Astrid's Weblog |
Freitag, 23. Januar 2004
Cognitive overload im eLearning
astrid.gruber.linz, 18:25h
Was ist cognitive overload? Screen shots Wann tritt eine Informationsueberflutung ein? Wie kann man cognitive overload vermeiden? Literatur Cognitive overload ist eine Tatsache des modernen Lebens. Durch die andauernde Weiterentwicklung der Technik befinden wir uns in einem Zeitalter der Reizüberflutung, weil Informationen allgegenwärtig sind. Dieser Trend zur Omnipräsenz von Informationen wird sich nicht ändern, sondern im Gegenteil eher verstärken. Was aber versteht man unter cognitive overload? Cognitive overload [= mentale Überlastung] tritt dann ein, wenn das Kurzzeitgedächtnis die Informationen nicht mehr in der Quantität oder Schnelligkeit, in der sie einströmen, verarbeiten und weiterleiten kann. Im Englischen wird hier auch öfters vom sogenannten „fried brain syndrome“ gesprochen. Am Beispiel eines Schubkarrens lässt sich diese Theorie anschaulich erklären: Der Zweck eines Schubkarrens ist es, uns den Transport von schweren Objekten zu erleichtern. Wenn man jedoch den Schubkarren überfüllt, dann erschwert die angehäufte Last eine Fortbewegung oder er kippt zur Seite und entledigt sich des Inhalts. So oder so, die Kapazität des Schubkarrens endet bei einer gewissen Höchstbelastung. Auch im eLearning besteht die Gefahr, dass der Lernende mit einem Übermaß an Informationen konfrontiert wird. Lehrmaterialien, Kursunterlagen, Hilfesysteme, EPSS (Electronic Performance Support Systems), etc. ermöglichen dem Lernenden viel mehr als bloßes Zuhören oder Lesen. Vorführungen bzw. Simulationen können angesehen, verschiedene Prozeduren ausprobiert werden, Feedback und Hilfe nebst zusätzlichen Informationsquellen werden angeboten. Bei so einer Vielzahl an Möglichkeiten und Informationen Wissen zu erwerben verliert der Lernende leicht den Überblick und es besteht die Gefahr eines „cognitive overload“. Nachfolgend sind drei verschiedene screen shots aus einem eLearning-Konzept angeführt. Wie verhält es sich mit der Lesbarkeit der einzelnen Abbildungen? Und bei welchem Bild wird der Benutzer das Programm beenden? Auf der Homepage von Macromedia wird angeführt, dass Scott Grabinger eine Gruppe von Lernenden gebeten hat, 20 verschiedene Layouts einschließlich jener drei oben abgebildeten, nach ihrer Effektivität zu beurteilen. Der „Multidimensional Scaling screen“ wurde wie erwartet am schlechtesten beurteilt. Die ausschließliche Textlastigkeit, noch dazu mit kleiner Schriftart würde jedes Gedächtnis überfluten. Auch der „Developer Stack screen“ verursacht „cognitive overload“. Hier ist die Aufteilung zu kompliziert und unübersichtlich geraten. Von allen 20 Beispielen wurde der AIDS Bildschirm als lesbarster und als jener, bei dem eine hohe Lerneffektivität möglich ist, beurteilt. Die Schlichtheit und das adäquate Platzieren von Grafiken vermitteln Übersicht. Die Multimedia Technologie ermöglicht eine gleichzeitige Anwendung von Animationen, Farben, Texten, Grafiken und Sound. Aber gerade dies ist ein zweischneidiges Schwert, da auf Grund dieser Vielfalt der Lernende allzu leicht irritiert wird, was mit anderen, weniger pluralistischen Medien kaum möglich wäre. Laut Wurman tritt eine Informationsüberflutung genau dann ein, wenn eine Person: • die zur Verfügung gestellte Information nicht versteht. • sich von der Menge an zu verarbeitender Information überfordert fühlt. • nicht weiß, ob eine gewisse Information überhaupt existiert. • nicht weiß, wo die gesuchte Information in der Masse der angebotenen zu finden ist. • zwar weiß, wo