Der TV-Beitrag „Richtung 2000 – Vorschau auf die Welt von morgen“ des ZDFs aus dem Jahre 1972 sollte damals (im Jahr 1972) einen Ausblick auf die hochtechnisierte Zukunft der Menschen wagen. Dieser, nun gut 40 Jahre alte Film, zeigt in einigen Punkten erstaunliche Genauigkeit, in anderen Punkten immense Abweichungen von der heutigen Alltagsrealität.
Die „von der Elektronik beherrschte“ Wohnung von Hr. B. sowie deren Bedienung über eine einzige Fernbedienung (Schaltpult) ist auch im heutigen Alltag zu finden. Viele Geräte lassen sich über eine Fernbedienung kontrollieren; so können beispielsweise HomeCinema-Systeme oder Lichtkonzepte derart bedient werden. Auch die medizinischen Fortschritte finden bereits hier Anklang. Das künstliche Herz von Hr. B. ist in dieser Form zwar noch nicht existent, jedoch sind Transplantationen und Maßnahmen, die das Leben stark verlängern heutzutage an der Tagesordnung. Die vorhergesagte und umfassende Medikation der Gesellschaft – in Form von Antidepressiva etc. – ist ebenfalls durch die Entwicklung bestätigt worden. Auch die Nahrungsaufnahme mit vorgefertigtem, nur noch im Hause erwärmtem Essen, ist durch die Etablierung von Fertiggerichten und Mikrowellen so in der heutigen Alltagsrealität zu finden. Die Technisierung findet in allen Bereichen statt, so auch im Bereich der Medien. Das „Faxgerät“ von Hr. B., auf dem er seine Tageszeitung zugestellt bekommt sowie die Aussage, nur wenige große Verlage könnten sich diese Art der Zustellung erlauben, lässt aktuelle Entwicklungen im Bereich der Zeitungsverlage sowie auch der iPhone und besonders der iPad-Apps erkennen. Auch hier sind nur wenige große Konzerne in der Lage die Kosten für diese Art des Kundenservices zu stemmen und der Großteil der Verlage hat mit sinkenden Verkaufszahlen und Umsätzen zu kämpfen. Diese Veränderung auf dem Mediensektor wird auch im TV-Gerät von Hr. B. erkennbar; die ständige Verfügbarkeit internationalen Fernsehens per Satellit ist im Film nur zu einem Bruchteil vorhergesagt worden – 15 Stationen umfasst heute bereits jedes inländische TV-Programm. Das Ziel „erste Forschungsstation auf dem Mars“ im Jahr 2000 zu erreichen wurde weit verfehlt; der im Film angedachte Öko-Trend (keine Schädlingsbekämpfungsmittel und Dünger) ist jedoch auch in der heutigen Gesellschaft erkennbar, wenn bei weitem auch nicht so stark ausgeprägt wie dort vorgestellt. Das Einkaufen in Form eines Teleshoppingkanals wurde exakt vorher gesagt; auch im Internet wurde durch z.B. den Nahrungsmittelversand von Amazon diese Idee aufgegriffen.
Die Idee eines Fernsehtelefons wurde bereits vor einigen Jahren technisch ermöglicht, zu einem wirklichen Durchbruch konnten jedoch weder Skype, noch Facetime von Apple führen. Die im Film angesprochene soziale Isolation der Menschen ist jedoch auch in der Realität (zum Teil durch MMORPGs oder anderen exzessiven Medienkonsum) zu beobachten.
Im Bereich der Verkehrsmittel (Monorail und Kleinfahrzeuge) sind dem Film ähnliche Zustände zu beobachten. Die Trennung von Wohn- und Arbeitsort ist heute eben wie im Film kein Problem mehr. Auch die Idee des Carsharings oder eines Monorail-Zuges der mit hoher Geschwindigkeit fährt hat in der Entwicklung recht behalten. Hochgeschwindigkeitszüge, die Pendler transportieren findet man z.B. im Bereich des Transrapids oder auch in Deutschland, wo ICE-Trassen Ballungsräume verbinden.
Die Herabsetzung der menschlichen Tätigkeit durch zusehende Technisierung (Computer etc.) ist in der heutigen Entwicklung zu beobachten. Roboter und Computer nehmen zusehends Arbeitsplätze ein; Menschen sind nurmehr zur Kontrolle und Auswertung der Ergebnisse im Einsatz. Die Geschwindigkeit der technischen Entwicklung (besonders im Bereich der Computer) konnte jedoch nicht korrekt vorhergesagt werden und zeigt, dass dieser Fortschritt unvorstellbar (aus damaliger Sicht) schnell von statten gehen würde.
Die Technisierung, auch im Bereich der Waffen und dies trotz zunehmender sozialer und innerstaatlicher Probleme, wurde korrekt vorhergesagt. Die nukleare Bedrohung der Welt und deren spätere Verringerung durch die Abrüstungsverträge wurden in Ansätzen gut vorhergesagt.
Auch die Umweltproblematik die in der heutigen Gesellschaft ein allgegenwärtiges Thema darstellt wurde bereits vorhergesagt. Jedoch wurden (abgesehen von Katastrophen) bereits frühzeitig Maßnahmen ergriffen, die Folgen und Auswirkungen dieser Verseuchung einzudämmen.
Auch die Aufspaltung der Schere zwischen Arm und Reich wurde gut vorhergesagt. Zwar können keine wie im Film dargestellten „Elendsviertel“ beobachtet werden, dennoch gibt es durch Hartz-4 und schlechte Aufstiegsmöglichkeit sowie Probleme in der Bildungspolitik (Studentenzahlen und Universitätsproblematik wurde vorhergesagt!) nur wenige Möglichkeiten, dem Kreislauf der Armut zu entrinnen.
Abschließend lässt sich festhalten, dass dieser Film ein erstaunlich und teils erschreckend deutliches Bild der Zukunft der Menschen gezeichnet hat. Wenn auch in gewissen Punkten nur unscharf oder teils falsch, so wurde der Großteil der für das alltägliche Zusammenleben relevanten Techniken gut erfasst. Das Fazit, die Planung der Erbauer wurde ohne Rücksicht auf den Faktor Mensch gemacht, lässt sich in dieser Form bestätigen. Der durch die Veränderungen erschaffte Wandel in den Ansprüche und Wünsche der Menschen führt(e) zu immer mehr Problemen und sozialen Spannungen.