Transparenz und Virtuelle Identität - Beitrag 2

kerstin.wasmeyer.uni-linz, 5. Dezember 2016, 23:41

Granados, N., & Gupta, A. (2013). TRANSPARENCY STRATEGY: COMPETING WITH INFORMATION IN A DIGITAL WORLD. MIS Quarterly, 37(2), 637-641.

 

Einleitung

Die Transparenz von Informationen ist für Unternehmen ein immer wichtiger werdendes Thema. Man hat das Gefühl es könnten nicht genug Informationen über einen selbst als Konsument gesammelt werden. Denkt man nur an das Beispiel von Max Schrems (Q1) indem er erzählt, dass das Einkaufsverhalten von Kunden mittels Kundenkarte so detailliert untersucht wurde, dass das Unternehmen schon wusste, dass die Kundin schwanger ist, bevor diese es selbst wusste und den Werbeflyer mit Babyartikeln in ihrem Postkasten fand.

Aber wie steht es mit der anderen Seite der Medaille?

  • Wie viele Informationen muss/soll ein Unternehmen über sich selbst veröffentlichen oder ist das überhaupt notwendig?
  • Gilt das für alle Unternehmen und wo sind diese Entscheidungen angesiedelt?
  • Welche Informationen erwarten die Kunden von den Unternehmen und welche Auswirkungen hat das Internet auf diese Erwartungshaltung?

Wir sehen, es gibt viele Fragen in diesem Zusammenhang. Daher habe ich einen Artikel gewählt, der sich näher mit den Transparenzstrategien von Unternehmen auseinandersetzt.

 

Kernthemen des Artikels

Durch das Internet und die unzähligen Möglichkeiten, sich überall und auf Knopfdruck zu informieren, sind die Konsumenten verwöhnt und ihre Erwartungshaltung ist höher geworden.

Dadurch sind Unternehmen immer mehr in die Enge getrieben transparenter zu werden, was ihre Produkte angeht.

Welche Möglichkeiten haben also Unternehmen um in diesem neuen Umfeld zu agieren und wie soll diese neue Strategie im Unternehmen angesiedelt werden?

In dem Artikel wird argumentiert, dass die Antwort aber nicht so einfach ist, das Unternehmen einfach transparenter werden sollen. Die Autoren schlagen vor, das Firmen strategisch vorgehen sollen bei der Entscheidung, welche Informationen preisgegeben werden. Setzen sie keine Transparenzstrategie fest, sondern bleiben bei bestehenden Mustern oder öffnen sich dem Trend nur zum Teil, kann dies zu erheblichen Marktnachteilen führen.

 (Q2)

 

Warum ist eine Transparenzstrategie wichtig?

Durch das Internet ist die Umwelt von Unternehmen turbulenter geworden. Dadurch wird es notwendig, dynamische Möglichkeiten zu erstellen um Entwicklungen voraussagen zu können und um auf diese zu regieren. Eine dieser Möglichkeiten muss laut Granados und Gupta eine Strategie sein, welche Informationen veröffentlicht werden und durch welche Technologien dies passieren soll. Dadurch sind Konkurrenten teilweise gezwungen auch vergleichbare Informationen herauszugeben. Dadurch entsteht ein dynamischer Prozess, der je nach Industrie und Wirtschaftszweig unterschiedlich ist. Entscheidend ist das Produkt sowie die Kräfte dieser Sparte in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit und Regulierungsmaßnahmen.

(Q3)

 

Grundlagen einer Transparenzstrategie

Nach Granados und Gupta gibt es vier mögliche strategische Optionen für Unternehmen:

  • disclose => totalle Offenheit, Informationen sind leicht zu interpretieren und zu verstehen (Bsp. Produktqualität)
  • distort => veraltete, unvollständige oder ungenaue Informationen (Bsp. Inventur)
  • bias => Informationen zum Schaden der Konkurrenz (Bsp. Produktfeatures, Preis)
  • concel => volle Undurchsichtigkeit, es gibt keine Informationen (Bsp. Kosten, Prozesse)

In der Praxis werden diese vier Strategien alle in einem Unternehmen angewandt und beziehen sich auf unterschiedliche Elemente des Unternehmens.

