Online Journ@lismus
Mittwoch, 14. Januar 2004
Eigenschaften bzw. Qualitätskriterien (Vorteile) des Online-Journalismus:
Þ Aktualität: – eines der zentralsten Merkmale des Online-Journalismus

Aufgrund der technischen Möglichkeiten wird von den elektronischen Ausgaben eine wesentlich höhere Aktualität als von den Printmedien gefordert bzw. erwartet.

Es sind drei Möglichkeiten der Aktualisierbarkeit erkennbar:
eine willkürliche Aktualisierung: wenn eine Geschichte fertig ist wird die Website verändert; wird hauptsächlich bei Webmagazinen oder einzelnen Rubriken bevorzugt, die keine Nachrichten präsentieren, sondern eher zeitlose Reportagen, Hintergrundberichte oder Serviceteile. Diese Form wird von Web-Tageszeitungen kaum bis überhaupt nicht genutzt. Sie eignet sich für Anbieter, die nicht im Minuten- oder Stundentakt neue Informationen anbieten. Wie im Zitat bereits angeklungen, kommt diese Periodizität besonders den Zeitschriften, die wöchentlich, monatlich... veröffentlichen entgegen.

eine selbstgeschaffene Periodizität: Zu einer bestimmten Uhrzeit wird täglich oder wöchentlich das Webangebot aktualisiert. Diese Form bevorzugen die Webangebote vieler Zeitschriften und vor allem Tageszeitungen. In der Regel richtet sie sich nach dem jeweiligen Redaktionsschuss der verschiedenen Anbieter.

Eine permanente Aktualisierung: Bei dieser Form werden die technischen Mittel des Internet voll ausgenutzt: Ein Artikel kann sehr schnell und technisch wenig aufwendig durch einen anderen ersetzt werden. Nachrichten, Meldungen und Berichte werden sofort in die Website gestellt, sobald sie von einer Nachrichtenagentur, einem Korrespondenten oder Reporter gemeldet werden. Es gibt de facto keinen Redaktionsschluss mehr. Das heißt, im Online-Journalismus kann selbst nach Redaktionsschluss auf aktuelle Ereignisse reagiert werden.

„So sind die Produktionszyklen im tradierten Journalismus alternierend (mit dem Reaktionsschluss abgeschlossen), im innovativen Journalismus permanent, da hier kein Redaktionsschluss existiert. Dementsprechend ist die Produktaktualität beim innovativen Journalismus sehr hoch.“


Unter dem ständigen Aktualitätsdruck dürfen wichtige Qualitätskriterien wie Objektivität, Akzeptanz, Glaubwürdigkeit, Wahrheit, Originalität, Relevanz, Professionalität, Rechtmäßigkeit sowie die Komplexitätsreduktion nicht fehlen.


Þ Interaktivität:

