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Sonntag, 25. Jänner 2004
Das WIkiWeb
martin.krammer.linz, 21:17h
Das WikiWeb
Das WikiWeb ist ein junges OC-System mit interessanten Eigenschaften. Teilweise sind diese schon angeklungen, teilweise fehlt hier jedoch auch der Platz für eine umfassende Darstellung. Im Vergleich zu Foren, Mailing-Listen, Blogs und BBSs produziert das Wiki eben keine Nachrichten, sondern Seiten. Der Erlebnisfaktor sinkt, aber der Wert des produzierten Content steigt. Statt Systemen, die einem Briefwechsel ähneln, bekommen wir etwas, das einem entstehenden Buch gleicht. Statt teurer Webseiten, hinter denen professionelle Webgrafiker stehen (Stichwort „Kunstdruck-Buch“), entstehen Seiten in einem wieder verwendeten Design, die jeder ohne technische Vorkenntnisse beschreiben kann (Stichwort „Taschenbuch“). Das WikiWeb ist billig und schnell produzierbar, aber mit der zusätzlichen Eigenschaft, gemeinschaftlich und interaktiv zu sein. So ist es gleichzeitig ein Medien- und ein Communityformat. Ein WikiWeb kann aber nicht nur Seiten produzieren, sondern auch die Strukturen, welche diese Seiten verbinden. Die Struktur kann linear sein wie ein Buch, hierarchisch wie eine Projektstruktur oder vernetzt wie eine „Mind-Map“. Da diese Möglichkeit zur Strukturbildung jedem Teilnehmer und nicht nur dem Administrator offen steht, sind die Möglichkeiten enorm. Da ein Wiki nicht auf eine Struktur festgelegt ist, entstehen oft mehrere Strukturen nebeneinander: Hierarchie und Vernetzung, Ordnung und Chaos. Das WikiWeb erzeugt eine hohe Informationsdichte: Wir haben über einen Zeitraum von ca. 12 Monaten zwei Systeme, ein BBS und ein WikiWeb mit einem ähnlichem Kommunikationsaufkommen von 50.000 Beiträgen verglichen. Im Forum waren diese 50.000 Beiträge als Einzelbeiträge in hierarchischer Form vorhanden. Die Vielfalt war nicht mehr überschaubar oder lesbar, nur mehr Suchfunktionen konnten Nützliches zu Tage fördern. Das BBS-Archiv konnte nicht gepflegt, nicht systematisch am neuesten Stand gehalten werden. Im WikiWeb waren aus ähnlichen 50.000 Beiträgen nur 1.200 Seiten entstanden, die Struktur der einzelnen Beiträge war weitgehend verschwunden. Jede Seite wurde also im Schnitt 40x ergänzt, kommentiert oder überarbeitet. Die Seiten waren einigermaßen geordnet, die Namen der Seiten standen in einer sinnvollen Relation zum Inhalt, es waren auch brauchbare Ordnungsstrukturen entstanden. Es gab und gibt keine Probleme mit der Aktualisierung des Content. Das Wiki hat zudem ein breites Anwendungsspektrum. Es kann Content produzieren und publizieren. In dieser Funktion ähnelt es nach außen einer konventionellen Website oder einem Buch. Es kann aber genauso für Diskussionen und Projektarbeit verwendet werden. In dieser Anwendungsform ähnelt es Foren oder einer „Mind-Map“. Ein Wiki ist synchron genug, um für „Slow-Motion-Chat“ noch geeignet zu sein. Man kann auch mit einer einzigen Wiki-Seite ein Weblog realisieren oder aus 100.000 Seiten eine umfangreiche Enzyklopädie (wie es das Projekt der „WikiPedia“ tatsächlich unternimmt) machen. Dieses breite Anwendungsspektrum prädestinierte das Wiki zum Tool für „WikiserviceAt“. Unsere Webserver mit einem Dutzend Domänen, zentriert um www.wikiservice.at, dienen dabei als offene Plattform für alle, die eine OC aufbauen wollen. Wir beherbergen kommerziellgewinnorientierte ebenso wie soziale und private Projekte. Wäre für jede Anwendung eine eigene Softwareentwicklung (im „net gain“-Stil) notwendig, so käme das für die meisten Betreiber viel zu teuer. So aber funktioniert das halboffene Vereins-Termin-System des „Lions Club“ mit der gleichen Wiki-Software wie die Lernplattform für den Fachhochschul-Lehrgang oder wie die Kooperationsplattform für das „Europäische Sozialforum“ oder wie die englischsprachige Plattform der Tolkien-Literatur-Experten oder wie das „Facharzt-Wissens- Wiki“ – obwohl sich diese Systeme in Optik und Funktion extrem unterscheiden. Die Technik des WikiWeb ermöglicht all diese OCs auf problemlose Weise. Dementsprechend ist „WikiserviceAt“ für die einen ein reiner Provider, für andere jedoch Entwicklungspartner und Community-Laboratorium. Jeder einzelne Community-System- Betreiber bestimmt selbst die in Anspruch genommenen Dienstleistungen und den Grad der Einbindung in Forschung und Entwicklung auf technischer oder sozialer Ebene. Es gibt Gründer, die einzelgängerisch ihren Weg gehen, während andere sich gerne der Erfahrungen der anderen Teilnehmer und Gastgeber – auch weltweit – bedienen und gemeinschaftlich die Entwicklung vorantreiben. Die OC ist ein neuer Bereich und benötigt seine eigene Sprache, damit alle Aspekte unmissverständlich diskutiert werden können. Von vielem war schon die Rede oder wird noch die Rede sein. Rollen wie Gastgeber, Teilnehmer, Besucher, Gründer, Entwickler, Moderator – Begriffe wie Content, Traffic, Mission, Synergie, Verankerung, Nachbarschaft, Kultur, Responsefunktion oder Communityfaktor müssen entwickelt, in der Praxis erprobt und genau abgegrenzt werden. Diese Sprachkomponenten sind notwendige Bestandteile eines pragmatischen Modells, das den Umgang mit OCs ermöglicht. All diese Erfahrungen und Entwicklungen sind in einzelnen OCs kaum zu machen, ja oft erscheint selbst die Variationsbreite von „WikiserviceAt“ zu schmal, um eine schnelle Exploration zu sichern. Daraus ergibt es jedoch kein wirkliches Problem, weil die Welt der OCs durchlässig ist. Beiträge, Kontaktaufnahmen und das Beisteuern von Erfahrungen, das Kooperieren in Problemen sind im Allgemeinen gerne gesehen. So kann man sich an OCs rund um die Welt beteiligen und von den Erfahrungen profitieren. ... link (0 comments) ... comment |
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