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Montag, 15. November 2004
Der Mensch als Maß aller Dinge- Ein Gespräch zum Thema Chancen und Gefahren im Umgang mit neuen Technologien
Zum Thema "Der gläserne Mensch- Chancen und Gefahren im Einsatz neuer Technologien" wurde im Standard vom 15.11.2004 folgender Artikel veröffentlicht, der das Ergebnis eine Gesprächs zwischen Datenschützern, Nützlichkeitsforschern und Vertretern aus der Wirtschaft darstellen soll:

"Im Prinzip habe wohl kaum jemand ein Problem mit der Preisgabe persönlicher Daten - so lange sie bewusst und damit steuerbar sei. Das sagte Karl Fröschl, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wiener Electronic Commerce Competence Center (ec3), im Rahmen des EC-Austria- Technologiegesprächs "Der gläserne Mensch - Chancen und Gefahren im Einsatz neuer Technologien" vergangene Woche. Laut Fröschl sei die Kontrolle des Einzelnen über die Freigabe persönlicher Informationen eng mit seinem Vertrauen in die technischen und in die institutionellen Systeme verknüpft. Kann man der Technologie vertrauen, mit deren Hilfe meine Daten gesammelt werden? Gibt es technische Lücken im Sicherheitsnetz? Wie effektiv ist die Rechtsdurchsetzung, wenn es zu Missbrauch kommt?

Fragen, die wohl auch die gesellschaftlichen Auswirkungen von Technologien beweisen. Jeder Mensch begegne täglich zahlreichen "Teiltechnologien", die unterschiedlichsten Zwecken dienen, meinte Manfred Tscheligi, Leiter des Usability-Forschungszentrums Cure. Im Auto, am Arbeitsplatz, zu Hause. Tscheligi: "Technologien ermöglichen uns zum Beispiel, Distanzen zu überwinden." Ob per E-Mail, Handy oder über das Fernsehen.


Das Fazit des Forschers über den Umgang der Gesellschaft mit derartigen Errungenschaften: Man sehe sie heute wesentlich kritischer als früher, mache sich mehr Gedanken über mögliche Auswirkungen - was in das Denken der Technologieentwickler Einzug finden müsste. Nur die Auseinandersetzung mit Eigenschaften und Folgen neuer Technologien, "sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus kommerzieller Sicht", könne zum Erfolg neuer Entwicklungen führen. "Hätte man vorher über die potenziellen Ängste von Benutzern beispielsweise im Bereich E-Commerce nachgedacht, würden manche New-Economy-Unternehmen heute noch existieren."


Letztlich sei der Faktor Mensch entscheidend, wie Barbara Buchegger, Vorstandsvorsitzende des Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT), betonte. Technologie dürfe nur das "Mittel zum Zweck" sein. Nutzerorientierte Errungenschaften des Hightechzeitalters würden sich durchsetzen, "vor allem, wenn User schon sehr früh in die Entwicklung mit einbezogen werden". Sehen User einen ganz persönlichen Nutzen, "dann akzeptieren sie die Technologien und sind auch bereit, Sicherheitsrisiken einzugehen". Alf Netek, Leiter Strategisches Marketing der Kapsch-Gruppe, sah auch Erfolgsgeheimnis in der "ständigen Verfügbarkeit von Information", die auch zur Sucht abgleiten könne. Auch Waren seien längst Verkörperungen von Informationen in einer multimedialen Welt.


Datenschützer Hans Zeger (Arge Daten) gab zu bedenken, Konzerne würden Technologien mehr als Mittel sehen, um Gewinn zu machen, als den gesellschaftlichen Nutzen überlegen. Man forciere Entwicklungen in der Biometriebranche, "die in der präsentierten Form nicht funktionieren, noch nie funktionierten und keines der behaupteten Probleme lösen, jedoch einen enormen Investitionsbedarf haben". Zeger kritisierte "Kontroll- und Überwachungsfantasien" der Politik."

Quelle:
Der Standard, Printausgabe, 15.11.2004

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