(Q3)

 

Richtlinien für die Einbettung einer Transparenzstrategie

Es gibt in Unternehmen meistens nicht die eine Person die dafür zuständig ist Informationen zu streuen oder für sich zu behalten. Bei Produkt- und Preisinformationen wird man sich beispielsweise an die Marketingabteilung wenden, wobei die Preistransparenz eher ein Thema der Finanzabteilung sein wird.

Um also eine vollständige und solide Strateige zu entwickeln, müssen unterschiedliche Funktionen abgedeckt werden:

  • Eine Strategie besitzen
  • Die Strategie führen
  • Die Strategie ermöglichen durch Informationstechnologien

 

Die Autoren argumentieren, dass es in der digitalen Welt zwingend notwendig ist, eine genaue Transparenzstrategie zu besitzen. Besteht diese nicht, entscheidet die Führungsebene ohne eine klare Linie und von Fall zu Fall unterschiedlich. 

Es liegt an der Führungsebene, dass sichergestellt wird, dass die Transparenzstrategie auch bestens auf die Businessstrategie ausgerichtet ist. Dadurch fällt es auch leichter, diese Strategien zu kommunizieren und in den Köpfen der Mitarbeiter zu verankern.

Die Führungskräfte führen diese Aufgaben sicherer und einfacher durch, wenn die IT-Strategie und die Infrastruktur die Transparenzstrategie nicht einengen. 

(Q2)

 

Kritische Reflexion

Ich denke auch, dass es wichtig ist die Transparenzstrategie auf unterschiedliche Bereiche und Elemente des Unternehmens zu adaptieren, da es keine gleiche Strategie für alle Arten von Informationen gibt. Es bedarf hierbei auch sehr viel Fingerspitzengefühl und bei der Erstellung einer solchen Strategie sollten Vertreter aller Abteilungen anwesend sein. Es soll kein Projekt sein, welches in der Führungsebene erstellt und weitergegeben wird. Es bedarf meiner Meinung nach dem "Fingerprint" einer jeden Abteilung.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist neben dem "welche" Informationnen werden geteilt, auch die Fragen nach dem Kanal über das es passiert. Ich denke auch hier, dass eine solche Strategie beinhalten sollte, über welche Kanäle welche Informationen geteilt werden. Da nicht alle Informationen auf jedem Weg die richtige Zielgruppe erreichen. Es bringt den Unternehmen nichts, die Informationen einfach weit zu streuen, diese sollten gezielt ankommen. Genau wie umbekehrt bei der Werbung - der Sinn hinter der Kundendatensammlung ist auch gezielte Werbung. Genauso ist es hier - durch direkte Kommunikation der Informationen lässt sich der bestmögliche Wettbewerbsvorteil generieren.

 

Bezug zum Thema/Fazit

Der Artikel geht nicht direkt als Hauptaugenmerk auf Führungsstile, sondern mehr auf die Transparenzstrategie des Unternehmens ein. Eine Strategie zu entwickeln, im Unternehmen zu etablieren und dafür zu sorgen, dass diese richtig nach außen transportiert wird, hat für mich jedoch sehr viel mit Führungsstil zu tun. Gerade Informationen sind ein heikles Thema und hier muss eine klare Linie verfolgt und kommuniziert werden. Bei Ungereimtheiten in der Strategie kann es schnell zu großen Wettbewerbsnachteilen gegenüber der Konkurrenz kommen.

Unternehmen aller Art müssen sich in unterschiedlicher Form dem Thema Transparenz und Informationsfreigaben stellen. Das Vertrauen alleine in einen Markennamen ist bei den wenigsten Unternehmen noch gegeben und wird meiner Meinung nach auch immer weiter abnehmen. Der Kunde kann auf Knopfdruck Informationen abrufen und sich so Entscheidungshilfe bei Einkäufen geben. Umso schneller das geht und umso verwöhnter der Markt ist umso mehr Informationen möchten die Kunden haben.