Der Begriff Interaktivität im Bereich Online Medien kann technikorientiert oder sozial orientiert verwendet werden. Ersteres bezieht sich auf die Interaktion zwischen Nutzer und Medium (Mensch-Computer-Kommunikation). Sozialorientierte Vorstellungen beziehen sich dagegen auf die Interaktion zwischen den Nutzern durch das Medium (Computerunterstützte Mensch-Mensch-Kommunikation).
Interaktivität bezieht sich im journalistischen Zusammenhang auf die Mensch-zu-Maschine-Beziehung. Der Rezipent hat die Möglichkeit auf Berichte usw. spontan zu antworten. Das E-Mail, als neue, direkte Dialogebene zwischen Journalisten und Usern hat eine ähnliche Bedeutung wie der Leserbrief. Leser können, und darin liegt der Vorteil gegenüber dem traditionellen Postweg, mit nur geringem Aufwand ihr Feedback direkt und sehr schnell an den Verfasser schicken. Das E-Mail stellt ein zentrales Element des modernen Online-Journalismus dar. Der Live-Chat stellt eine weitere Möglichkeit der Interaktion zwischen Online-Usern und Web-Journalisten dar. Es können sowohl Leser untereinander kommunizieren – und zwar live – als auch Live-Kontakte zu den Mitgliedern der Radaktion hergestellt werden. Dieses Kommunikationsinstrument erfreut sich großer Beliebtheit und wird häufig genutzt. Interaktivität kann auch mittels Newsgroups/Diskkussionsforen zu bestimmten Themen hergestellt werden. Anbieter sind hier sehr felxibel. Den Lesern wird oft selbst überlassen zu welchen Themenbereichen Newsgroups eingerichtet werden sollen. Darüber hinaus sorgt das Gästebuch für Interaktion zwischen den Usern und der Redaktion. Ähnlich dem E-Mail können die Leser ihre Meinung kund tun, zur Website Stellung nehmen oder einfach nur Grüße ausrichten. Im Gegensatz zum E-Mail, das im Normalfall an eine bestimmte Person gerichtet ist, kann im Gästebuch von den Usern nachvollzogen werden, was wer wann eingetragen hat. Es eignet sich also nicht um mit spezifische Anfragen an die Redaktion heranzutreten.
Die genannten Element werden als Interaktionsangebote betitelt, da sie persönliche, die Meinung betreffende Rückschlüsse auf User-Feedbacks geben. Aus dieser Sichtweise wurden die hohen Erwartungen an das neue Medium, durch Interaktivität eine Emanzipation des Rezipienten zu erreichen, erfüllt.
Darüber hinaus, zeichnet sich Kundenfreundlichkeit durch die Verknüpfung zwischen den differenziertesten Websites aus. Mittlerweile besitzt jede Web-Zeitung ihre eigene site-interne Suchmaschine, die den Leser über die aktuellen Nachrichten hinaus auf weiterführende Infoquellen leitet.
Abschließend ist festzuhalten: nicht allein dass der Begriff sehr viele Bereiche und Funktionen beinhaltet, sondern eben die Tatsache, dass Aktivitäten in einem Webangebot und darüber hinaus eine Vernetzung zwischen einer Fülle von Anbietern Interaktionen und Kommunikation möglich machen, zeichnet das elektronische Medium aus.


Þ Hypertextualität:

Hypertextualität dient als Voraussetzung für eine Fülle weiterer Vorteile die das WWW für den Journalisten mit sich bringt. Die Verlinkung zwischen unterschiedlichsten Websites prägt die neue Möglichkeit des Publizierens und macht es zu einem eigenen Medium. Unter der Hyperstruktur versteht man die Ordnungsmuster einer Website. Es gibt drei Möglichkeiten des strukturellen Aufbaus: eine hierarchische, lineare oder verwobenen Struktur.
Hierarchische Struktur: für den Leser ist es am einfachsten seine Position innerhalb der Internet Präsentation zu finden und sich zu bestimmten Stellen zu bewegen. Sie ist die optimale Organisationsstruktur für ein Webmagazin. Nach der Homepage folgen auf zweiter Ebene die Einstiegsseiten in die einzelnen Rubriken, auf dritter Ebene beginnen die Artikel mit Verknüpfungen auf Hintergrundinformationen auf der vierten Ebene.
Lineare Struktur: sie ähnelt im wesentlichen der Form gedruckter Medien. Jede Seite folgt auf eine ganz bestimmte Seit. Auswahlmöglichkeiten werden vermieden. Man hat nur die Möglichkeit zur Seite davor oder danach zu gelangen.
Verwobene Struktur: dies wäre die optimale Variante. Sie setzt die Möglichkeiten des Hypertexts voll ein. Fast alle Seiten sind mit allen Seiten verbunden. Diese Struktur wird eher für virtuelle Computerspiele genutzt.


Þ Multimedialität:

Multimedia ist die Kombination verschiedener Medien (Texte, Fotos, Töne, Videosequenzen, Animationen), die Verschmelzung der bestehenden Techniken von Text, Illustration, Audio und Video.
Genaugenommen zeichnet sich Multimedia dadurch aus, dass der User unter einer ganzen Reihe von Möglichkeiten auswählen kann.
1999 fand eine Einteilung in vier Kernfelder statt: Multimedia-Konzeption, Multimedia-design, Multimedia-Projektleitung und Multimedia-Programmierung. Die Konzeption beinhaltet die gestalterische sowie inhaltliche Strukturierung der Präsentation. Der Redakteur kann Anregungen in die Gestaltung einfließen lassen, da in diesem Schritt die Grundlage des Projektes liegt. Der Designer gestaltet anschließend ein attraktives multimediales Produkt, das sowohl Nutzer anspricht als auch dazu bewegt das Angebot weiter zu empfehlen. Er muss weiters auf die Benutzerfreundlichkeit Rücksicht nehmen und problemlose Anwendung gewährleisten. Projektleiter übernehmen organisatorische sowie finanzielle Aufgaben. Controlling und Budgetverwaltung zählen ebenfalls zu ihrem Ressort. Sie sind auch für die Kundenbetreuung, die im Online-Journalismus durch Funktionen die bereits unter Interaktivität behandelt wurden, verantwortlich. Und als letztes zur Multimedia-Programmierung. Programmierer sind für die technische Umsetzung eines Projekts zuständig. In enger Zusammenarbeit mit Konzeption und Design sind sie für das Endprodukt zuständig.

