Das Recht auf virtuelle Identität

dominik helmut.kaar.uni-linz, 23. Oktober 2012, 20:18

 

 

Der virtuelle Raum ist mittlerweile zum Cyberspace mutiert, welcher zunehmend die "Realität" neu definiert. Erste Vorstellungen dieser neuen Realität wurden bereits Ende des letzten Jahrtausends publiziert. Etwa in der Arbeit "Cyberspace, Cyberbodies, Cyberpunk" von Mike Earthstone und Roger Burrows werden bereits weitgehende Entwicklungen thematisiert. Etwa ist noch kein hinreichendes Bewusstsein vorhanden, dass menschliche Entitäten unabhängig ihrer physischen Existenz im Netz existieren - d.h. der "Tod" als Ende der "menschlichen Aktivität" ist somit hinfällig! Zumindest soweit dies die Wahrnehmung durch Mitmenschen betrifft.

Ein für mich treffendes Ereignis stellte in diesem Zusammenhang die Empörung einiger Facebook Nutzer dar, als einem offensichtlich verstorbenen User munter zum Geburtstag gratuliert wurde.

Auch eigene Erfahrungen beim Experimentieren mit dem Medium waren aufschlussreich: Etwa war der von mir in der Virtualität "erfundene" Geburtstag bzw. das Datum bei einem Treffen mit Freunden glaubhafter als die wiederholten Versicherungen des "Geburtstagskindes", wonach dieses doch gar nicht Geburtstag habe!

Es stellen diese, zugegebenermaßen außergewöhnlichen Abläufe, dennoch eine der gravierendsten Fragestellungen auf: Wann kommt der Zeitpunkt, zu welchem die digitale Information die reale verdrängt? In der Wirtschaft und in einigen Bereichen des öffentlichen Lebens ist dies bereits eingetreten!(Bsp. Algotrading sowie andere Algorythmusgelenkte Sachverhalte)

Während eine derartige Darstellung der "virtuellen Realität" gegebenenfalls (Existenz)Ängste begründen könnte, so sind jedoch bei genügend kritischer und distanzierter Betrachtung die Vorteile immanent. Auch diese (Sozialisation, Selbstverwirklichung, Demokratisierung etc...) wurden bereits Ende des letzten Jahrhunderts beleuchtet. Etwa im an der Yale Universität entstandenen Coming Out in the Age  of the Intemet: Identity "Demarginalization" Through Virtual Group Participation von K. Mc. Kenna und J. Bargh. In dieser Arbeit wird auch auf die Thematik eingegangen, wie weit man sich mit seiner virtuellen Persönlichkeit, seinem "Avatar" (oder seinen Avataren?) identifiziren kann oder soll. Keinesfalls sollen jedoch dabei die Gefahren übersehen werden, welchen insbesondere Jugendliche bei der Ausbildung ihrer Persönlichkeiten begenen. Diese Problematik wird deutlich in der Studie "Virtual Identity: Risk or Resource? A Study about Effects of Using Social Network and Multi-User Virtual Environment (MUVE) Processes of Identity Construction Of Emerging Adults" von von Luigia Simona Sica, Tiziana Di Palma, Laura Aleni Sestito an der Universität Naples behandelt. Warum soll man "seine" virtuelle Gestalt nicht frei wählen können? Und, in diesem Bewusstsein sich immer dessen versichern und vergegenwärtigen, daß das Netz eine Realität darstellt, die eben nur virtuell ist! Aber eben dieser Herangehensweise und notwendige Distanzierung muss bereits in der Schule und elterlichen Erziehung Rechnung getragen werden, um einen prosperativen Umgang mit virtueller Realität im 21. Jahrhundert zu ermöglichen!

 

 

 

 

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