7. Aufgabe: Web und Gesellschaft
tanja.eder.uni-linz, 29. Dezember 2013, 23:24
In diesem Blogbeitrag geht es darum zu diskutieren, ob Trends in der Gesellschaft Einfluss auf Phänomene des Webs haben oder ob dies vielleicht umgekehrt der Fall sein könnte. Diese Frage zu beantworten ist jedoch nicht sehr einfach, denn mann kann behaupten das Internet verändere die Gesellschaft oder aber auch das die Gesellschaft und ihre Entwicklungen das Internet zu dem machten was es heute ist. Was war also vorher da, das Huhn oder das Ei?!
Der Anthropologe Christoph Revermann ist der Meinung, dass vor allem Ingenieure und deren neue Erfindungen wie zB. das Smartphone unsere Welt maßgeblich veränderten. Durch die Nutzung von Smartphones, die wir ohnehin ständig bei uns tragen, sind die Menschen jederzeit erreichbar, das Internet ist immer verfügbar, immer wartend darauf das sich etwas auf dem kleinen Bildschirm tut. (Man könnte doch einen Anruf verpasst haben, oder eine eingegangene Mail übersehen haben..)
Das Problem bei neuen Entwicklungen ist, dass man nie genau voraussagen kann wie diese in der Gesellschaft aufgenommen werden und wie sie die Gesellschaft verändern könnten. Neue Technologie birgt aber auch immer eine Chance für die Entwicklung einer Gesellschaft.(Q1)
Durch diese neuen Erfindungen, auch das Web 2.0. könnte man hier anführen, ist die öffentliche Meinung sehr leicht zu beeinflussen. Denn über das Web können sehr viele Menschen in Bewegung gesetzt werden, die sich schnell Meinungen oder Standpunkte über gewisse Vorkommnisse bilden können (siehe Shitstorms). Aber auch bei Klimakatastrophen arrangieren sich Hilfetrupps über das Web, bieten Hilfe an und koordinieren wo Hilfe benötigt wird. Betrachtet man diese Seite könnte man meinen durch das Web ist die Gesellschaft aufmerksamer für schlechter gestellte Menschen und sozialer geworden. Jedoch wurde die Gesellschaft durch das schnell wachsende Internet oft auch ungeduldiger. Alles muss sofort und gleich geschehen, ein Mail muss binnen fünf Minuten beantwortet werden.(Q2)
Wissenschaftsfelder wie die Soziologie befassen sich schon länger mit diesem Phänomen und fassten es im Begriff der "Cybergesellschaft" zusammen. Unter anderem befasst sich diese Disziplin auch mit Veränderung unserer Kommunikation durch das Internet. Sie versucht auch zu verstehen, wie technologische Entwicklungen unser Handeln beeinflusst. Auch das Phänomen der Selbstdarstellung im Internet wird sehr stark diskutiert.
Der Soziologe Erving Goffman untermauert in seinem Buch "Wir alle spielen Theater" das Phänomen der Selbstdarstellung. Folgende Grundthesen lassen sich in seiner Theorie finden:
- Wir werden von Anderen als derjenige wahrgenommen, dessen Rolle wir darstellen.
- Wir werden dauernd dabei beobachtet, ob wir auch wirklich sind, was wir darstellen.
- Grundsätzlich ist bei einem Ensemble (in einer Gruppe) Vorder- und Hinterbühne zu unterscheiden.
- Zwischen Ensemble und Publikum entwickelt sich ein stillschweigendes Einvernehmen.
- Innerhalb des Ensembles entsteht Solidarität.
- Kommunikation auf der Hinterbühne des Ensembles ist direkter und hässlicher als auf der Vorderbühne.
- Eine begonnene Darstellung wird fortgesetzt (durchgezogen).
- Unterscheidet man den Ausdruck (einer Handlung) vom Eindruck (der Wirkung), der bei Anderen erreicht werden soll, dann gilt tendenziell: Der Eindruck ersetzt den Ausdruck.
- Generell wird Eindrucksmanagement betrieben, um eine Identität von Eindruck und Ausdruck zu suggerieren.
- Moral und Amoral: statt eine Aufgabe wirklich zu erfüllen, wird nur der Eindruck erweckt, diese Aufgabe zu erfüllen.(Q3)
„Wenn der Einzelne eine Rolle spielt, fordert er damit seine Zuschauer auf, den Eindruck, den er bei ihnen hervorruft, ernst zu nehmen.“(Q3)
Vor allem mit dem Aufkommen von Facebook, Twitter und Instagram wurde der "Trend" zur Selbstdarstellung noch verstärkt. Menschen präsentieren ihr Privatleben, Urlaubsfotos, Fotos vom letzen Shoppingtrip, etc. Eine Scheinwelt von glücklichen Menschen entsteht, wo keiner keinem traut und Niemandem das perfekt inszenierte Leben abgenommen wird. Meiner Meinung nach stellt dies ein riesen Problem dar, denn wie bereits Goffmann erkannte, spielen die meisten der Menschen täglich eine Rolle um die Zuseher, in diesem Fall die Internet-Community, zu unterhalten und das "Image" zu pflegen.
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Quelle 1: http://www.zeit.de/campus/2012/03/interview
Quelle 3: Goffman, Erving, Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, 2003, Piper Verlag
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