Grimmelikhuijsen zeigt in seinem Artikel auf, dass die erhöhte Transparenz der Verwaltung und der Tätigkeiten einer Regierung nicht immer nur positive Auswirkungen haben. Mit Hilfe der verfügbaren it-basierten Kommunikationstechnologien lässt sich Transparenz einfacher leben und durchführen, führt aber oft auch zu einer Überlast an Informationen bzw. zu genau dem gegenteiligen Effekt den man eigentlich erreichen will.
Transparenz wird im öffentlichen Bereich als Allheilmittel gesehen, um das gesunkene Vertrauen der Gesellschaft zu erhöhen, Korruption aufzudecken und ein nachvollziehbare Verwaltung zu erschaffen. Dabei werden folgende drei Vorteile herausgehoben – welche im Zuge des Artikels vom Autor widerlegt werden:
Transparenz wird geschaffen indem Informationen offen dargelegt werden. Diese Veröffentlichung bringt aber nicht nur positive Effekte, denn nicht alle Informationen sind auch für die Öffentlichkeit bestimmt bzw. nützlich, zB. Informationen die die öffentliche Sicherheit gefährden oder die Privatsphäre des Einzelnen.
Zudem besteht die Gefahr, dass die Bürger Probleme bei der Interpretation und dem Verständnis von veröffentlichten Informationen haben. In diesem Zusammenhang sieht der Autor das Problem der Informationsweitergabe durch die Medien. Medien berichten meist nur über die spannendsten und leider oft negativsten Entwicklungen. In diesem Fall würde die Transparenz zu falschen Annahmen und Falsch-Interpretation bei den Bürgern führen.
Ein weiterer Aspekt ist das Problem von ungewollter Veröffentlichung von Informationen. Nicht alle Entscheidungen in der Politik wurden rational getroffen – die Veröffentlichung der Ergebnisse kann somit zu einer Verunsicherung führen.
Der Anforderung nach Transparenz im öffentlichen Bereich wurde bisher durch öffentliche Sitzungen und gewährleistet. Die technologischen Entwicklungen im IT-Bereich schaffen nun neue Möglichkeiten an Transparenz. Die verfügbaren Daten können auf einfache Weise verarbeitet und ausgewertet werden. In diesem Zusammenhang wird oft auch der Begriff der New Public Management (öffentliche Verwaltungsreform) genannt, mit dem Ziel die öffentliche Verwaltung mehr wie ein privates Unternehmen zu führen. Diese soll durch die Bekanntgabe von Leistungsindikatoren und Kennzahlen erreicht werden, um öffentliche Güter messbarer zu machen.
Ein oft nicht beachtetes Problem mit der technologischen Entwicklung des Internets ist die Überlastung der Bürger mit Informationen bzw. auch an Überflutung mit Fehlinformationen. Diese Fehlinformationen führen wiederum zu weniger Vertrauen in den öffentlichen Bereich.
Wie im Fall von WikiLeaks führen it-basierte Kommunikationstechnologien auch zur Bekanntgabe von ungewollten Daten. Die Veröffentlichung tausender von geheimen Regierungsdokumenten führte zur allgemeinen Verunsicherung der Bevölkerung und dadurch sank auch das Vertrauen in die Regierung.
Transparenz führt zu vermehrter Information der Bürger und soll diese mehr an den Geschehnissen der öffentlichen Bereiche teilhaben lassen. Meist werden öffentliche Entscheidungen aber nicht rational getroffen, da nicht alle benötigten Informationen zur Verfügung stehen bzw. politische Hintergründe eine rationale Entscheidung verhindern. Transparenz würde dabei zur Veröffentlichung dieser Tatsachen und gleichzeitig zu weniger Vertrauen der Öffentlichkeit in die Entscheidungsprozesse.
Ein weiterer Aspekt sind die gestiegenen Erwartungen und Anforderungen der Bevölkerung durch die technologischen Mittel Informationen zu erhalten und zu veröffentlichen. Ein ewiger Teufelskreis denn durch die Bereitstellung der geforderten Daten besteht die Gefahr Missinformationen und Misstände aufzudecken bzw. zu verbreitern.
Zusätzliche können durch die gestiegen Transparenz auch unerwartete ökonomische und soziale Nebeneffekte entstehen. So werden durch die Veröffentlichung von Daten einzelner Stadtgebiete zu Kriminalitätsraten und öffentlichen Einrichtungen, wie etwa Schulen, zu vermehrter Abwanderung oder Zuwanderung von Bewohnern führen.
Die gerade dargestellten Auswirkungen zeigen die Grenzen der Transparenz auf. Wobei festzuhalten ist, dass durch die Entwicklung der it-basierten Technologien Entscheidungen der Regierung und in der öffentlichen Verwaltung kaum mehr unbeobachtet gefällt werden können bzw. unbeachtet bleiben. Gerade der Fall WikiLeaks zeigt auch, dass die Veröffentlichung von Daten zu enormen Schäden führen kann (durch zB. die Bekanntgabe von Namen einiger Geheimagenten). In diesem Sinne – Transparenz ist immer ein erstrebenswertes Ziel aber nicht um jeden Preis.
Viele Regierungen nehmen dieses Thema bereits sehr ernst und schaffen mehr Offenheit. Um die veröffentlichten Informationen in gewisser Weise zu kontrollieren und auch sensible Daten zu schützen ist es unbedingt notwendig gewisse Kontrollmechanismen anzuwenden. Wobei je größer die Auswirkung und das Ausmaß öffentlicher Entscheidungen sind desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Informationen geheim gehalten werden können.
Die eben dargestellten Grenzen und Probleme von öffentlicher Transparenz sollen nicht dazu führen Informationen weiterhin geheim zu halten und die Bürger nicht einzubinden sondern zur Bewusstseinsschaffung. Es ist auf jeden Fall wichtig die öffentlichen Entscheidungen mitzutragen und darüber informiert zu werden bzw. Mißstände dadurch aufzudecken. Werden die genannten Faktoren beachten so können Fehler und Missinterpretationen vermieden werden.
Grimmelikhuijsen, S. (2012). A good man but a bad wizard. About the limits and future of transparency of democratic governments. In: Information Polity, 17(3-4), S. 293-302.
Jänner 2014 |
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