Ich persönlich denke, dass hier noch einiges auf uns zukommen wird und die Transparenzstrategie und die damit einhergehende Führung eines Unternehmens sich in den  nächsten Jahren noch mehrfach verändern und anpassen wird.

 

Quellen Artikel

Q1 Schrems, M. (2014). Kämpf um deine Daten

Q2 Granados, N., & Gupta, A. (2013). Transparency Strategy: Competing with Information in a digital world. MIS Quarterly, 37(2), 637-641.

Q3 Granados, N. F., Gupta, A., and Kauffman, R. J. 2010. “Information Transparency in Business-to-Consumer Markets: Concepts, Framework, and Research Agenda,” Information Systems Research (21:2), pp. 207-226.

 

 

5 comments :: Kommentieren

christina.pillmair.uni-linz, 6. Dezember 2016, 20:35

Ich denke auch, dass es für Unternehmen schwer ist, auf den Zug von Amazon und Co aufzuspringen, in dem man durch einen Mausklick, alle Informationen rund um das Produkt zu sehen bekommt. Gerade in der jetzigen Zeit, in der Nutzer sehr sensibel auf Daten und den Datenschutz reagieren, sind sie skeptisch, was Unternehmen mit diesen Daten vorhaben. Um das Misstrauen zu mindern, wäre es angebracht, mehr Transparenz dem Kunden zu offenbaren. 

 

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Transparenzstrategie in der Finanzbranche

inga-kristin.grosser.uni-linz, 6. Dezember 2016, 21:40

Nicht nur klassische Unternehmen sind gut beraten, wenn sie eine Transparenzstartegie erstellen und verfolgen. Auch Finanz- und Bankenberater sollten in den Zeiten negativer Schlagzeilen wie bsp. die Pleite der Lehmann Bank, entsprechende Strategien entwicklen. Dass dies nicht so einfach ist, zeigt sehr anschaulich ein Artikel der "Zeit" aus dem Jahr 2012 auf. Verschleierung - also das Gegenteil von Transparenz - kann ebenso zum Geschäftsmodell gehören. Anlagevarianten mit höherem Risiko = höhere Provision. Neutrale Beratung im Sinne des Kunden würde die Höhe der Provisionen verringern...

Es gibt seit der Bankenkrise aber auch ein steigendes Angebot an transparenten und nachhaltigen Angeboten für österreichische Anleger.

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Transparenzstrategien

clara.schultes.uni-linz, 6. Dezember 2016, 23:45

An deinem Artikel fand ich interessant, dass hier in Ergänzung zu meinem Beitrag noch weitere Aspekte von Transparenzstrategien in Unternehmen behandelt und die Thematik damit auch von einer anderen Seite beleuchtet wurde.

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Das ABC der Transparenz

stevan.milic.uni-linz, 7. Dezember 2016, 00:26

Dein Artikel verdeutlicht das Problem vieler Unternehmen: Strategie besitzen, führen und kommunizieren.

Einige Unternehmen besitzen eine Transparenzstrategie, die jedoch nicht im Einklang mit der Businessstrategie steht. Zudem fehlt oft die interne Kommunikation bzw. erfolgt sie zu spät. Als Folge dessen können sich Mitarbeiter nicht damit identifizieren und die Kommunikation nach außen wird unglaubwürdig.

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Transparenz & Vertrauen

irena.grbic.uni-linz, 7. Dezember 2016, 14:56

Transparenz ist für mich auch eng mit Vertrauen verbunden. Denn je transparenter ein Unternehmen für mich ist und je mehr ich über dessen Praktiken bescheid weiß, desto eher neige ich dazu dem Unternehmen Vertrauen entgegenzubringen. Das Vertrauen eines Konsumenten ist widerum ein wichtiger Determinant bei seiner der Kaufentscheidung. Daher ist es für Unternehmen von großer Bedeutung eine gut durchdachte Transparenzstrategie zu haben.

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