die Information zu finden ist, aber keinen Zugang dazu hat. Clark zählt einige Unterrichtsstrategien auf, welche helfen, den „cognitive overload“ in wirksamer Weise zu entgegnen: • Definition von essentiellem Wissen und Qualifikation Es ist wichtig, die „eLearning“-Einheit auf das Wesentliche zu beschränken und nicht jedwede Nebeninformation beizustellen. Dadurch entsteht Zeit für einige praktische Übungen, die es erleichtern, das soeben Gelernte zu festigen. • Üben, Üben, Üben Häufiges Üben und mehrmaliges Wiederholen hilft beim Transfer der Informationen vom Kurzzeitgedächtnis zum Langzeitgedächtnis. Dadurch wird im Kurzzeitgedächtnis wieder Platz für das Aufnehmen und Verarbeiten von Neuem geschaffen. • Praxisorientiertes Lehren Das Ziel ist, die Lernenden dahingehend auszubilden, zu wissen, wo, wann, und wie sie benötigte Informationen finden, um eine Aufgabe zu lösen, anstatt den Lernenden jede Funktion und Prozedur erlernen zu lassen. Diese Art von Wissenserwerb erlaubt es, sich auf die Aufgaben selbst zu konzentrieren und sich nicht durch die Menge der Unterlagen beeinflussen zu lassen. • Unterrichtsnotizen zur Verfügung stellen Wenn dem Wissenserwerber ca. 80 % oder mehr des Kursinhalts vorab zur Verfügung gestellt werden, wird er für die Mitschrift viel weniger Zeit aufwenden müssen. Somit kann die freigewordene Zeit für Übungen und praktische Anwendungen sinnvoll eingesetzt werden. • Unterricht in „Häppchen“ einteilen Das Kurzzeitgedächtnis kann sich 5 bis 7 Einheiten zur selben Zeit merken und verarbeiten, ohne dass es zu einer Überladung kommt. Wenn der Vortrag kurz bleibt, ist die Konzentration der Zuhörer auch noch am Ende ausreichend hoch. • Anbieten von Hilfsmitteln Hilfsmittel unterstützen den Lernenden beim Einprägen von wichtigen Aufgaben und Abläufen. Derartige Unterstützungen reduzieren auch jene Zeit, die ansonsten für das Mitschreiben und der Rückversicherung, dass die Aufgaben und Methoden auch richtig aufgeschrieben wurden, aufgewendet werden würde. Eine der wichtigsten Strategien, derer man beim Design von „Online-Unterricht“ folgen sollte ist das KIS („Keep It Simple“) Prinzip. Folgende Punkte sollte man bei der Gestaltung von „online instructions“ befolgen (Clark, 1997): • Entwurf von einheitlichen User Interfaces. • Gestaltung von einfachen User Interfaces. • Abstände lassen. • Einfach zu benützen dank einheitlicher Navigation. • Limitierung der am Bildschirm dargestellten Informationen • Anbieten von elektronischen Arbeitshilfen, z.B. Hilfefunktionen oder EPSS (Electronic Performance Support System) • Integration von Grafiken und Audio Die Idee hinter dieser Richtlinie ist die Entlastung des Kurzzeitgedächtnisses, indem die neuen Informationen ins Langzeitgedächtnis transferiert werden. Information gelangt nur durch häufiges Üben und Wiederholen in das Langzeitgedächtnis, deshalb ist es wichtig so viele praktische Aktivitäten wie möglich in die Lehreinheit zu integrieren. Sobald die Information endlich in das Langzeitgedächtnis aufgenommen ist, kann das Kurzzeitgedächtnis wieder neue Informationen aufzunehmen und auch infolge wieder weiterverarbeiten. Literatur:OnlinequellenMacromedia - Untersuchungen zum cognitiven overload Download vom 8.11.2003 JCH Consulting Download vom 8.11.2003 Offlinequellen Clark, T. (1997). The power of multimedia. In R. Blunden (Ed.), Teaching and learning in vocational education and training (pp. 197-214). Katoomba: Social Science Press Wurman, R. S. Information Anxiety. New York: Doubleday, 1989 ... comment |
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