Webzeitungen schöpfen die Möglichkeiten der Multimedialität oft kaum aus. Dies hängt vor allem von den oft langsamen Übertragungsgeschwindigkeiten ab. Die kommunikationstechnologischen Innovationen, Digitalisierung und neue Nutzergewohnheiten fordern Anbieter den Multimediabereich zu forcieren.


Þ Speicherkapazität:

Die Speicherkapazität stellt heute wohl eines der geringsten Probleme dar. Prinzipiell gibt es im WWW keine Platzbeschränkungen mehr. Die enorme Speicherkapazität verleitet zahlreiche Anbieter viele große Bilder, Videos sowie ungewöhnliche Schriftarten aber auch komplizierte Hintergrundgrafiken in die Websites zu integrieren. Die Redakteure und Journalisten dürfen sich nicht verleiten lassen aufwendige und speicherintensive Sequenzen, die eine lange Übertragungsdauer hervorrufen einzubauen. Erfahrungsgemäß verlassen Internet-User Websites sehr rasch, kann die Bildschirmpräsentation nicht binnen weniger Sekunden aufgebaut werden.
Die hohe Aktualität sowie die Hypertextualität ermöglichen Neues mit Altem zu verknüpfen, was auf das Platzangebot zurückzuführen ist. Ältere Beiträge lassen sich problemlos in Archiven und Datenbänken ablegen. Mittels Suchmaschinen lassen sich ältere Beiträge jederzeit abrufen. Darüber hinaus trägt die Speicherkapazität zu einer Verbesserung des Service bei.
Dieses Qualitätskriterium wird meist zuletzt genannt, Aktualität und Interaktivität usw. erschienen Experten als wichtiger. Bedenkt man allerdings, dass ENIAC, einer der ersten Computer der in den USA gebaut wurde, den Platz eines Einfamilienhauses einnahm, 30 Tonnen wog und mehr als 2 Mio. Dollar kostete, in seiner Leistung aber nur jener eines Kleincomputers entsprach, so rückt die Speicherkapazität in ein anderes Licht.


Þ Globalität:

Online-Journalismus zeichnet sich auch wegen der globalen Zugänglichkeit der Angebot aus. „Das Internet wird zu einem riesigen Kiosk, an dem das Wall Street Journal neben der New York Times liegt. Die Nutzer können frei entscheiden, ob sie ihre Wirtschaftnachrichten dort oder in ihrer lokalen Zeitung lesen wollen.“(Riefler 1997)
Der Journalist kann unabhängig von seiner geographischen Lage die ihm aufgetragene Arbeit verrichten. Die journalistische Arbeit, vom Recherchieren über das Produzieren bis hin zum Publizieren, findet nicht mehr ausschließlich in zentralen Büroräumen statt, sondern wird gezwungenermaßen dezentral ausgelagert.


Þ Investitionskosten:

Kaum verblüffend ist jene Tatsache, dass die Kosten im Online-Journalismus gegenüber der gedruckten Presse verhältnismäßig niedriger ausfallen. Mitarbeiter sowie das nötige Equipment müssen in beiden Medien bezahlt werden. Was den redaktionellen Bereich betrifft, ist nur in der Recherchearbeit ein Mehraufwand zu erwarten, ist man doch bestrebt permanent zu aktualisieren bzw. dem Leser umfangreiche Informationen zu liefern. Deutliche Einsparungen sind in der Publikation zu sehen: Die enormen Druckkosten sowie die Distribution fallen weg.


Þ Additivität:

Wie bereits das Wort verrät (abgeleitet von Addition), kann im Online-Journalismus Altes mit Neuem verknüpft werden. Ein Angebot muss nicht ständig komplett ausgetauscht werden, wie dies bei den Printmedien der Fall ist, sonder kann von Update zu Update erweitert werden.

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