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Freitag, 19. November 2004
Kollaborateure und Kommunikation als Menschenrecht
thomas.hauzeneder.salzburg, 15:16h
Das Recht auf freie Kommunikation wird derzeit nach längerer Pause wieder im Rahmen des UN- Weltgipfels diskutiert. In diesem Zusammenhang will Rainer Kuhlen mit seinem Aufsatz "Wenn Autoren und ihre Werke Kollaborateure werde- was ändert sich dann? Oder: wenn Kommunikation ein Recht, gar ein Menschenrecht wird- was ändert sich dann" die neue politische Funktion der Kollaboration aufzeigen und wie diese das Kommunikationsrecht unterstützen kann.
Die Hypertextifizierung von Wissen bedeutet einen Verfall der gegenwärtigen Lehr- und Lehrmethoden. Durch interaktive und verlinkende Kommunikation wird die alte Ordnung aus den Angeln gehoben und frontale "Indoktrinierung" von Bildung wird (fast) überflüssig. "Kollaboration ist wesentlich Kommunikation", heisst, dass nicht das Wissen, sondern die Entstehung selbst wichtig ist, also die Kommunikation des Wissens. Die Zukunft wird vielmehr durch Kollaboration bestimmt sein, bei der nicht mehr das Individuum, der einzelne Autor das Genie sein wird, sondern eine Gruppe von Co- Autoren, die miteinander kollaborieren. Wie Kuhlen erklärt, heißt Kollaboration in diesem Verständnis nicht Vaterlandsverrat, wobei besonders der Elite der intellektuellen Schicht sowohl aus emotionalen und ästhetischen Gründen als auch aus politischen und rechtlichen Kollaboration suspekt ist. Dies hängt natürlich auch mit der kulturellen westlichen "Einzelkämpferidentität" zusammen, die in vielen anderen Kulturen nicht vorherrscht. Durch den Hypertext verlieren einzelne den Monopolanspruch an diversen Werken, doch der Clou bei der Sache ist, dass laut George P. Landow auch die Werke selbst und nicht nur die Autoren sich kollaborativ verhalten. Unter Telemedia wird Telekommunikation und Hypermedia (Hypertext & Multimedia) verstanden. Durch diese werden mit Hilfe neuer Informations-, Kommunikations- und Distributionstechnologien alle Lebensbereiche durchdrungen und es wird möglich, dass sich nicht nur die Wissenschaft an Diskussionen und Werken beteiligt, sondern auch das allgemeine Volk, somit sollte die Telemediatisierung helfen demokratischer agieren zu können. An dieser Stelle ein kurzer Exkurs: Gerade vor der US- Wahl am 20.11.2004 wurden Weblogs extrem häufig genutzt, um ein Gegengewicht zu den herrschenden amerikanischen Medien (Murdoch`s FOX, CNN, NBC, etc.) zu bilden. Besonders von Bush- Kritikern wurde der Weblog gerne benutzt um "Dampf" abzulassen, doch auch dieser selbst nutzte und nutzt diesen um auch morgen noch kommunizieren zu können (George W. Bush Blog). Die Frage die sich beim Thema Kollaboration auch aufdrängt ist folgende: bleibt das individuelle Werk weiterhin kreatives Produkt des einzelnen Autors? Kuhlen will es nicht bestreiten und wenn man sich mit Hypertexten beschäftigt, erkennt man bald, dass es sich sehr selten um böswilliges "abkupfern" handelt, sondern eher um Zusammenarbeit und Links (um Aspekte auch von anderen Blickwinkel zu betrachten). Einige Bewegungen beschäftigen sich mit den Rechten und wer diese ausüben darf: z.B. die Free and open software Bewegung und Free Software Foundation. Ein Projekt, das niemanden die aktive Mitarbeit versagt ist Wikipedia. Diese open content encyclopedia besteht aus vielen Beiträgen von Nutzern und hier gibt es im Gegensatz zur klassischen Kommunikation keinen Unterschied zwischen Sender und Empfänger, da der Sender auch empfängt und umgekehrt. In der Wissenschaft ist Kollaboration zwar verbreitet, doch wird sie auch noch abgelehnt (siehe oben). Kuhlen vermutet, dass viele Wissenschaftler einfach nicht die Rechte über die Texte verlieren wollen, was ja auch gewissemaßen der Fall wäre und sich viele Texte einfach selbstständig machen würden. Die derzeitige Urheberrechtsgesetzgebung würde nicht mehr greifen und eben dies lässt noch auf eine, wenn auch schon angelaufene weitere Entwicklung warten. Im Bereich der Kollaboration im Wissensmanagement sollte eine Unterscheidung besonders herausgehoben werden: synchrone und asynchrone Kommunikationsforen. Diese Unterscheidung scheint sehr wichtig, da ansynchrone Kommunikationsforen zum wissenschaftlichen Diskurs vieles beitragen können. Man überlegt oft länger und handelt weniger affektiv als bei synchronen Foren. Des weiteren bleiben oft nur die asynchronen Kommunikationsforen für Interessierte länger bestehen. Bildung sollte umgewandelt werden von der reinen Stoffübermittlung in eine Einführung in Wissensmanagement, d.h. es sollte vermittelt werden, wie man mit der heutigen Flut von Information zu Recht kommt, wie man Wesentliches vom Unwesentlichen unterscheidet. Ein bereits angesprochener Punkt ist das kollaborative Lernen. Die Idee dahinter ist, dass Bildung dynamisch und nicht statisch gesehen wird. Es ist eine Sache der Gegenwart bzw. der Zukunft Bildung dynamischer zu gestalten um vergangene Fehler nicht zu wiederholen. Das Recht zu kommunizieren, r2c, sollte mit Hilfe neuer Kommunikationsmedien eine neue Dimension erreichen, der freie Austausch von Wissen soll nicht mehr nicht verwirklichbares Grundrecht für jedermann bleiben. Auch den weniger privilegierten Völker der Erde sollte die Information nicht verwehrt bleiben, um das Knowledge Gap und den Digital Divide zu verkleinern und nicht zu vergrößern, denn auch Information kann und soll ein Indikator für die Entwicklung einer Gesellschaft sein. Quellen: www.georgewbush.com/blog/ (20.11.2004) www.inf-wiss.uni-konstanz.de/People/RK/Publikationen2004/ 20040706_autoren_kollaborateure.pdf (20.11.2004) ... link (1 comment) ... comment ... older stories
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