. Die Weiterverwendung der Daten in der App selbst wäre mit Zustimmung des Benutzers durchaus denkbar, allerdings könnte eine externe Weiterverwendung schwierig werden. Hier sind verschiedene Szenarien denkbar, beispielsweise die Verwendung durch Doktoren oder Ernährungsberater, aber auch für das Schalten personalisierter Werbung in der Applikation.
Auch aus technologischer Sicht können sich Einschränkungen ergeben, beispielsweise müssen manche Sensoren momentan noch subkutan (unter die Haut) implantiert werden bzw. manche Werte können nicht ohne Laboruntersuchung gemessen werden.
Mobile Strategie
Aus strategischer Sicht ist es von zentraler Bedeutung, wie sich dieses Geschäftsmodell zukunftsorientiert gestalten kann. Da die Applikation an sich gratis ist, sind die Produkte zentraler Bestandteil für den Erfolg. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Höhe des Customer-Lifetime Value, da die Produkte in der Regel nur einmal gekauft werden.
Für die Hersteller ist es somit Innovation von zentraler Bedeutung, d.h. es müssen Anreize geboten werden um entweder auf neue Produkte umzusteigen oder ggf. innovative Zusatzprodukte zu kaufen.
Eine andere strategische Option wäre sich im Conversion-Trichter auf den oberen Bereich zu konzentrieren und stark in den Akquisitionsbereich zu investieren. [Q5] Dies würde einen geringeren CLV rechtfertigen. Allerdings muss hierzu erwähnt werden, dass diese Taktik bestenfalls als mittelfristig angesehen werden kann. Langfristig wird sich das Unternehmen auf den Innovationscharakter konzentrieren müssen.
Tellspec
Bei Tellspec [Q1] handelt es sich um einen mobilen Lebensmittelscanner, welcher ebenfalls mit einer mobilen Applikation kommuniziert. Dieser wertet mittels Spektroskopie im kurzwelligen Bereich die Zusammensetzung eines Lebensmittels aus und gleicht diese mit einer Online-Datenbank ab. Die Applikation gibt anschließend Auskunft über Nährwerte des untersuchten Nahrungsmittels und bietet Zusatzinformationen wie z.B. enthaltene Allergene. [Q3]
So lassen sich detaillierte Aufzeichnung über das eigene Konsumverhalten anfertigen. Die App kann auch ohne den Scanner verwendet werden, allerdings müssen dann vorgefertigte Lebensmittel ausgewählt werden.
Mehrwerte
Zentraler Mehrwert ist hier die genaue Auswertung und Aufzeichnung der Nahrungsmittel. Während Fitbit ähnliche Funktionalität bietet, lassen sich mit dem Scanner detailliertere Analysen durchführen.
Innovationen & Restriktionen
Als zentrale Innovation bietet sich hier die Ausweitung auf Getränke an, hierzu gibt es aktuell schon Lösungen [Q4] und eine Kombination beider Technologien bietet sich hier geradezu an. Ähnlich wie bei Fitbit erwähnt könnten auch hier die Daten über das Konsumverhalten von externen Experten zur medizinischen Beratung weiterverwendet werden.
Die Technologie ist auch hier eine wichtige Restriktion, da die Analyse mittels Lichtspektroskopie wohl auch Grenzen hat, hierzu wären genauere wissenschaftliche Untersuchungen nötig bzw. Einblicke in die Methoden des Herstellers interessant.
Für die Weiterverwendung der Daten sind auch bei Tellspec juristische Einschränkungen gegeben.
Mobile Strategie
Für ein Nischen-Geschäftsmodell wie Tellspec ist vor allem die zukünftige Positionierung wichtig. Hier gilt es zu entscheiden ob das Geschäftsfeld erweitert wird (wie oben erwähnt z.B. auf Getränke) oder ob sich andere Möglichkeiten zur Kundengewinnun und -bindung finden lassen.
Denkbar wären z.B. “Scanstationen” wo Einkäufer oder Kunden in Restaurants ihre Nahrungsmittel genau einscannen können. Dazu müssten natürlich entsprechende Partner gewonnen werden, man könnte so jedoch in den B2B Markt einsteigen.
Da es sich um ein sehr junges Unternehmen handelt (die finale Version des Scanners ist für Mitte 2016 geplant, derzeit sind Beta Versionen erhältlich) muss hier noch nicht über das bei Fitbit beschriebene Szenario nachgedacht werden. Es sollte jedoch in der langfristigen mobilen Strategie Beachtung finden, dass der CLV durch den einmaligen Kauf auch hier stark eingeschränkt ist.
Auch Konkurrenzprodukte befinden sich bereits in Entwicklung, welche im Hinblick auf die Schnelllebigkeit des Mobile Business unbedingt zu beobachten wären. [Q6]
Fazit / Persönliche Meinung
Beide Applikationen bieten sehr viel Potenzial und bedienen doch sehr unterschiedliche Zielgruppen. Während Fitbit eher an fitnessbegeisterte Personen gerichtet ist, spricht Tellspec ernährungsbewusste Menschen an. Ich sehe für beide Applikationen sehr viele Anwendungsmöglichkeiten im Gesundheitsbereich, die wesentliche Frage ist welche sich hier sinnvoll umsetzen lassen.
Für den langfristigen Erfolg müssen beide Ansätze Wege finden um der Konkurrenz vorauszubleiben, Innovation ist hier definitiv nötig, aber auch Perfektion in der eigenen Nische kann die Marktführerschaft bringen.
Präsentation:
Quellen:
[Q1] http://tellspec.com/
[Q2] http://www.fitbit.com/at/app
[Q3] https://ehealthblog.de/2014/10/10/tellspec-food-scanner-durchleuchtet-unser-essen/
[Q4] https://www.myvessyl.com/
[Q5] http://www.digitalmarketer.com/conversion-funnel/
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